Hallo alle miteinander!
Wichtiger als jedes Hick-Hack ist es doch, dass es in diesem Thread um etwas Technisches geht: Um Windkrafttechnik für Kleinwindanlagen! Oder etwa nicht?
Ganz speziell um die mit dem durchströmten Flügel!
Und so also gleich weiter zum eigentlichen Thema:
Beim durchströmten Flügel handelt es sich um ein Profil, welches sehr einfach herzustellen ist.
Das ist meiner Ansicht nach einer der Vorteile dieser Bauart.
Dass er in Leichtbauweise herstellbar ist, ist ein weiterer Vorteil.
Dass er ein hervorragend hohes Drehmoment und damit einen freien Anlauf selbst bei Verwendung von nur einem Flügel auch mit kurzgeschlossenem also abbremsenden Generator schafft, spricht auch für ihn.
Er ist kein Schnellläufer und braucht deshalb eine besondere Generatoranpassung ähnlich wie der Savoniusrotor. Das kann ein Nachteil sein, je nachdem.
Es wurden aber schon mit Nabendynamos von Fahrrädern mit 50cm x 50cm grossen Rotoren unserer Bauweise gute Ergebnisse erzielt, es gelang sogar, 12 Volt Akkus damit zu laden über Verdopplerschaltung.
Das ist bisher die erfolgreichste Anwendungsgröße gewesen, andere größere Rotoren sind zwar gebaut worden, es ist nur noch nichts Fertiges mit kompletter Energieerzeugung da, soviel ich weiss. Also noch nichts echt Reifes.
Hinzu zu den Vorteilen kommt, dass der "Durchströmte" die legendäre Verträglichkeit des Savonius bei starken Turbulenzen auch als seine Stärke zueigen nennen kann. Er braucht hingegen nicht so massiv und schwer gebaut sein wie letzterer.
Das er mit nur einem Flügel funktioniert und dann immer noch einige Leistung dabei bringt, macht ihn im konstruktiven Aufbau aufwandsmässig zum Sparpaket.
Dies müßte nur noch voll ausgereizt werden, manch einer scheut davor zurück, weil drei Flügel vielleicht estetischer aussehen und auch etwas mehr leisten...
Geschmackssache oder Frage des Geldbeutels?
Wenn ich also auch seine Schwächen hervorhebe, so ist das nie, um ihn schlecht zu machen, sondern nur damit diejenigen, die sich dazu verleiten lassen, ihn zu bauen und/oder zu verbessern, daran orientieren können und von vorneherein wissen, wo sie ihre geballten Kräfte einsetzen müssen.
Schliesslich ist es ein weiterer Vorteil dieses Rotors, dass niemand dafür eine Lizenz bezahlen muss, ich habe das Patent darauf - für alle - zum beliebigen Gebrauch - auch kommerziellen - freigegeben.
So! das musste einmal gesagt werden!
Und nun - für alle Ungläubigen - ein Experiment, welches man mit Hilfe von zwei Visitenkarten, zwei Spielkarten oder zwei Postkarten oder anderen Pappedeckeln machen kann, ohne gleich einen ganzen Rotor bauen zu müssen!
Ich habe dieses Experiment vor wenigen Tagen jemandem am Telefon erklärt und dieser Gesprächspartner (eine hohe Persönlichkeit!) hat mit zwei Visitenkarten auf seinem Schreibtisch erfolgreich einen Versuch zum durchströmten Flügel abschliessen können.
Dann könnt Ihr das auch. Oder seid Ihr etwa keine hohen Persönlichkeiten?
Es sollte also möglich sein, diesen Versuch auch hier mit kurzen, hoffentlich treffenden Worten zu erklären, so, dass der werte und interessierte Leser alles nachvollziehen kann.
Ausser den zwei Visitenkarten braucht man nur eine ebene glatte Oberfläche, etwa einen Tisch mit Glasplatte.
Man nimmt eine dieser Visitenkarten und biegt sie über ihre Länge über einen Bleistift oder Kuli, so das eine halbrunde Form entsteht.
Diese Form, in diesem Fall handelt es sich um unseren Vorflügel, stellt man aufrecht auf die glatte Oberfläche des Tisches hin, so, dass die Öffnung dieser Wannenform seitwärts im Winkel von 90° von uns wegzeigt!
Diese Form bleibt lose so stehen, mit der anderen Visitenkarte verfahren wir anders, wir halten sie gestreckt und gerade wie sie ist zwischen unseren Fingern gut fest und stellen sie in die Öffnung der Wannenform so aufrecht hinein, das sie zu beiden Wannenrändern den gleichen Abstand hat und auch in die Wanne nur wenige Millimeter oder garnicht hineinragt. Sie steht also mit ihrer Vorderkante fast im Zentrum der Wannenform!
Es muss freier Raum für eine Durchströmung zwischen den beiden Teilen sein, die lange Vorderkante der geraden Fläche der glatten Visitenkarte soll genau senkrecht in die ebenso lange Wannenform hineinzeigen.
So aufgestellt und nur die glatte hintere Karte fest zwischen den Fingern aufrecht hinter der lose auf dem Tisch stehenden Wannenform festgehalten können wir nun mit einem sehr schwachen Lufthauch, den wir mit unserem Mund erzeugen, unser eigentliches Experiment vornehmen.
Wir dürfen, um den Effekt beobachten zu können, nicht zu feste anblasen. Ein winziger Hauch sollte genügen. Der Winkel, aus dem wir anblasen, kann direkt auf die Breitseite dieser Versuchsanordnung oder sogar ein klein wenig mehr von vorne, also von der Seite, auf der die Wannenform steht, also von rechts oder links, jenachdem wie wir das hinstellen wollen, gehalten sein.
Rechtshänder stellen die Wannenform links von der glatten geraden Karte auf, Linkshänder umgekehrt.
So angeblasen würde man dann eigentlich erwarten, dass der lose, aufrecht auf dem Tisch stehende Wannenteil in der Richtung der Strömung mit der er angeblasen wird, davongetragen wird.
Genau das ist aber nicht der Fall, vorausgesetzt, dass wir alles richtig nach Anleitung gemacht haben.
Da der Vorflügel bzw. die Visitenkarte in Wannenform tatsächlich und überraschenderweise genau senkrecht zur Windrichtung davonfliegt, also nicht mit ihr, und, wenn sie etwas vorderlicher angeblasen wird dies sogar in einem noch spitzeren Winkel, müßen wir zugeben, dass sich hier ein aerodynamischer Vorgang abspielen muss, für den wir erst noch eine physikalische Erklärung suchen müssen. Dieses Teil bewegt sich also je nach Anstellwinkel zur Strömung tatächlich auch minimal gegen die Windrichtung!!!
Die physikalische Erklärung dafür kann ich Euch leider auch heute noch nicht, nach fast 25 Jahren des unabläßlichen Grübelns und Ratens seit Erfindung dieses Flügelprinzips, liefern.
Ich kann nur hoffen, dass sich unter Euch irgendwann einmal jemand findet, der ein theoretisches Modell dafür liefern kann.
Wohl aber kann ich Euch den Hinweis dazu geben, dass wir es hier mit einem Effekt zu tun haben, der einen Vortrieb in dieser halbrund gebogenen Visitenkarte erzeugt und der so für vielerlei Anwendungen nutzbar sein könnte.
Doch diese so angedeuteten weiteren Anwendungen gehören mit Sicherheit nicht in ein Forum für Windkraftanlagen zumindest nicht aus meiner Sicht der Dinge, hier haben wir deshalb bisher nur den durchströmten Flügel für eine kleinere Windkraftanlage vorgestellt und erstaunlicherweise haben sehr viele Mitglieder dieses Forums schon enorm viel getan, um diese Technik im Lauf der letzten 14 Monate zu verfeinern und zu verbessern.
Wer nun dieses kleine Experiment wie hier beschrieben nicht gescheut hat, den packt es vielleicht, mehr damit zu versuchen...
Es wäre doch schön, wenn noch viele weitere Ideen dazu kommen und dieses Forum bereichern!
Ich wünsche mir jedenfalls, dass diese Technik zur Anwendung kommt und dass diejenigen, die sich von der Idee anstecken lassen, noch grosse Erfolge damit feiern können!
Es kommt nicht unbedingt darauf an, das leistungsstärkste Modell zu bauen, dieser Rotortyp ist sehr gutmütig und funktioniert auch gut, wenn er aus Holz, Blech oder anderen Baustoffen improvisiert wird und sehr einfach gehalten ist.
Man kann soetwas auch gut nach seinen ganz eigenen Ideen bauen und sollte sich nicht davon beirren lassen, dass andere vielleicht schon längst an der Sache herumtunen und sich darauf konzentrieren, einen marktreifen Renner mit Bestleistungen aufzubauen.
So ein einfacher Rotor hat an bestimmten Standorten mit viel Turbulenzen seine besonderen Vorzüge, die ihn zur ersten Wahl in dieser Anwendungsnische machen können.
Er eignet sich prima als kleines Windrad im Garten, um ein Hochleistungsled für den Schuppen zu versorgen oder den Akkuschrauber.
Wer mehr will, sollte sich allerdings fragen, ob ein Horizontalläufer auf einem hohen Mast nicht mehr bringt.
Es kommt immer auf den Standort an, wenn man total verwirbelte Windverhältnisse auch in der Höhe hat, und dennoch nicht auf Nutzung der Windkraft verzichten will, dann kommt man eben nicht um einen Vertikalläufer herum, so ist das nun einmal!
Mit dem Nachteil, das diese etwas weniger Wirkungsgrad auf die Platte bringen.
Man muss sich darauf einstellen, der Standort bestimmt die Technik, auf die man mit Erfolg zurückgreifen kann, nicht die Schönheit!
Bisher ist das jedenfalls so. Wie lange noch, das kommt auch darauf an, was sich in der Horizontaltechnik so alles tut!
Gruss, Carl