Verteilung im Hausnetz

welche Phase?

Breez

Betreff:

Verteilung im Hausnetz

 ·  Gepostet: 16.01.2012 - 10:40 Uhr  ·  #25179
Hallo zusammen,

mich beschäftigt zur Zeit auch die Windenergie. Die Frage die ich mir gerade stelle: wenn ich meinen Wechselrichter ans Hausnetz anschließe: auf welcher Phase habe ich dann die Leistung der Windanlage? Nur auf der Phase, die angeschlossen wird?
Oder auf allen 3 Phasen? Wäre ja fatal, wenn die Energie die z.B. nachts gewonnen wird nicht verbraucht wird, weil auf der Phase grad kein Verbraucher läuft.
Wie geht das genau?

Vielen Dank für Infos, denn die Suche hat nicht zur Beantwortung meiner Frage geführt.

XXLRay

Betreff:

Re: Verteilung im Hausnetz

 ·  Gepostet: 16.01.2012 - 12:17 Uhr  ·  #25182
Zunächst mal kannst du nicht irgendeinen Wechselrichter verwenden. Du benötigst einen Wechselrichter, der sich zur Wechselspannung deines Netzes synchronisiert. Ansonsten verlaufen im schlimmsten Fall die Spannungskurven genau entgegengesetzt und du fabrizierst einen Kurzschluss. Du suchst also ein Gerät, das in der Regel als Einspeisewechselrichter für Kleinwindanlagen angeboten wird. In Deutschland muss dieser noch über eine separate oder integrierte ENS verfügen.

In der Regel ist dieser bei Kleinwindanlagen nur über eine Phase angeschlossen. Besteht eine Verbindung zum öffentlichen Netz, und verbrauchst du den Strom nicht selbst, wird die überzählige Energie eingespeist. Hast du keine Verbindung zum öffentlichen Netz, also ein Inselnetz, muss du dafür sorgen, das überschüssige Energie z.B. mittels eines Überspannungschutzes (Schaltplan im Forum) durch eine Ersatzlast verbraucht wird.

Breez

Betreff:

Re: Verteilung im Hausnetz

 ·  Gepostet: 16.01.2012 - 12:29 Uhr  ·  #25183
Danke schonmal. Ich meine konkret den Windboy LV1100. Der braucht m.W. keine Ersatzlast. Nein, ich will keine Insel sondern lediglich die Windkraft im Netz im Haus haben. Daher die Frage, was ist, wenn ich z.B. den L1 anschließe, und bei Nacht aber keinen Verbraucher habe. Verteilt sich die gewonnene Energie dann trotzdem auf die anderen Verbraucher im Haus oder sind die drei Phasen tatsächlich getrennt zu betrachten??

Erdorf

Betreff:

Re: Verteilung im Hausnetz

 ·  Gepostet: 16.01.2012 - 14:09 Uhr  ·  #25184
Hallo Breez,

Technisch wird in diesem Fall der Strom über die L1 eingespeist, geht ja nicht anders.

Praktisch kommt es nun auf den oder die Drehstromzähler an.
Also man hätte Einspeisung über L1 und gleichzeitig Verbrauch über L2 und L3.
Wenn dein Zähler einfach gestrickt ist, bzw. bilanzierend arbeitet, so verrechnet er Einspeisung und Verbrauch.
Dann 'sieht es so aus', als ob der sich der auf L1 erzeugte Strom auf die anderen Phasen verteilt.
Technisch ist das nicht so, bzw. viel komplizierter und Aufgabe des Netzes bzw. des Netzanbieters.
Womit wieder einmal deutlich wird, das die Anforderungen an die Netze und Netzanbieter steigen...

Gruß Frank

Sandy

Betreff:

Re: Verteilung im Hausnetz

 ·  Gepostet: 17.01.2012 - 21:00 Uhr  ·  #25210
Tatsächlich habe ich in dieser Richtung im vergangenen Jahr experimentiert und die Geschichte in mehreren Versuchen simuliert.
Zunächst ging es um den Eigenverbrauch des Zählers und den habe ich bei meinem Testobjekt, einem Wechselstromzähler, mit ca. 3,6 W (Drehstrom x 3 !!!) festgestellt. Für uns Verbraucher ist dies kein Problem, denn diesen Verbrauch misst der Zähler nicht mit, vielmehr muss der Energieversorger den aufbringen.

Nächster Punkt ist das Anlaufverhalten eines mechanischen Zählers. Bevor überhaupt etwas passiert und die Zählerscheibe in Rotation kommt, muss eine Energieabnahme von ca. 8 – 12 W erfolgen. Dies bedeutet aber nicht, dass diese 8 – 12 W verloren sind, sondern in dem Moment, in dem sich die Scheibe dreht, auch korrekt erfasst werden.
Jetzt zur Einspeisung, bilanzierende Messung (Hinweis unten beachten): Gehen wir mal von einem Zähler ohne Rücklaufsperre aus, so müssen wir, um den Zähler rückwärts zu drehen, zunächst die Eigenleistung vom Zähler überwinden (Erster Verlust) und schließlich die besagten 8 – 12 W (Zweiter Verlust), die für die Bewegung der Scheibe notwendig sind. Gehen wir mal von 12 + 3,6 W aus, so haben wir also schon mal 15,6 W verschenkt.

Drehstromzähler: Wenn auf dem Außenleiter, auf dem eingespeist wird, keine Energieabnahme erfolgt, jedoch auf den beiden anderen, so bremst die rückwärtsgerichtete Energie die Zählerscheibe, jedoch mit den genannten Verlusten. Besser wäre es tatsächlich, wenn zur einphasigen Einspeisung ein viel belasteter Außenleiter ausgesucht wird.

Fazit: Nach meiner Meinung ist eine bilanzierende Messung mit einem herkömmlichen Ferrariszähler wenig sinnvoll. Besser ist es, bei der Auswahl des Außenleiters, auf dem eingespeist werden soll, zunächst einmal die Belastung zu ermitteln.
Noch eine Empfehlung: Damit es keine Störungen und häufige Ausfälle des Einspeisewechselrichters gibt, ist eine direkte Leitung zur Hauptverteilung sinnvoll. Wird z.B. eine Leitung (3 x 1,5 mm²) zur Einspeisung gewählt, auf der Kühlgeräte ihre Energie beziehen, so kann deren hoher Anlaufstrom den Wechselrichter irritieren und ihn zu häufigen Ausfällen bringen. Wird dagegen eine separate Leitung zur Verteilung gelegt, so ist die Zusammenführung mit den genannten Geräten auf dem gleichen Außenleiter wegen des dort größeren Querschnitts unproblematisch.

Hinweis zur bilanzierenden Messung: Nach meinem Wissensstand in Deutschland immer noch nicht erlaubt, aber von einigen Versorgern geduldet, wenn es sich um so kleine Energiemengen handelt, wie z.B. von Kleinstwindanlagen.

Grüße von
Sandy
(Rainer)