[quote="Carl"]Wenn Du mich fragst, für uns Kleinwindradbauer ist der beste Windtunnel der Aufstellungsort, wo unser Rotor nachher stehen soll.[/quote]
Ich will das mal konkret sagen: Ein richtiger Windtunnel ist eine feine Sache, aber kaum einer von uns kann sich einen leisten oder will soviel Platz opfern. Man kann zwar provisorische Messungen mit einem oder mehrere Ventilatoren in einem kleinen Werkraum auch machen, aber da hat man eine ganz andere Strömung als in einem Profi Windtunnel. Die Messergebnisse werden so immer etwas verfälscht. Was auf die Flügel trifft ist fast immer total verwirbelte Luft, teilweise bauen sich unsichtbare Wirbelfelder auf, deren Position ständig wechseln kann, auch abhängig vom jeweiligen Rotor auf dem Teststand. Ein Rotor reagiert immer spezifisch auf die Strömung, die auf ihn einwirkt. Es muß also nicht heißen, dass die Messergebnisse beim Vergleich verschiedener Bau und Flügeltypen gleicher Baugröße auf so einem Messstand aussagen können, wie diese Ergebnisse bei einer anderen Strömungsquelle oder gar im Freiland ausfallen würden.
Einen Messstand draußen bei ständig wechselnden Strömungsbedingungen aufzubauen macht Sinn, wenn man die Daten loggen kann und hinterher vergleicht. Natürlich kostet das ein bißchen Mehraufwand an Elektronik usw, aber es gibt vielleicht einen primitiven Ausweg: Man könnte die gespeicherte Leistung von zwei verschiedenen Windrädern simultan messen, etwa Wasser, welches mit einer Pumpe in Fässer gepumpt wird oder Batterien mit gleichem Ausgangsladestand, die "abgefüllt" werden. Wenn das dicke Batterien sind, die eine Woche brauchen, bis sie voll sind, sagt das schon was. Das Fass, welches zuerst voll ist, kann auch reden. Und so kann man vielleicht schon vorab herausfinden, ob es sich überhaupt lohnt, auch mit verfeinerten Methoden noch weiter zu messen. Meine zwei neuen Messstände werden jedenfalls gleich so gebaut, dass nicht nur oben eine Nabe für den Austausch verschiedener Rotoren und Flügelzahlen vorhanden ist, unten im Messbereich befindet sich an der freihängenden Drehachse ein Gewinde zur Aufnahme eines Bohrfutters. Da kann ich eine Pumpe einspannen, einen Generator, eine Vorrichtung mit Drehmomentbremse und vieles andere mehr.
Mit sowas kann man nicht nur die Leistung zweier verschiedener Modelle an einem bestimmten Standort vergleichen. Man kann ja auch wechseln von Schwachwindstandort zu kräftigerem Wind oder von regelmässigerem Wind zu stark verwirbeltem Wind. Bei mir geht das jedenfalls gut zu machen. Die Nachbarn kennen mich schon und wundern sich nicht mehr. Bei mir im eigenen Garten habe ich nur Schwachwind, total verwirbelt. Selten über 3 m/sec. Hundert Meter weiter fängt ein Hügel an, oben bläst es regelmäßiger und nicht zu turbulent. Dort kann es im Mittel 3-4 m/sec sein, mit Spitzen bis 7-8 m/sec darinnen. Der Wind ändert seine Geschwindigkeit dort laufend, aber nicht so sehr die Richtung. Es gibt auch Stellen, wo die Strömung kräftig wechselt und dazu noch sehr verwirbelt ist. Ich finde es einfach interessant, herauszufinden, was der eine oder andere Rotor leisten kann, und wo jedes Modell seine Schwächen oder wo es Schokoladeseiten hat. So hat man doch einen Anhaltspunkt dafür, was man nach einer einschätzenden Beurteilung des ganz individuellen Standortes, wo man letztlich ein Windrad aufstellen will, für einen Rotortypen wählen kann. Das ideale Windrad für jeden Platz gibt es ja noch nicht. Was meint Ihr dazu?
Gruß, Carl