Erfahrungsbericht Kleinwindanlage Braun 6.5

In Verbindung mit Smart!Wind 7.5

Timohome

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Erfahrungsbericht Kleinwindanlage Braun 6.5

 ·  Gepostet: 08.05.2016 - 15:21 Uhr  ·  #48176
Jeder, der sich für die Kleinwindbranche interessiert und evtl. ebenfalls vor der Wahl steht, sich eine Kleinwindanlage zu bauen, freut sich immer wieder über Erfahrungsberichte, Up´s & Down mit der Anlage, und so weiter. So auch habe ich mich sehr über viele Threads hier im Forum aber auch einige PN´s gefreut, daher möchte ich heute den Anderen ein kleinen Einblick in meine Erfahrungen mit der Braun Antaris 6.5 geben. Es soll ein wenig belichten für wen es die richtige Anlage ist, und was man realistisch erwarten kann. Natürlich sind dies persönliche Eindrücke und daher nicht alles fachlich fundiert, aber darum geht es mir auch gar nicht. Einige, die meinen Werdegang verfolgt haben, wissen schon von einigen Problemen die anfangs herrschten - zu diesem Thread werde ich gesondert einen Beitrag verfassen.

Hier soll es rein um die Antaris 6.5 in Verbindung mit dem Smart!Wind 7.5 gehen:
Wir haben die Anlage in einem Allgemeinen Wohngebiet errichtet, auf einem freistehenden 24 Meter Rohrmast. Die Höhe von eben diesen 24 Metern ist hier absolut sinnvoll, da ich an diesem Standort durch meine Nachbarn einen hohen Baumbestand westlich und östlich habe, die Verwirbelungen sind aber selbst auf dieser Höhe deutlich spürbar. Wenn wir freie Anströmung von bspw. 300 Grad haben, läuft sie sehr viel stetiger; wenn der Wind an den Hindernissen vorbei muss, dreht die Anlage sich sehr häufig aus dem Wind, das schlägt sich natürlich im Ertrag nieder. Die Antaris ist windnachgeführt durch eine Heckflosse, daher ist sie in meinem Falle sehr anfällig für Böen. Das sollte man bei der Entscheidung, eine Kleinwindanlage zu bauen, berücksichtigen. In wie fern jetzt aktiv nachgeführte Systeme hier besser laufen würden, bspw. PSW Systeme, kann ich leider nicht sagen.

Was ich aber sehr wohl nach gut einem halben Jahr Erfahrung mit der Kleinwindanlage sagen kann, auch ich habe das vorhandene Windangebot überschätzt. Wir haben jetzt mit unserer Anlage etwa 2.300 KW/h produziert. Gut, dieser Wert ist bis jetzt wenig repräsentativ, da wir sehr oft die Anlage aus Rücksicht zur Nachbarschaft abgeschaltet haben, aber auch Nachbesserungen durchgeführt, die in dieser Zeit ebenfalls keinen Ertrag brachten. Zusätzlich muss der Immissionswert von nachts 40 dbA eingehalten werden, somit war bis jetzt die Anlage nachts immer aus sobald dieser Wert überschritten war. Das Problem der Komplettabschaltung haben wir jedoch seit einigen Tagen unter Kontrolle bekommen, dazu aber später mehr. Das erste Jahr ist daher in Sachen Ertrag für mich nicht als Referenz heranzuziehen. In der Summe denke ich jedoch, dass an unserem Standort, Immenhausen, Nordhessen durch diese Umstände etwa 3.000 KW/h zu erreichen sind. Gerechnet habe ich mit etwas mehr.
Das ist ein Punkt, welchen ich jedem ans Herz legen möchte, der ebenfalls mit dem Gedanken spielt, sich eine Windenergieanlage zu bauen. Messt den Wind! So häufig kommen auch bei uns Interessenten: „Na wenn wir was haben, dann ja wohl Wind.“ Aber wie viel ist „Wind“ und was kann geerntet werden. Auf Versprechungen kann hier nicht zurückgegriffen werden.

Ein weiterer Punkt auf den ich gerne eingehen möchte bei dieser Anlage ist ein Kritikpunkt, den zum Einen ich selber, aber auch schon unser lieber User „Stargazer“ (dem ich sehr viel zu verdanken habe – ne Tafel Schokolade kommt in den nächsten Tagen ;) ) dem Hersteller mitgeteilt haben: Der Rotor. Er ist aus meiner Sicht für diese Anlage zu klein, läuft daher schneller als er müsste, und dadurch im speziell in einem Wohngebiet unruhig. Die Firma Braun setzt aus meiner Sicht eine gute Hardware ein, 11 KW Generator bei der 6.5 er Anlage der auch schon 17 oder 18 KW kurzzeitig produziert, aber im Vergleich zur Konkurrenz eben zu kleine Rotoren. Das ist meiner Meinung nach ein Manko, da man gerade in Schwachwindgebieten mit einem größeren Rotor generell etwas mehr Strom produzieren kann.

Des Weiteren möchte ich hier einen Punkt ansprechen, von dem ich mich auch irritieren ließ. Die Leistungskurve für diese Antaris Anlagen sind aus meiner Sicht fehlerhaft. Ab 12 m/s Windgeschwindigkeit ist eine gerade gezeigt und 8,5 KW angegeben. Das stimmt aus eigener Erfahrung nicht. Die Anlage ist mit einem Kippelement ausgerüstet, es soll die Anlage im Sturm schützen und in Helikopterstellung gehen. Dadurch verringert sich die Anströmungsfläche und die Leistung geht runter. Meine Kombination geht jedoch noch weiter: In Verbindung mit einem Smart!Wind Umrichter, wird die Umdrehung des Rotors überwacht. Das ist okay, es dient der Sicherheit. Soweit zur Theorie. Bei Böen um etwa 15 Metern die durchaus bei Windigen Tagen mal vorkommen, wird die sogenannte Fehlerdrehzahl erreicht, und die Anlage schaltet sich für 20 Minuten komplett weg. Das heißt 0 Watt! Es ist also falsch zu denken, an windigen Tagen ( ich rede bewusst nicht von Sturm ) hole ich mal richtig Energie vom Mast, ganz im Gegenteil, die Anlage steht mehr als sie läuft. Von daher würde ich gerne einen Vergleich mit einem Pitch System heranziehen, aber das ist leider nicht so einfach möglich. Vielleicht gibt es aber irgendwann mal einen Rotorsatz der mit einem Pitchsystem ausgestattet ist.
Ein weiterer Bug im System steckt im Smart!Wind selbst. Er hat offensichtlich von Hause aus zu wenig Kondensatoren verbaut, so dass ein kurzfristiger Spannungseinbruch des Generators zu einem kompletten Trennen vom Netz nach sich zieht. Die Netzaufschaltung erfolgt dann nach üblicher Netzbeobachtungszeit und so weiter. Die Anlage läuft zwar weiter, aber die Energie verpufft buchstäblich im Dumpload. Dies kommt auch gut und gerne 50 mal am Tag vor!
Dies ist ein Fehler wo ich über Monate immer wieder hinter her sein musste, es wurde viel eingestellt seitens des Herstellers, Kurve verändert hin her, nichts hat geholfen. Seit einigen Wochen habe ich ein externes Kondensator Pack zur Verfügung gestellt bekommen, und zwar KOSTENLOS. Seit dem kommt dieses Phänomen deutlich seltener vor, ich hoffe es bleibt so. Mit dem Service kann man leben denke ich. It´s not a bug, it´s a feature also. Smart Power Electronics war hier engagiert eine Lösung herbeizuführen.

Natürlich kann man immer das negative hervorheben, weil man sich darüber natürlich auch aufregt, allerdings muss man hier an der Stelle auch mal sagen dass sich der technische Leiter, Herr Braun selbst, oft teils in seiner Freizeit, auf die Smartwind´s aufschaltet um evtl. Probleme oder Vorkommnisse zu beheben oder auszumerzen. Das ist definitiv positiv zu werten.
Die Qualität der Teile scheint bis jetzt hochwertig, ein Defekt ist bis jetzt nicht aufgetreten.

Fürs erste war dies meine Erfahrung zu dem System. Ich hoffe, es hilft dem einen oder anderen, ein wenig mehr über die Kleinwindenergie im privaten Bereich.

Es ist eine tolle Technik, die für einige mit entsprechend großen Grundstück interessant ist, der Energiewende ein bisschen behilflich zu sein.

Leider gibt es auch einige Gegner dieser Windkraft, wie bereits beschrieben, haben meine Nachbarn etwas gegen diese Form von Energieerzeugung. Statt aber mal das Gespräch zu suchen, wurde direkt beim Amt vorgesprochen, aber nicht nur das, gleich mit Anwalt wird versucht mir bis heute die Baugenehmigung zu entziehen. Leider ist man als Bauherr hier immer in der Pflicht, nachzuweisen. So auch hier, wir wurden durch diese Machenschaften zu einem Schallgutachten verdonnert, welches mit 3.500 Euro zu Buche schlug!! Mit dem Ergebnis, dass die Anlage Im Rahmen der TA Lärm regelrecht betrieben wird und erst bei 11 Metern Wind der Schallpegel erreicht wird, den den erreichen darf. Jeder, der sich mit Wind beschäftigt hat weiß, an wie vielen Tagen eine Durchschnittgeschwindigkeit von 11 m/s herrscht. Noch dazu müsste dieser Wert konstant über 16 Stunden, nämlich von 06.00 bis 22 Uhr vorherrschen. Bis jetzt ist es bei mir noch nicht vorgekommen.

Auf den Kosten bleibt man vermutlich aber sitzen. Schlimmer ist aber aus unserer Sicht, dass man einst aus einem guten nachbarschaftlichen Verhältnis sich nun gar nicht mehr versteht. Zumindest wird bewusstes Wegschauen, Ignorieren etc. an den Tag gelegt und vor Allem werden die Kinder mit reingezogen, die nun auch nicht mehr zum Spielen rüber kommen. Sowas muss nicht sein. Das finden wir sehr schade, hoffen ja immer noch auf Einsicht, sodass man sich wieder mal abends zusammensetzen und n Bierchen trinken kann. Schließlich hat man absolut nichts falsch gemacht, es ist alles genehmigt, alles wird eingehalten…

Es soll aber nicht abschrecken, eine Kleinwindanlage zu bauen – ganz im Gegenteil. Es ist kein günstiges Hobby, aber es macht Spaß zu sehen, wie gerade das Rührei mit Windstrom brät. Auch die Zukunft, nämlich die Elektromobilität kann super mit Windstrom geladen werden. Das E-Auto ist mein aktuelles Projekt wo ich mich sehr drauf freue.
So, das solls nun erstmal sein, Fragen werden natürlich sehr gerne beantwortet, immer her damit ;o)

Nette grüße

Timo

FamZim

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Re: Erfahrungsbericht Kleinwindanlage Braun 6.5

 ·  Gepostet: 08.05.2016 - 17:23 Uhr  ·  #48179
Hallo Timo

Ein sehr aufschlußreicher Bericht, auch die Reaktion der Nachbarn .
Ein Verbesserungsvorschlag habe ich aber doch.
Es sind ja 2 Sicherungssysteme eingesetzt.
Einmal die Helikopterstellung, die sicherlich sehr schnell wieder in Normalstellung geht und die elektronische Sicherung.
Da diese aber zu längeren Abschaltungen fürt, würde ich die Helikoptersicherung "weicher" einstellen , damit diese als erste Sicherung greift und dann sofort wieder weiter laufen läst.
Die elektronische kann dann immer noch aktief werden, wenn es mal nicht schnell genug hochklappt.
Zu den Blättern:
Es gibt doch sichelförmige Blätter, die am Ende so gebogen sind.
Die haben dann bei Böen einen Pitchefekt, indem sie das Blatt aussen mit dem Wind verdrehen können.
das erzeugt zwar mehr Drehmoment, läst aber durch die steilere Anstellung die Drehzahl nur weniger steigen.

Gruß Aloys.

Timohome

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Re: Erfahrungsbericht Kleinwindanlage Braun 6.5

 ·  Gepostet: 08.05.2016 - 21:34 Uhr  ·  #48181
Nabend Aloys!

Ja wie gesagt, sollte mal ein Bericht sein, wo mal ein paar UPs & down beschrieben werden.
Mit den Nachbarn, tja das ist wirklich irgendwie blöd alles, man hat sie vorher sogar gefragt und alles und jetzt wird eben ein riesen Terror gemacht für etwas was eigentlich völlig im Rahmen ist. Mehr als anbieten, nen Kompromiss zu finden kann ich irgendwie auch nicht, ein einfaches Gespräch sollte wirklich drin sein...

zu der Sturmsicherung: Ja ich könnte das Kippelement früher kommen lassen, aber wie will man es testen? Du brauchst ja jedes mal wieder nen Steiger um auf die 24 Meter zu kommen! Das ist das Problem. Aber das wäre natürlich ein guter Tip, ja. Wie gesagt, interessant wäre einfach mal, wenn Braun Blätter anbieten würde mit Pitch System und dafür das Kippelement fixiert. Aber vielleicht kommt es ja auch nochmal irgendwann.

Mehr Drehmoment ist immer gut, deswegen hätte ich ja auch gerne die größeren Blätter gehabt, weil sie einfach mehr Drehmoment in denn unteren Regionen rausholen...