Und sie schießen aus den Hügeln

(wie die Pilze aus dem Herbstboden)

Stefan M

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Re: Und sie schießen aus den Hügeln

 ·  Gepostet: 14.05.2014 - 20:11 Uhr  ·  #40907
die besagten Windkraftanlagen sind, wie ich jetzt bei näherer Betrachtung festgestellt habe, dicke Ottos: Nabenhöhe 115m, Nennleistung 2,4 MW. Was mich noch immer interessiert: ergeben derartige Investitionen bei nur gelegentlicher Auslastung tatsächlich einen wirtschaftlichen Sinn? Wenn sie oft still stehen oder sich nur ganz langsam (mit ca. 3U/min) drehen?

XXLRay

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Re: Und sie schießen aus den Hügeln

 ·  Gepostet: 15.05.2014 - 06:48 Uhr  ·  #40911

dig-it

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Re: Und sie schießen aus den Hügeln

 ·  Gepostet: 15.05.2014 - 08:50 Uhr  ·  #40912
Zitat

ergeben derartige Investitionen bei nur gelegentlicher Auslastung tatsächlich einen wirtschaftlichen Sinn? Wenn sie oft still stehen oder sich nur ganz langsam (mit ca. 3U/min) drehen?


Liest Du eigentlich keine Zeitung, verfolgst Du das Thema nicht in den Medien? Sonst hättest Du die Antwort schon seit Jahren...

Dieter

Stefan M

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Re: Und sie schießen aus den Hügeln

 ·  Gepostet: 15.05.2014 - 17:52 Uhr  ·  #40932
ja? Nö. Ich weiß nur, dass viel Geld investiert wird in der Hoffnung auf Rendite, die aber wohl oft enttäuscht wird. Ich stelle mir das so vor: da stehen hier bei mir WKA herum, die bei ordentlichem Wind eine Leistung von ca. 25MW bereitstellen könnten, über 200 GWh pro Jahr, also eine enorme Arbeitsleistung. Meiner Schätzung nach dürfte die tatsächliche Ausbeute bei ca. 10% davon liegen, da sie sich oft tagelang nicht bewegen. Dann dürfte im Teillastbetrieb, also wenn sie sich nur langsam drehen, die Ausbeute gering sein. Ordentlich Wind, wie in den letzten Wochen, gab es von November bis April kaum. Und erst jetzt habe ich beobachtet, wie sie alle mit Drehzahlen liefen, die Nennleistung vermuten lassen.

Was schreiben denn die Zeitungen? Ich las von sinnvollen Invertitionen, von enttäuschten Investoren (Enercon z.B.) von technischen Problemen. Wie die Auslastungen und Erträge der Betreiber aussehen, das jedoch nicht. Dafür aber, dass die Windkraft missbraucht wird, um Stromtrassen für die Einspeisung von Braunkohlepower zu rechtfertigen und querzusubventionieren. 2 von 3 geplante Trassen enden, so ein Zufall, bei den Braunkohlerevieren in Ost und West. Mein Verdacht: die Energiewende ist längst rückabgewickelt, sie wurde benutzt, um dem hilflos ausgelieferten Kleinstromkunden das Geld per EEG-Umlage aus der Nase zu ziehen und den Strom-Großverbrauchern weiter beste Preise zu garantieren.

...

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Re: Und sie schießen aus den Hügeln

 ·  Gepostet: 15.05.2014 - 18:09 Uhr  ·  #40933
gerade diese Woche wurde mir von einer Gemeinde in der Nähe berichtet, die sich mächtig exponiert und an nem Windpark beteiligt hat.
Natürlich auf Basis seriöser Erhebungen ... Goldene Zeiten sollten es werden ... jetzt muss die Jugendbücherei und das Schwimmbad geschlossen werden weil die
"Erwartungen und Prognosen" nicht zutreffend sind.

Schon ätzend.

Tjark

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Re: Und sie schießen aus den Hügeln

 ·  Gepostet: 16.05.2014 - 16:56 Uhr  ·  #40943
Zitat
im Fernsehen wurde mehrfach berichtet, dass die Betreiber im Falle der Deaktivierung durch Netzbetreiber aus der EEG-Umlage dafür entschädigt werden. Ist das falsch?

Das ist korrekt. Eine Windenergieanlage wird während einer Ausregelung in der Regel auf Basis der Leistungskennlinie und der, in der Zeit gemessenen Wingeschwindigkeit weiter vergütet. Ein, in meinen Augen absolut notwendiger Schritt, denn niemand würde in eine Windenergieanlage investieren, wenn man keine Sicherheit darüber hätte, wie oft und in welchem Umfang ausgeregelt wird. Gerade bei mir in der Gegend (Nordseeküste Schleswig-Holstein) werden bei Windstärken ca. über 9 m/s die ersten Umspannwerke und damit die damit verbundenen Windparks, ausgeregelt. Dies geschieht immer in der gleichen Reihenfolge (zuerst UW X, bei 1 m/s mehr Wind UW Y, etc) und manche Anlagen wurden gar noch nie ausgeregelt. Bei komplettem Wegfall dieser Ersatzanspruchsregelung würde es zu Mord und Totschlag kommen, weil irgendwer sich immer ungerecht behandelt fühlen würde. Vielmehr spornt doch diese Regelung dazu an, die Anlagen immer am Netz zu belassen und z.B. vermehrt auf Spitzlastkraftwerke und Speicher zu setzten, anstatt die unflexiblen Kohle- und Atomkraftwerke am Netz zu lassen.
Im neuen EEG wird der Kritik an dieser Regelung mit dem sogenannten"Einspeisemanagement Selbstbehalt" Rechnung getragen. Ab EEG 2.0 müssen immerhin 5% des, durch Ausregelung entstandenen Ertragsausfalls, vom Windenergieanlagenbetreiber selbst getragen werden.
Die Anschuldigung, Windenergieanlagen lohnen sich nur durch "Subventionsmauschelei", möchte ich auch nicht im Raum stehen lassen. Windenergieanlagen bekommen bundesweit die selbe Anfangsvergütung von 8,93 Cent/kWh plus den Systemdienstleistungsbonus von 0,48 Cent/kWh (bei Repoweringvorhaben kommen nochmals 0,5 Cent/kWh auf die Anfangsvergütung hinzu). Der Zeitraum, in dem diese erhöhte Anfangsvergütung bezahlt wird errechnet sich anhand eines anlagenspezifischen Referenzertrags, mit dem der tatsächliche Ertrag nach 5 Jahren abgeglichen wird. Dieser Zeitraum verlängert sich um zwei Monate je 0,75 Prozent des Referenzertrags, um den der Ertrag der Anlage 150 % des Referenzertrags unterschreitet.
Beispiel: An guten Standorten im Koog kann einen Anlage nach 5 Jahren ca. 120 % des Referenzertrags erreichen. Der Zeitraum in der die erhöhte Anfangsvergütung von 8,93 + 0,48 Cent/kWh gezahlt wird, verlängert sich daher um 80 Monate bzw. 6,7 Jahre. Plus die anfänglichen 5 Jahre ist der Zeitraum 11,7 Jahre lang. Danach bekommt die Anlage für die restlichen 8,3 Jahre noch die Grundvergütung von 4,87 Cent/kWh. Diese Regelung wurde zur Förderung von schlechteren Standorten eingeführt, die im extrem dann die volle Laufzeit von 20 Jahren die erhöhte Anfangsvergütung von 9,41 Cent/kWh erhalten.
Rechnet man nun mal alle Subventionen, die der Steuerzahler seit Jahrzehnten unsichtbar über die Steuern bezahlt, mit in den Strompreis einer kWh aus einem AKW oder Kohlekraftwerk, dann ist Windenergie die günstigste Energieform! Ich persönlich denke, dass die Debatte über die "Überförderung" von Windenergie, sehr subjektiv geführt wird. Wenn der Windmüller auf einmal Mercedes fahren kann, ist das für einige deutlich schlimmer, als wenn sich ein EON Geschäftsführer bzw. Aktionär stillschweigend eine ganze Inselgruppe kauft.

Stefan M

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Re: Und sie schießen aus den Hügeln

 ·  Gepostet: 19.05.2014 - 13:19 Uhr  ·  #40956
vielen Dank für diese umfangreiche Erläuterung. Und ich bitte darum, nicht falsch verstanden zu werden: ich möchte eben nicht, dass kleine Unternehmer und Kommunen mit falschen Versprechungen in Finanzabenteuer gelockt werden und dann statt Entlastung weitere Belastung erfahren. Seinen Benz gönne ich auch jedem, fahre ja selbst einen, wenn auch aus der Gattung alt, top fit, aber bezahlt. Und ich bin auch bereit, mehr zu bezahlen, wenn ich dafür saubere Energie kaufen kann. Nur zeigt die Erfahrung immer wieder, dass bei Geschäften jeder Art, die beteiligten Konzerne immer auf der sicheren Seite sind und die Risiken und Nachteile vergesellschaftet werden - wobei ich einen kleinen Windmüller zum Volk zähle. Die EEG-Schieberei sehe ich als eine Quersubvention der dreistesten Art an, die finanzstarke Großinvestoren schützt und Haushalte, die ihre Grundversorgung kaum noch stemmen können, benachteiligt.

Black300

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Re: Und sie schießen aus den Hügeln

 ·  Gepostet: 14.06.2014 - 11:06 Uhr  ·  #41245
Sigmar Gabriel lässts grüßen...