Hallo Jens,
Weißt Du, ein Windrad zeigt seine Schwächen manchmal erst nach Jahren. Wie sagt man: Steter Tropfen höhlt den Stein. Wer schon länger Windräder auch bei guter handwerklicher Erfahrung gebaut hat, weiß, dass es eher ein Wunder ist, wenn ein Windrad mal ohne irgendwelche Wehwehchen längere Zeit ohne Reperatur und Wartung über die Runden kommt. Zu reparieren oder auszutauschen gibt es immer wieder mal was, manchmal möchte man auch im Sturm gerne hoch, weil man noch etwas retten möchte, aber das geht dann oft nicht mehr.
Wenn ich keine andere Möglichkeit hätte, als nur das Dach und wenn dort auch nichts mit Sonnenernergie zu machen wäre, käme mir vielleicht ebenso der Gedanke an Savonius-Rotoren, falls dort so starke Strömungsverwirbelung ist, dass dieser sich deshalb für sowas anbietet. Verlockend ist ja auch die einfache Bauweise.
Die V2 Vierkantprofile, die Du an die dicken Balken festschrauben willst, sind wahrscheinlich eine starke Lösung, die Du Dir gut überlegt hast. Wahrscheinlich wirst Du die Verschraubungen auch stabil und mit V2 Stahl machen, prima. Bei der Verbindung mit dem Balkenwerk kannst Du gleich eine sehr dicke Gummiplatte als Stoßdämpfung und zur Vermeidung von Lärm im Haus einplanen.
Mir selbst gefällt der einfache Savonius auch am besten. Er ist unkompliziert und läßt sich leicht herstellen. Aber Vorsicht: Wenn Du mal im Kleinen erleben möchtest, was für Lastwechsel bedingte Wuchten an der Achse reißen können, dann mache es wie der schlaue Carl, der sich aus einer alten Kaffedose einen Miniatur-Savonius gebaut hat, um zu sehen, wie sich dieser unter Wasser in einem kleinen Bach so anstellt.
Mir hat es fast die Arme aus dem Schultergelenk geschlackert! An der Luft ist es nicht so schlimm, Wasser ist über 800 mal dichter als Luft und hat ebensoviel mehr Energieinhalt als diese. Aber Du siehst dann, womit Du auf Deinem Dach rechnen mußt, wenn mal richtig was bläst. Daß bei Verdopplung der Windgeschwindigkeit dreimal soviel Energie drin sitzt, weißt Du sicher schon.
Eine Stoßdämfung ist kein Witz, wenn Dir Dein Dachstuhl lieb ist. Na ja, Du bist eben sehr mutig, ich versuche also, Dir zu helfen, statt es Dir auszureden. Und mutig mußt Du sein, bei den tollen Windverhältnissen mit mittleren 5 m/sec. Du sprachest von relativ hohen Rotoren, wenn die senkrecht stehen, an die Hebelkraft auf den Dachstuhl hast Du schon gedacht? Kannst Du die Profile nicht bis zur Erde herunterführen? Im V2 Vierkantrahmen sollten die Rotoren ja ziemlich stabil gelagert sein, mit einer starken verwindungssteifen Rohrachse, und super Drucklagern unten und Radiallagern oben, unten wegen dem Gewicht, oder wie dachtest Du Dir das? Ein Rohr hat einen größeren Durchmesser als eine massive Achse gleicher Materialmenge und somit höhere Verwindungssteifigkeit, daher meine Frage. Und durchgehende Achse wirst Du wohl brauchen, nehme ich an, weil sonst die Schaufeln noch stärker und damit schwerer werden müßten...
Du brauchst die Abdeckelung des Rotors nicht mit kreisrunden Scheiben zu machen, dafür genügt ein S - förmiger Spant, breit genug, um Flügelrandverluste zu vermeiden, aber total runde Scheibe ist nicht nur Materialverschwendung sondern schließt auch die Turbine gegen von oben oder unten einströmende turbulente Luft ab, S - Form Träger nützt also auch noch durch mehr Leistung. Der S - Träger kann auch gerne stabil sein, muß nicht in Leichtbau ausgeführt werden, nur ausgewuchtet sollte er sein, sonst hast Du später Probleme.
Kommen wir zum Schaufelmaterial: Da ist Leichtbau angesagt, selbst Alu ist noch zu schwer, weil Du bei 1m Durchmesser ganz schön Blechstärke nehmen müsstest, mit ein Grund, warum ich selber auf dem Dach nichts hinstellen würde, es sei denn, ich hätte ein massives Flachdach, dass eine breite Auflagerung und Verankerung erlauben würde. Auf ein schwächeres Flachdach würde ich ein auf Autoreifen gelagertes Rahmengestell aufbringen und reichlich mit Gewichten (Sandsäcke) beschweren. Also bleibt eine etwas weniger kostengünstige Alternative für die Schaufeln, Kohlefaser oder GFK. Die müsstest Du in einer Form leicht bauen können, Kohlefasermatten habe ich mir mal bei E-Bay Reste billig geholt, super Material, Verarbeitung muss ja bei sowas nicht auf Hochglanz sein, kleine Unregelmäßigkeiten stören nicht, wenns billig ist, nimmt man auch mal eine Lage mehr, hält besser und fällt vom Gewicht her nicht so dramatisch auf den Teller.
GFK kann einreißen, wenn es dünn ist, die Flügel arbeiten ganz schön, dick ist es wieder ziemlich schwer und wenn der Rotor dreht, arbeiten die Wände unter dem Druck der Lastwechsel, da schaukeln sich dann leicht die Unwuchten auf, für die der Savonius bei größeren Abmessungen berühmt und auch gefürchtet ist. Bei 100 U/m kann das schon ganz zu schön zupfen anfangen mit 1 m Durchmesser. Und wenn sich da mal irgend eine Schwachstelle freigeschlackert hat, die reißt dann den Rest mit. Das ist genauso wie eine Kette, die nur so stark ist, wie ihr schwächstes Glied.
Ich rate Leuten, die noch wenig oder keine Praxis gehabt haben immer dazu, sich zuerst in kleinen Schritten mit der Windkraft vertraut zu machen. Ich selbst habe schon hunderte selbstgebaute Miniaturwindräder überlebt, selbst da war keines darunter, welches ohne Wartung lange Zeit überstanden hat, bei aller Erfahrung, die man gemacht hat, wundert man sich immer wieder über Schwachstellen, an die man vorher nicht gedacht hat. Also: mach Dich auf was gefasst und verlier trotzdem nicht die Lust an der Sache!
Gruß, Carl