Moin,
Was Kleinwindanlagenbetreiber angeht, so gibt es eigentlich 3 Arten von "Spinnern"
Die ersten sind die Ökos die einen Beitrag zum Umweltschutz leisten wollen und sich freuen wenn sie ihrem Eigenenergieverbrauch etwas entgegenwirken können, ganz gleich ob sich die Anlage rentiert oder nicht und egal ob sie gut aufgestellt ist oder versteckt hinterm Wohnhaus nur wenige KWh pro Jahr liefert.
Die Zweite Kategorie Spinner sind Leute wie ich, die Tüftler, die in ihren Kellern sitzen experimentieren und basteln und sich freuen wenn die praktischen Messungen den berechneten theroretischen Werten relativ nahe kommen. Ihnen ist es oft egal was der Spass kostet, der Weg ist das Ziel.
Die letzte Art von Spinnern sind dann die Menschen, die sich stur in den Kopf setzen, das ganze wirtschaftlich zu betreiben und solange mit Zahlen jonglieren bis die Rechnung letztlich aufgeht...
Diese Leute haben es in Deutschland leider sehr schwer. Die Vergütung für den eingespeisten Strom ist gering, die Investitionskosten sind hoch, das Bauamt verhindert oft die Nutzung sinnvoller möglicher Standorte und zudem fehlt es meist auch an Grundlagenwissen und Praxis um vernünftig beurteilen zu können was möglich ist und was nicht.
In anderen Ländern wie Italien oder Spanien sieht die Sache etwas anders aus. Bei Vergütungen um die 35 Cent kann man dort auch eine Kleinwindanlage kostendeckend betreiben oder auch Gewinne einfahren von denen nicht erst die Enkelkinder profitieren und zwar selbst dann, wenn man "teure" Anlagen namenhafter Anbieter und Hersteller verwendet. Sowas klappt hier in Deustchland in aller Regel aber nicht.
In Wohngebieten ist das ganze oft schonmal grundsätzlich zum Scheitern verursacht wenn man nicht zur Spinnerkatergorie 1 oder 2 zählt. Dort ist es viel zu verwirbelt und man kommt mit dem Mast nicht in entsprechende Höhen.
Ich habe mal eine horizontale Anlage mit 2 m Durchmesser betrieben...ein Selbstbau vom feinsten, mit tollem Scheibengenerator. Die Anlage stand bei einem Freund im Garten...hier im hohen Norden wo im Windatlas Durchschnittswerte von um die 3,8 m/s angezeigt werden (das ist toll !!!).
Ernüchternedes Ergebnis des Hinterhofsetups: etwa 1-2 - manchmal auch 3 Kwh im Monat

Bäume aus der Nachbarschaft, die Windschatten der Nachbarhäuser und die ganzen Verwirbelungen verurteilten das ganze mehr oder weniger zu einem Kunstobjekt.
Wenn man eine Investition im Energiebereich tätigen will, so sollte man sich in Deutschland eher mit Solaranlagen oder Blockheizkraftwerken beschäftigen- dort sind die Erträge relativ gut kalkulierbar und man schreibt früher oder später höchstwarscheinlich schwarze Zahlen. Vor allem mit BHKWs beschäftige ich mich seit einiger Zeit sehr intensiv und da gibt es durchaus Lösungen, die sich binnen 2-3 Jahren komplett refinanzieren können...
Bitte informiere dich etwas im Grundlagenbereich und schau dir an wie sich die theoretischen Werte für die Leistung einer Anlage errechnen lassen. Dann gibt es hier eine ganze Menge Nutzer die ihre Erfahrungen niedergeschrieben haben. Schau dir die Anlagen an und versuche ein Gefühl dafür zu bekommen, was in der Praxis von den theoretisch errechneten Werten noch bleibt und auch welche Angaben der Hersteller realistisch sind und was Unfug ist.
Wirklich sinnvoll betreiben lassen sich kleine Anlagen wohl nur dort, wo man auf den Strom angewiesen ist und wo es kaum Alternativen gibt ihn zu erzeugen:
- Berghütten, Expeditionen.... so kann eine kleine Blackanlage für Bauern oder Pferdewirte zum Aufladen des Akkus der Weidezaungeräte sicherlich sehr praktisch sein wenn man nicht 2 Mal die Woche einen neuen Akku aufs Feld karren muss und somit der umständliche Austausch entfällt, man die Spritkosten spart und Rückenschmerzen vermeiden kann...

Vertikale Anlagen sind in der Tat toll...leider jedoch nicht wegen ihrer Höheren Effektivität oder besserer Verwirbelungsbeständigkeit...sondern weil sie anders aussehen und eben anders sind...hat sicherlich seinen Reiz, ist aber wirtschaftlicher Unfug und witzigerweise sind es genau die Leute die das ebenso sehen welche hier im Forum hauptsächlich dennoch an genau solchen Geräten basteln ...

Darrieusrotoren beispielsweise sind extremst Störungsanfällig was Verwirbelungen und Winddreher angeht. Savoniusrotoren sind da schon robuster, jedoch klobig und schwer mit geringem Gesamtwirkungsgrad, benötigen Getriebe und sind schwer zu bremsen...
alles nicht so leicht

Gruß
Max