Ratschläge / Erfahrungen / Tipps gesucht

 
Holger
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Ratschläge / Erfahrungen / Tipps gesucht

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Gepostet: 17.12.2006 - 00:15 Uhr  ·  #1
Hallo,

ich überlege, ob ich mir eine (wirklich kleine) WKA zulege.
Folgende Beweggründe führen mich dazu:
a) Faszination Windkraft
b) in der Gegend, in der ich wohne, ist es eigentlich immer windig
c) regenerative Energiegewinnung finde ich sehr sinnvoll
d) ein klein wenig Unabhängigkeit von den EVU's

zu a) Die Nutzung der Kraft des Windes finde ich sehr spannend. Allerdings habe ich mich erst seit kurzem intensiver mit dieser Materie auseinander gesetzt. Und natürlich tauchen dann weitere Fragen und Wissensbedürfnisse auf.

zu b) Da ich ab und zu auch gern mal ein Flugzeugmodell fliege (Elektroantrieb, Park- bzw. SlowFlyer) und dazu eigentlich Windstille brauche, mußte ich feststellen, dass genau dieses - nämlich Windstille - sehr selten bei mir vorherrscht. (Norddeutschland, nähe HH und HB)

zu c) Eine Solarthermie-Anlage sorgt (bei entsprechendem Sonnenschein) auch für Heizungsunterstützung. Für die Aufladung der Akku's der Flugmodelle "unterwegs" habe ich mir einen "Solarkoffer" gebaut (2 Solarmodule, kleiner Blei-Gel-Akku). Für eine Fotovoltaik-Analge habe ich leider keinen geeigneten Platz mehr. Auch ist mein Standort dafür nicht wirklich gut geeignet.

zu d) Aus den Ereignissen im letzten Winter im Münsterland (längere Stromausfälle) habe ich ein paar Schlußfolgerungen gezogen. Unter anderem überlegte ich mir, dass bei einem Stromausfall ich zwar nicht gleich im Dunkeln stehen werde - habe ja genug Kerzen da :lol: - doch steht dann auch meine Solaranalage bzw. die Pumpe für den Heizkreislauf. Wenn ich jetzt die Stromversorgung der Solaranalage über Batterie(n) - so wie USV's zur Absicherung von EDV-Anlagen - realisiere und diese Batterie(n) durch die WKA mit auflade, dann sollte ich doch eine gewisse Zeit noch eine warme Behausung sicherstellen können; auf jeden Fall solange, wie der Puffer noch Wärme gespeichert hat und die Kapazität der Batterie für die Pumpe und den Regler reicht.

Auf Grund der örtlichen Gegebenheiten (reines Ein- und Zweifamilien-Häuser Wohngebiet) und nach dem Lesen verschiedener Internetseiten ist mein derzeitiger Favorit "Flip 150". Gründe sind hier: soll ja sehr leise sein (Nachbarn) und schon ab 1,8 m/s Strom liefern.

Da ich den erzeugten Strom ja selbst in meinem Hausnetz verbrauchen will, bin ich ein wenig über das sogenannte ENS irritiert. Falls ich es richtig verstanden habe, dann soll dieses ENS dafür sorgen, dass bei einem Stromausfall im Netz des EVU meine Anlage auch kein Strom mehr liefern darf. Aber das ist doch Blödsinn. Genau dann, wenn überhapt kein Strom mehr aus dem Netz des EVU kommt, brauche ich doch den Strom, den meine WKA erzeugt! Das hieße ja dann, dass z.Bsp. Notstromaggregate (u.a. in Krankenhäusern) gar nicht anspringen dürften???

Jetzt ist ja meine Aussage, dass bei mir eigentlich immer Wind weht, ja nicht gerade aussagekräftig. Gut. Dagegen hilft ein Anemometer. Aber welches. Es gibt ja durchaus Geräte, die Kosten so viel wie ein Kleinwindrad (oder fast). Dann gibt es die praktischen Handgeräte (das Windmaster 2 gefällt mir ganz gut) sowie die (Funk) Wetterstationen (wie z.Bsp. WS 200 / WS 300 / WS 300 PC von ELV). Bei den letzteren kann ich über einen längeren Zeitraum den Wind messen. Ist wahrscheinlich sinnvoll.

Was sind eure Ratschläge? Bin ich komplett auf dem Holzwege?

Gruß
Holger
Uwe Hallenga
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Re: Ratschläge / Erfahrungen / Tipps gesucht

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Gepostet: 17.12.2006 - 12:02 Uhr  ·  #2
Moin!

Sinn und Zweck der ENS ist die Netzüberwachung auf Störungen. Das die Windanlage vom Netz getrennt wird, wenn das Netz eine Störung hat oder ganz ausgefallen ist, hat einen relativ einfachen Grund: die Sicherheit. Immerhin ist es wahrscheinlich, das entweder das Netz absichtlich abgeschaltet wurde oder aber durch Sturmschaden plötzlich und unerwartet ausfällt. In beiden Fällen wird am Netz gearbeitet oder Leitungen liegen blank auf der Straße und sorgen für große Gefahr. Theoretisch würde jetzt von der Windanlage weiterhin aber die Leitungen unter Spannung gehalten was für alle Betroffenen lebensgefährlich werden könnte. Dazu kommt natürlich noch die Kleinigkeit, das eine kleine Windanlage eh nicht großartig zum "Strom"-Erhalt beitragen würde. Immerhin ist ja eventuell eine ganze Siedlung (oder fast das ganze Münsterland) ohne Strom, und wenn Du da etwas einspeisen wolltest, verteilt sich der wertvolle Saft ja auch gleich fast überall hin.

Unterschieden werden muß zwischen Netz- und Inselwechselrichter. Während Inselwechselrichter selbstständig ein Spannungsniveau und die notwendige Frequenz (50Hz) aufbauen sind Netzwechselrichter (oder auch Einspeiser) vollständig von der vorgegebenen Frequenz und der Netzspannung abhängig und "bauen" diese einfach nur nach.

Das das mit den Notstromversorgung bei Krankenhäusern und auch bei Dir im Kleinen funktionieren würde, liegt daran, das hier erstens Inselwechselrichter mit Battereipuffer für die Reserve sorgen und das zu versorgende Hausnetz (Krankenhaus oder auch Deine eingene Butze) vollständig über eine relativ simple Schützsteuerung vom öffentlichen Netz getrennt wird.

Schützsteuerung= mehrpolige Relais-Umschaltung = Das öffentliche Stromnetz zieht ein starkes Relais an und schaltet damit sich selbst auf die Versorgung des Objektes. Fällt der Strom aus, fällt auch das Relais ab und gibt gleichzeitig über die zweite Schaltebene erst ein zweites Schütz frei, das nun selbst wiederum den Inselwechselrichter auf das Objekt schaltet. Jetzt wird das Objekt mit Inselstrom versorgt.

Diese HauRuckMethode funktioniert einwandfrei und habe ich selbst lange so in Betrieb gehabt. Heute dürften allerdings in empfindlichen BEreichen wie Krankenhäusern nicht mehr so simple Steuerungen zum Tragen kommen sondern eher moderne Leistungssteuerungen die eine umschaltung innerhalb von Millisekunden erlauben um PC-und lebensrettende Maschinen nicht abstürzen zu lassen. Ähnlich wie im Kleinen bei USV-Anlagen für PCs (USV = Unterbrechungsfreie StromVersorgung). Für die Heimanwendung geht es aber hervorragend, speziell wenn man nicht gleich das ganze Haus anklemmen will, sondern sich auf so wichtige Bereiche wie die Heizung mit Heizungssteuerung und Umwälzpumpe konzentriert.

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Was das Windmessen betrifft: Eigentlich eine gute Idee, aber realistisch betrachtet, müsste man mindestens ein Jahr lang den Wind messen und mit Langzeitdaten abgleichen um etwas über den Standort sagen zu können und es sollte exakt an der Stelle der zukünftigen Anlage gemessen werden. - viel Aufwand für eventuell nur eine kleine Anlage.

Ich würde in Deinem Fall wahrscheinlich tatsächlich eine kleine Anlage kaufen für den Inselbetrieb (12V) und einfach mit einer dicken Batterien den Verbraucher langsam an den tatsächlichen Ertrag anpassen. Für 12V gibt es die meisten Zubehörteile und wenn es erstmal kleine Halogenlampen sind, die den Keller beleuchten.
- und die Wetterstation läßt Du Dir einfach zu Weihnachten schenken :) um doch noch mitzubekommen bei wieviel Wind die Batterien jetzt voll werden.

Später kannst Du immer noch ausbauen oder doch mal mit dem einen oder anderen Solarmodul ergänzen.

:idea: Übrigens läßt sich das mit der Schütz- oder Relaissteuerung auch in die andere Richtung benutzen. Hast Du Deine Kellerbeleuchtung auf 12V umgestellt aber der Saft reicht nicht mehr, kannst Du mit dieser Steuerung auch einfach ein Batterielader gezielt, kurzfristig und für kurze Zeit zuschalten und so muß keiner im Dunkeln in den Keller. :idea:


Die Idee mit der Netzeinspeisung ist allerdings die erheblich elegantere Variante und wegen der fehlenden Batterie und des sonstigen Aufwandes erheblich umweltfreundlicher, für Bastler und Heimwerker aber auf Dauer relativ uninteressant.

Ich hoffe das hilft weiter und Du hälts uns weiter auf dem Laufenden 😉

Gruß Uwe
Holger
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Re: Ratschläge / Erfahrungen / Tipps gesucht

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Gepostet: 17.12.2006 - 22:36 Uhr  ·  #3
Hallo Uwe,

vielen Dank für die Erläuterungen. Das mit dem ENS leuchtet mir jetzt ein. Das "mein Strom" auch im Netz bis zur Störung frei fliessen kann - daran hatte ich überhaupt nicht gedacht.

Das mit den Halogenlampen (12V) für den Keller ist ja eine gute Idee, nur ich hab gar keinen Keller. :D
(Ok, ich weiß, dein Hinweis war ja als Anregung gedacht - aber ein wenig Spaß muß sein... 😉 )

Dann werde ich mir mal erst einmal eine Wetterstation zulegen und diese an den gedachten Standort befestigen. (Der Kauf/Aufbau der WKA ist für das erste Halbjahr kommenden Jahres geplant.)
Somit kann ich dann abschätzen, ob ich den Standort ändern muß. Das ist dann aber wohl ein Thema für eine andere Rubrik.

Für mein eigentliches Ziel muß ich mir dann wirklich etwas mehr Gedanken machen. Also als erstes den genauen Stromverbrauch meiner Solaranlage ohne Gastherme ermitteln. Darauf aufbauend die Größe der Batterie festlegen. Hier werde ich auf eine USV setzen (nicht unbedingt APC, wobei ich mit denen äußerst gute Erfahrungen im EDV-Bereich gesammelt habe, aber relativ teuer), da diese bei Stromausfall sofort die Stromversorgung der Solaranalge übernimmt. Dann muß ich nur noch einen Weg finden, wie ich den Strom der KWA mit in diese USV reinbekomme; auch dann, wenn auf Grund eines Stromausfalls / Störung im Netz des EVU eigentlich die ENS aktiv sein muß.

Gruß
Holger
Uwe Hallenga
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Re: Ratschläge / Erfahrungen / Tipps gesucht

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Gepostet: 17.12.2006 - 22:51 Uhr  ·  #4
Moin auch

Die APC haben wir auch im Büro, und deshalb Achtung: Das kleine Sauviech saugt fast 40Watt permanent aus dem Netz und hat somit eigentlich einen beschissenen Wirkungsgrad und der ist gerade bei so einer kleinen Anlage besonders wichtig.

Wenn Du nicht gerade einen PC an der Anlage hängen hast und nur die Heizungssteuerung, reciht vermutlich die Relaissteuerung vollkommen aus und ein guter aber kleiner Sinus-Wechselrichter.

Gruß Uwe
Holger
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Re: Ratschläge / Erfahrungen / Tipps gesucht

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Gepostet: 27.12.2006 - 23:21 Uhr  ·  #5
Zitat geschrieben von Uwe Hallenga
- und die Wetterstation läßt Du Dir einfach zu Weihnachten schenken :)


Habe ich gemacht :D
Sie steht zwar noch nicht an dem geplanten Standort der Windanlage, aber wie es die Natur mal so will, seit dem das Teil bei mir ist (22.12.) ist so gut wie kein Wind mehr - was der Zeit mit den Flugmodellen zugute kam. :lol:
Da seit gestern die Wetterstation auch Daten liefert, kann ich jetzt auch langsam ein Gefühl für die vorherrschenden Windstärken entwickeln.

Zwischenzeitlich habe ich auch mal meine Solarsteuerung an einem Energiemessgerät dran gehabt. Spitzenwert lag bei rund 360 Watt (max Stromstärke ca. 1,6 A). Wobei anzumerken ist, dass die Gastherme eine eigene separate Stromversorgung hat, die ich nicht gemessen habe.

Gruß
Holger
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