Netzeinspeisung mal kaufmännisch betrachtet

 
windkraft
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Netzeinspeisung mal kaufmännisch betrachtet

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Gepostet: 31.07.2006 - 11:08 Uhr  ·  #1
Hallo,

da sich in diesem Forum anscheinend voele Tüftler und Bastler aufhalten, möchte ich das Thema "Netzeinspeisung" an dieser Stelle mal von der kaufmännischen Seite betrachten.

Die Einspeisevergütung nach gültigem EEG beträgt z. Zt. bundesweit 8,24 CENT/kWh. Der Strompreis den wir zahlen müssen liegt im günstigsten Falle jedoch doppelt so hoch, ergo.... man muss 2 kwH einspeisen um 1 kWh umsonst zu erhalten. Rechnerisch ist das nicht besonders sinnvoll.

Weiterhin muss der Einspesezähler auch gekauft oder gemietet werden. Hier fallen zusätzliche Kosten an, die bisher noch nirgends berücksichtigt sind aber auch erwirtschaftet werden müssen, ebenso wie die dann anfallenden Montagekosten!!!

In Zeiten steigender Energiepreise ist daher eine Netzeinspeisung wirklich NICHT sinnvoll!!

Gruß

windkraft
strawberry
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Re: Netzeinspeisung mal kaufmännisch betrachtet

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Gepostet: 31.07.2006 - 12:45 Uhr  ·  #2
Hallo windkraft,

Das sehe ich etwas anders. Da ich nur den Überschuss ins Netz einspeise brauche ich jede selbsterzeugte kWh nicht zu kaufen 😉 , ergo hat mein Strom den selben "Wert" wie gekaufter Srom.

Der eingespeiste Strom kann von allen Geräten im Haushalt genutzt werden. Bei Batteriebetrieb ist das nur mit viel Aufwand zu erreichen.

Die Wartung ist minimal, es brauchen keine Batterien gewechselt zu werden was hohe Kosten verursachen würde.

Meine Anlage läuft seit mehr als 50000 Stunden am Netz. Es gab nach anfänglichen Problemen mit dem Wechselrichter keine grösseren Schwierigkeiten mehr. Ich empfehle den Netzparrallelbetrieb auf jeden Fall :D

mfG

Strawberry
lasy2000
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Netzwechselrichter

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Gepostet: 31.07.2006 - 21:06 Uhr  ·  #3
Hallo Strawberry,

welchen Wechselrichter verwendest Du eigentlich bei deiner Anlage?
Auf welcher Basis funktioniert dieser? Arbeitest Du nach einer Kennlinie vom Windgenerator oder mit einem MPP Tracker wie bei Solaranlagen.
strawberry
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Re: Netzeinspeisung mal kaufmännisch betrachtet

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Gepostet: 31.07.2006 - 22:32 Uhr  ·  #4
Hallo lasy2000,

Das Gerät ist ein Eigenbau 6-Puls Thyristor Wechselrichter. Es stammt aus einer Zeit wo noch alles diskret aufgebaut wurde. Entsprechend viele Bauteile mussten verbaut werden. Mit Microcontroller und Programmen ist da nix.

Eines der Probleme von denen ich sprach war dann auch der hohe Bauteilverbrauch bevor die Sache richtig lief.

Ein anderes Problem war die Einstellung der Leistungskurve. Es ist in der Tat so wie du vermutest. Die Kennlinie des Generators muss erfasst werden. Für jeden Punkt dieser Kennlinie gibt es streng genommen nur eine zugehörige ins Netz gespeiste Leistung. Aus Gründen der Machbarkeit und der Einfachheit wurden aber nur einige wenige Punkte auf dieser Kurve definiert. Es entsteht somit keine gleitende Regelung sondern der WR "springt" zwischen diesen Punkten in mehr oder weniger grossen Schritten. Bei kleiner Leistung sind diese Schritte enger gestuft. Bei grösserer Leistung wird die Stufung grober.

Das Geheimnis besteht einfach darin diese Kurve möglichst passgenau zu "programmieren". Zu fest "rangehängt" und der Rotor wird abgewürgt, zu "locker" bedeutet aber Leistung wird verschenkt 😢 .

Wenn ich die Anlage in einem Windkanal eingestellt hätte wäre alles ganz schnell gegangen, unter Realbedingungen und bei böhigem Wind... naja, ich behaupte mal dass die Anlage immer noch nicht 100% leistet.

Was mich aber stolz macht ist die Tatsache dass ich es geschaft habe der erste in Luxemburg zu sein der eine Windkraftanlage netzparallel betreibt. Dabei waren die technischen Probleme noch nicht mal die grössten Schwierigkeiten, die grössten Schwierigkeiten waren administrativer Natur seitens des EVU. Das aber ist ein anderes Thema :( .

Die Anlage funktionniert bis heute in der ersten Konfiguration 😉

mfG

Strawberry
windkraft
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Re: Netzeinspeisung mal kaufmännisch betrachtet

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Gepostet: 10.08.2006 - 09:00 Uhr  ·  #5
@ Strawberry

Mich interessiert ob du für deinen Paralellbetrieb ein Windgutachten benötigt hast.

Da Deutschland nicht Luxemburg ist wird lt. EEG für wirklich JEDE WKA die in den Paralellbetrieb gehen soll, ein Windgutachten verlangt. Das kostet ca. 1000 € wobei etwa 500 € vom EVU übernommen werden (jedenfalls bei uns in der Gegend). Wenn man nun diese immensen Kosten sieht ist in Deutschland die Netzeinspeisung ein sehr teures "Vergnügen" welches sich im Prinzip gar nicht rechnet.

Grüße

windkraft
strawberry
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Re: Netzeinspeisung mal kaufmännisch betrachtet

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Gepostet: 10.08.2006 - 17:23 Uhr  ·  #6
Hallo Windkraft,

Ich weiss jetzt nicht was ich unter "Windgutachten" verstehen muss :? .

Das EVU hat als Forderung dass die Anlage sicher abschaltet wenn das Netz abgeschaltet wird. Dazu verlangen sie den Einbau eines Spannungsrelais, eines Frequenzrelais und eines Phasensprungrelais.

Sie verlangen das obwohl die WEA über einen netzgeführten WR einspeist welcher besagte Sicherheiten bereits erfüllt. Diese Forderungen alleine hätten schon Kosten von fast 2000 Euro bedeutet 😢 .

Sie verlangen einen Ausschalter an der Grundstückgrenze zusätzlich zu all den anderen Sicherungen 😢

Desweiteren werden turnusmäsige Schecks fällig (alle paar Jahre) welche dann auch noch mal etwa 400 Euro kosten würden.

Der geneigte Kleinwindanlagenbauer merkt spätestens hier dass Netzeinspeisung nicht erwünscht ist.

Es bedarf jahrelanger Ausdauer und eines grossen Verhandlungsgeschickes um hier ein Umdenken beim EVU zu erreichen. Solange es keine seriöse gesetzliche Grundlage für den Anschluss einer WKA gibt kann das EVU alles verlangen, wenn es will auch einen Ausschalter auf dem Mond... 😢

In meinem speziellen Fall hat das EVU auf den Ausschalter verzichtet. Das Spannungsrelais alleine hat ihnen genügt. Die regelmässigen Überprüfungen machen sie für 100 Euro.

Gottseidank haben die Denkweisen in den letzten Jahren etwas geändert.
Die Anschlussbedingungen sind besser geworden. Der Vorreiter hat halt immer die meisten Probleme!

Ich denke aber dass es uns allen noch viel zu gut geht, dass Öl und Gas viel zu billig sind und Energieknappheit eigentlich nicht richtig spürbar ist. Deshalb macht die grosse Mehrheit der Menschheit auch keine Anstalten um mehr Energie mit Hilfe des Windes zu sparen.

Wenn politisch die Rahmenbedingungen geschaffen werden, wenn die Hersteller preiswerte und zuverlässige Anlagen anbieten und wenn die "Verbraucher", also wir alle, die Windkraft annehmen so wie wir Autos und Handy's (um nur diese zu nennen) akzeptieren, dann kann daraus ein riesiger Markt werden, zum Wohle aller die bereit sind die Herausforderungen anzunehmen.

Aber die Zeit ist nicht reif, noch nicht.... 😉

mfG

Strawberry
windkraft
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Re: Netzeinspeisung mal kaufmännisch betrachtet

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Gepostet: 14.08.2006 - 09:58 Uhr  ·  #7
@ Strawberry

Windgutachten werden z.B. bei der Planung von Windparks benötigt und geben eine ungefähre Prognose zu der zu erwartenden Ausbeute ab. Genaueres kann Uwe Dir sicher erklären.

Jedenfalls ist so ein Windgutachten natürlich eine besondere Hürde bei der Netzeinspeisung, zumal diese Kosten zusätzlich erwirtschaftet werden müssen :( und somit die Einspeisung wirtschaftlich uninteressant macht.

Entgegen Deiner Meinung denke ich das die Zeit mittlerweile mehr als reif für Veränderungen ist. Die jüngste Vergangenheit zeigt mal wieder, dass so "arme" EVU's wie RWE, die ja im Jahr 2005 "nur" 2 Mrd. GEWINN gemacht haben, am Bettelstab gehen und daher "gezwungen" sind, ihre Strompreise um weitere 11% anheben zu wollen, natürlich noch VOR der Mehrwertsteuererhöhung, damit sie dann zum 01.01.07 nochmal richtig abkassieren können. Clever!!!

Fakt ist doch, das die Energiepreise ständig weiter steigen werden und Energie langsam zu einem Luxusgut mutiert. Die Reaktion der Bevölkerung zeigt mir jedoch, das der Widerstand und Unmut stetig wächst. Nicht umsonst bilden sich Vereinigungen von Gaspreisgegnern in der ganzen Republik, sogar neue Energiegenossenschaften entstehen!

Was hat das aber mit Windkraft zu tun?

Eine ganze Menge, da man aus Windstrom ja auch Wärme produzieren kann.

Phsyikalisch mag das vielleicht Unsinn sein, finanziell gesehen aber nicht, zumal man die Windenergie praktisch umsonst bekommt und sie im Prinzip ja unendlich ist. Warum sollte ich dann nicht einfach die Umwandlungsverluste hinnehmen um einen finanziellen Vorteil zu erwirtschaften???

Gerade in diesen "Pionierzeiten", in denen den Windmüllern von den EVU's Steine in den Weg gelegt werden sollte doch der Gedanke an den EIGENVERBRAUCH der erzeugten Energie vorrang vor der Netzeinspeisung haben, zumal die Einspeisevergütung des Windstroms noch keinen Privatmann reich gemacht hat (ist mir jedenfalls noch kein Fall bekannt).

Die Politik fängt bereits an umzudenken. Je abhängiger wir von Energieimporten und somit auch von anderen Staaten und Unternehemen werden, desto wichtiger wird auch für die Politik die Wiederherstellung einer gewissen Energieautarkheit. Die Amerikaner leben uns das ja vor (siehe Irak).


Gruß

windkraft
Uwe Hallenga
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Re: Netzeinspeisung mal kaufmännisch betrachtet

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Gepostet: 27.08.2006 - 20:06 Uhr  ·  #8
Zitat geschrieben von windkraft
@ Strawberry

Mich interessiert ob du für deinen Paralellbetrieb ein Windgutachten benötigt hast.

Da Deutschland nicht Luxemburg ist wird lt. EEG für wirklich JEDE WKA die in den Paralellbetrieb gehen soll, ein Windgutachten verlangt. Das kostet ca. 1000 € wobei etwa 500 € vom EVU übernommen werden (jedenfalls bei uns in der Gegend). Wenn man nun diese immensen Kosten sieht ist in Deutschland die Netzeinspeisung ein sehr teures "Vergnügen" welches sich im Prinzip gar nicht rechnet.

Grüße windkraft



Moin

Zu den "Windgutachten"
Hier werden zwei Dinge verwechselt oder in einander verschoben.
Ein normales Windgutachten wird nur dann erforderlich, wenn die Anlagen im Rahmen des EEGs über die Einspeisevergütung gefördert werden soll. So ein "normales" Gutachten für große Windanlagen kostet zwischen 1.500 - 2.500€ je nach Aufwand, Entfernung, Varianten etcpp.. Hier wird auch nichts von den EVU`s erstattet und der Betreiber bleibt immer auf den Kosten sitzen. Verlangt werden diese Gutachten in der Regel auch von den finanzierenden Banken da es hier meistens doch um die eine oder andere Millionen geht und um ggfl mehr aus nur eine Anlage. Hier werden oftmals sogar zwei oder drei Gutachter parallel und unabhängig von einander beauftragt um noch mehr Sicherheit bei der Ertragsabschätzung zu erlangen.

Nur bei schwierigen Standorten bei der ein zu erwartender Ertrag unter Umständen knapp unter oder oberhalb von 65% (einer simulierten Anlage unter Standardbedingungen) liegt, wird ein sogenanntes "65%-Gutachten" gemäß der Technischen Richtlinie 6 der Fördergesellschaft Windenergie (TR6) beauftragt. Hier können sich Betreiber und Stromversorger auf einen Gutachter einigen der international nach DIN/EN ISO 17025 akkreditiert ist. Hier ist dann der Stromversorger verpflichtet 50% der Kosten zu übernehmen. Solche Gutachten sind je nach Umfang der Berechnung aufwändiger und noch ein paar Hunderter teuerer. Kurz: Liegt der errechnete Ertrag unter den 65% ist eine Einspeisung gemäß EEG mit erhöhter Vergütung nicht möglich um unsinnige Bauten zu verhindern.

Meine Firma ist entsprechend akkreditiert führt Windmessungen durch und macht auch solche Gutachten, aber es hat in meiner langen Zeit als Gutachter noch nie jemand so ein offizielles Gutachten für eine Kleinwindanlage (max.5kW) beauftragt und steht meiner Meinung nach auch nicht in einem sinnvollen Verhältnis. Benötigt wird immer eine verbindlich vermessene Leistungskennlinie der Windanlage und das kostet alleine mehrere Tausender und kommt für kleinere Eigenbau-Anlagen deshalb schon nicht in Betracht.

Wie schon an anderer Stelle hier im Forum erwähnt gibt es auch durchaus Einigungen zwischen den EVUs und den Betreibern, die nach Beachtung aller technischen Notwendigkeiten eine Netzeinspeisung akzeptieren. Zum Teil wird der Strom nur ins Hausnetz eingespeist und ein Überschuß würde dem Stromversorger geschenkt (was man mit entsprechenden Steuerungen zur Lastregelung auch verhindern kann). In anderen Fällen wird über einen seperaten Zähler eingespeist und ein Minimalbetrag erstattet. Einigungen sind möglich, da es hier immerhin nicht um zig-tausende kWh geht sondern fast immer um Hobby-Anlagen. Unter Beachtung aller baurechtlicher Bedingungen und Einspeisebedingungen und den tatsächlich verbundenen Aufwand und Kosten für Kauf, Bau und Betrieb einer Kleinwindanlage steht es in keinem guten Verhältnis eine Netzeinspeisung nach EEG-Kriterien durchzusetzen.

Gruß Uwe
windkraft
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Re: Netzeinspeisung mal kaufmännisch betrachtet

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Gepostet: 07.09.2006 - 08:00 Uhr  ·  #9
@ Uwe Hallenga

der betroffene EVU verlangt das 65%-Gutachten und lässt NICHT mit sich verhandeln. Ihm geht es nur darum, dass er einen Teil der Einspeisevergütung vom Staat wiederbekommt, allerdings nur, wenn eben jenes Gutachten richtlinienkonform erstellt wurde.

Allerdings sehe ich im EEG eine Lücke die geschlossen werden muss: Das EEG macht keine Unterscheidung zwischen den großen "Spargeln" und Kleinwindanlagen. Daher versuche ich, zumal eine Novellierung des EEG für nächstes Jahr geplant ist, einen Passus zu erreichen, der Kleinwindkraftasnlagen bis zu einer Nennleistung von 30 kW gutachtenfrei stellt. Ich denke, damit wäre allen Seiten (außer natürlich den Gutachtern 😉 ) sehr geholfen und diese Änderung macht dann auch die Einspeisung von Überkapazitäten einigermaßen sinnvoll.

Gruß

windkraft
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