Hallo Thorsten,
Wenn Du aufmerksam genug gelesen hast, weißt Du, dass die Messwerte des Philipino-Rotors nicht vom Urheber der Bachelorarbeit ermittelt wurden, sondern aus der Quelle dazu entnommen wurden. Diese Daten wurden dort und im Projekt von Prof. Vinh Ngyuen in Thies erarbeitet. Es sind wissenschaftlich relevante Quellen.
Nun verhält es sich mit der Technik des Phillipino-Rotors so, dass die damals gemessenen Werte an einer Urform dieser damals neuen Technik ermittelt wurden.
Inzwischen sind 40 Jahre vergangen und einige international verstreute Erfinder (ein Belgier, ein Franzose und zwei Deutsche) haben unabhängig voneinander und teilweise wohl auch ohne Kenntniss zur Existenz von Phillipinos Prinzip an demselben gearbeitet und Patente dazu angemeldet, die Verbesserungen, die Energieausbeute betreffend angingen. Mindestens zwei dieser Patente wurden auch erteilt, von Phillipino wußte dabei keines der Ämter! Ist Tatsache, ich hatte einmal eine kostenpflichtige Recherche beim Patentamt beauftragt, 800,00 DM teuer!
So z.B. sieht man auf dem Foto des Phillipino-Rotors noch keine Endkappen an den Flügelenden, diese allein schon erbringen durch Vermeidung von Flügel-Randverlusten etwa 15% - 20% mehr Leistung.
Andere, nicht patentierbare, weil schon veröffentlichte Verbesserungen betreffen die Stromlinienform des Vorflügels (wie die Spitze vom Ei), was letztlich auch bedeutend mehr Leistung bringt.
Einzig bei der vom Urheber der Bachelorarbeit in eigenwilliger Weise veränderten Bauform der C-Profile als Helix-Flügel ist ein Wirkungsgrad von Cw 0,11 verständlich. Warum verständlich? Das Prinzip arbeitet mit einem Strömungsverlauf zwischen den beiden Flügelteilen, bei dem in der Vorflügelwanne Druck nach vorne aufgebaut wird. Steht der Flügel nicht genau senkrecht zur Strömung, dann läuft die Strömung als Randverlust wirkungslos ab. OK?
Ich habe, um Dir mal klar zu machen, wovon die Rede ist, einen der hier im Forum mit der Ebay-Werbung oft angebotenes Generatormodell, den kleinen Schrittmotor von Howard als Stromerzeuger für die Ledlampen im Hühnerstall meines Nachbarn mit einem zweiflügeligen C-Rotor der Abmessung: 29 cm x 29 cm seit drei Jahren ununterbrochen laufen. Er fährt inzwischen (weil die Lager nun eingefahren sind) schon bei 2,5 m/sec an und läd ab 3 m/sec den kleinen Akku.
29cm x 29cm, rechne Dir die Quadratmeter Fläche zum Wind. Ein mittelmäßiger Horizontalrotor, den ich mit dem gleichen Schrittmotor bestücke, schafft der das bei vergleichbar kleiner Fläche? Diese Frage könnte Dir möglicherweise beantworten, warum die Messungen in der besagten Bachelorarbeit - wenn überhaupt etwas, dann nur eine Aussage zum handwerklichen Geschick oder den Messmethoden des Urhebers vermuten lassen.
Denn ein gut gebauter Miniatur-Rotor mit C-Flügeln hat proportional sogar bessere Leistungsdaten, weil die Drehzahl höher, die Reaktionszyklen schneller und damit das Strömungsumfeld günstiger ist. Es entsteht räumlich ein anderes Strömungsbild und hat damit logischerweise auch andere Wirkung.
Wahrscheinlich hat sein Modell geklemmt, weil die Drehachse nicht gerade oder die Lager verkantet waren.
Gruß, Carl
Nachschrift: Nun will ich mit dem Vergleich nicht andeuten, dass der Phillipino-Rotor - denn so muss man ihn auch in der weiterentwickelten Form nennen, einen höheren Wirkungsgrad als ein mittlerer Horizontalläufer haben könnte. Nein. Er hat ein sehr hohes Drehmoment vom Start her, welches ein Horizontalläufer erst aufbauen muß, sobald er auf Touren kommt.
Des weiteren: Ich halte die damaligen Messergebnisse durch Phillipino und Ngyuen annähernd für möglich, also Cw 0,25 wenn es hoch kommt! Und weiter:
Da Leistungs Verbesserungen durch Weiterentwicklungen noch dazukommen, würde mich ein erreichbarer Wirkungsgrad irgendwo zwischen Cw 0,25 bis maximal Cw 0,30 nicht sonderlich in Erstaunen versetzen!
Eines ist ziemlich klar: Das Messergebniss zu den kleinen Rotoren in der Bachelorarbeit ist eine totale Lachnummer. Sowohl für diejenigen, die sich darüber freuen als auch für die, die das Prinzip gründlich genug kennen. Den einen macht es Spass, weil sie die Bauart nicht mögen, nie aber selber getestet haben und ihre Theorien bestätigt sehen, die anderen lachen darüber wie über einen vollkommen absurden Witz. Ich selber lache zwar nicht, mich läßt es eher kalt.