Richtungsweiser für blutigen Anfänger

Windkraftanlage für kleine Landwirtschaft
 
dig-it
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Re: Richtungsweiser für blutigen Anfänger

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Gepostet: 04.03.2012 - 16:48 Uhr  ·  #21
@Carl

Hier geht es um eine Investitionsentscheidung von 15000-20000 € für eine WKA in einer Region mit schwachem Wind. Selbst wenn die Topografie im optimalen Fall manche Windlagen unterstützen sollte, was dann bei anderen Windlagen vielleicht genau das sein Gegenteil sein könnte, würde ich hier schlicht und einfach empfehlen: besser nicht!

Wenn jemand Freude an einer Mini-WKA hat, soll er sie aufstellen - und nicht unbedingt aufs Geld schauen. Aber hier geht es schon um richtige Summen. Und da gelten andere Argumente. Es sei denn, der Fragesteller hat soviel Geld, dass er jeden Freitag auf der Bank Kohle abholen muss, weil die sonst ihren Tresor für das Wochenende nicht schließen kann! lol

Dieter
Uwe Hallenga
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Re: Richtungsweiser für blutigen Anfänger

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Gepostet: 04.03.2012 - 20:01 Uhr  ·  #22
Meiner Erfahrung nach steht nicht immer die wirtschaftlichkeit im Vordergrund und auch diesmal konnte ich keinen eindeutigen Hinweis darauf finde
Ob und wie wichtig das im Einzelfall ist muss der Bauherr entscheiden. Selbst wenn da nur 2,12m/s stehen wuerde, dann wäre 1.) die Angabe der zweiten stelle hinter dem Komma schon eine trügerische Angabe bezueglich genauigkeit ( weil unsinnig) und 2.) für mich immernoch Grund genug eine eigene Messung zu starten.
Ich kenne aus beruflichen gruenden viele wetterstationen und weiß warum ich mich niemals darauf verlassen würde, was nicht bedeuteten soll, das alle solche Daten und zahlen Mist sind, aber ich würde niemals die daten einer Station die etliche Kilometer weg ist für meinen eigenen Standort als alleinige Basis für Entscheidungen hernehmen.
Gerade wenn etwas mehr investiert werden soll wuerde ich zb Beispiel das messgeraet der Firma inensus empfehlen das man dort auch Mieten kann.
Gruß uwe
dig-it
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Re: Richtungsweiser für blutigen Anfänger

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Gepostet: 04.03.2012 - 21:25 Uhr  ·  #23
Zitat

Gerade wenn etwas mehr investiert werden soll wuerde ich zb Beispiel das messgeraet der Firma inensus empfehlen das man dort auch Mieten kann.

Die Firma Inensus empfiehlt auf ihrer Homepage, die am besten während eines ganzen Jahres gemessenen Werte mit dem langjährigen Mittel zu vergleichen. Wenn das aber in der Region allgemein schon gering ist, dann ist eine genaue und einige 100 Euro teure Messung, die mir sagt, umwieviel mein gewählter Standort von diesem Mittel abweicht, in meinen Augen nicht besonders sinnvoll.

Mit wenig Geld kann ich beim Deutschen Wetterdienst diese langjährigen Werte erwerben. Falls ich mich dann entschlossen habe, eine WKA zu errichten, obwohl das Ergebnis sehr gering ausfallen muss, dann brauche ich wohl keine Messung, die mir genau sagt, wie gering...

Dieter
Carl
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Re: Richtungsweiser für blutigen Anfänger

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Gepostet: 05.03.2012 - 09:28 Uhr  ·  #24
@Dieter: Du hast natürlich recht, bei 2-3 m/sec gibt es kaum eine Möglichkeit, wirtschaftlich auf die Kosten zu kommen. Schon garnicht mit einer großen Anlage, ob gekauft oder selbst gebaut, spielt kaum eine Rolle.

Andererseits, wenn an dem Ort die Strömung durch Boden- und Bewuchsbeschaffenheit getunnelt und verstärkt wird, könnten in Bodennähe bis 10m - 15m Höhe auch schon mal minimale Steigerungen der Windstärke entstehen, aus 2m/sec sonstige Umgebung können dann locker auch mal 3 m/sec Durchschnitt werden. Das könnte dann bei ein paar optimal gestaffelten kleineren Anlagen schon etwas mehr Spass machen.

Es gibt Standorte mit topografisch bedingten Vorgaben, bei denen die Windrichtung wenig wechselt, also so, dass wenn Wind überhaupt da ist, dann immer nur aus der gleichen Richtung und das auch noch kräftiger als im Umland.

Man kann nämlich mit Kettenrotoren, also mit ganz normalen Horizontal-Repellern, die in passenden Abständen auf einem Stahlseil gekoppelt einen oder zwei Generatoren betreiben, sowas nutzen. Das Stahlseil wird an den Enden in Drucklagern aufgehängt, der Generator wird dahinter ohne direkte Belastung durch die Zuglast angeflanscht. Macht dann Sinn, weil man für viele kleine Rotoren nicht auch viele kleine Generatoren braucht. Nur einen dicken Wummer.

Der Vorteil einer solchen Vorrichtung ist es, dass man durch eine Vielzahl von kleinen Rotoren auf einer flexiblen Welle (Drahtseil) erstaunlich hohes Drehmoment bei sehr hoher Drehzahl erreicht, also auch genau das, was man für billige Standard-Industrie-Generatoren braucht. Bei Windrädern ist der Generator ja oft ein Kostenproblem, weil direkt betrieben kaum einer von der Stange passt.

Der einzige mir bekannte Nachteil beim Ketten-Rotor ist das Problem, dass er nur an einem Standort sinnvoll ist, wo man die Anlage nicht dem Wind nachführen muß, also dort, wo die Windrichtung nicht wechselt.

Mit 15 kleinen Rotoren, die jeweils nur 25cm Durchmesser haben, konnte ich bei normalem Wind von 2-3 m/sec locker einen dieser Waschmaschinenmotoren von Polyitaliana antreiben, die Christian Kuhtz in seiner Heftreihe für Bastler mit wenig Kohle empfiehlt.

Ich würde aber vorsichtig sein, sowas in Deutschland aufzubauen, ich hab das bisher nur einmal in Spanien gemacht, wo ich ein paar Jahre gelebt habe. Dort sind mir alle Kühe aus der Nachbarschaft zugelaufen, bis ich das Ding genervt wieder abgebaut habe.

Gruß, Carl
neroes
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Re: Richtungsweiser für blutigen Anfänger

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Gepostet: 08.03.2012 - 12:17 Uhr  ·  #25
Ich Danke Euch allen für Eure Beiträge in der Zwischenzeit.

Hatte gar nicht mehr mit Beiträgen gerechnet und erst eben wieder reingeschaut.

Bin momentan nur etwas in Zeitnot...

Also wirtschaftlich sollte das ganze schon sein. Für eine "Spielerei" ist natürlich kein Geld in Höhe von geschätzen 50.000 Euro aufzutreiben und die Sache würde natürlich nur angegangen, wenn es sehr realistische Aussichten auf wirtschaftlichen Betrieb gibt.

Die Sache mit den Bohnenstangen auf dem Feld hört sich gut an. Habe nämlich die Vermutung, dass tatsächlich eine "Tunnelung" der Strömung durch die Topologie vorliegt. Wo könnte ich denn dazu noch näherer Infos zu diesen Kettenrotoren finden?

Werde dann etwa ab April nach Windmessgeräten schauen und dann vielleicht ab Mai mit Windmessungen anfangen. Die Geräte von Schubert sehen schonmal ganz gut aus. Vielen Dank dafür! :)
XXLRay
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Re: Richtungsweiser für blutigen Anfänger

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Gepostet: 08.03.2012 - 12:27 Uhr  ·  #26
Carl
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Re: Richtungsweiser für blutigen Anfänger

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Gepostet: 08.03.2012 - 20:41 Uhr  ·  #27
Vollkommen richtig, ein Bastelobjekt. Es wurde nie was Größeres damit versucht.

Standorte, die soetwas sinnvoll erscheinen lassen sind außerordentlich selten zu finden, zumindest in Deutschland. Ich habe - wie gesagt - selber Versuche mit sehr kleinen Rotoren auf Draht gemacht, und gebe das wenige, was ich (als einziger) weiß, gerne weiter.

Woanders kann man sich nicht dazu informieren, soviel ich weiß, ist noch niemand außer mir auf die Idee gekommen sowas zu machen. Auf die Idee kam ich, weil es so schwierig ist, passende billige Generatoren zu finden, denn die benötigen meist eine hohe Drehzahl, die ein Windrad ohne Übersetzungsgetriebe nicht erbringen kann. Und - ein Übersetzungsgetriebe macht Leistungsverluste durch Reibung, bei kleinen Windrädern lohnt sich kein Getriebe.

Also zu meinem bescheidenen Tip für den Bastler: Normales Seil geht schlecht, weil es sich zu leicht verdreht und mit dieser Drehbewegung viel zu flexibel ist. Ich habe das im Vorfeld mit einer Rotorenkette, die ich an einem Drachen hochgezogen habe, erprobt. Der Generator am Boden lief immer nur kurz und heftig an, sobald sich das Seil stark genug in sich verdreht hatte, es war also keine gleichmäßige Leistungsabnahme möglich.

http://en.wikipedia.org/wiki/Kite_types

Es sollte also schon ein hartes steifes Stahlseil sein, auf welches Rotorsegmente mittels Schraubverbindung aufgeklemmt werden. Das ist jedenfalls das Resultat meiner Versuche und wäre als Vorschlag für die nächste Entwicklungsstufe erst noch auszuprobieren. Falls nicht jemand anders eine andere Idee hat, die noch besser ist.

Ich hatte aus gleichem Grund - nachdem es mit einfachem Seil am Drachen nicht so flüssig ging - dicken verzinkten Draht wie der, den man zum Verspannen von Maschendraht zwischen den Pfählen in Plantagen nutzt, genommen und diesen in Teilabschnitten an die kleinen Rotoren angeöst. Reibung an den sich ständig bewegenden Verbindungen machten sich schon nach 1 1/2 Jahren durch Abnutzungen (tiefe Einkerbungen) an den Drahtschlaufen bemerkbar, weshalb ich statt des einfachen Drahtes das nächste Mal lieber ein durchgehendes relativ torsionsfestes Drahtseil mit Adern und Seele nehmen würde.

Versucht habe ich es so noch nicht, kann also dem verehrten Bastler und Experimentator noch kein abschließendes Resultat vermelden. Es müßte aber so gehen, wenn nicht wieder irgend ein Teufel im Detail steckt und alles zunichte macht. Ich hoffe, der Fachjargon wird verstanden, Adern sind die aufgedrehten Enden des Seils, die Seele ein mit Korrosionsschutz getränktes Hanfseil im Innern des Drahtseils. Man kann ein Drahtseil sehr schön spleißen, so dass es an den Augen (den Schlaufen) elegant und sauber aussieht. Eine Taklerei kann soetwas anfertigen, am besten mit eingekauschten Enden. Oder man vergießt die Enden mit einer Legierung an einem Flansch, den man auf die Achsen der Lagerungen koppeln kann. In Groß sind das beides Aufgaben für Spezialwerkstätten.

Der Bastler mit seinen bescheidenen Ansprüchen kann natürlich vieles selber machen und improvisieren. Das würde ich sowieso zunächst zum Schnupper empfehlen und nicht dazu raten, gleich groß zu bauen. Man muß immer zuerst unten anfangen, wenn´s was werden soll. Edelstahldrahtseil würde ich wegen der Witterungsbeständigkeit auch als Bastler nehmen, anderes geht aber zur Not auch, müßte nur ab und zu ge-lab-salbt (Imprägniert) werden. (Hat nichts mit labern zu tun.)

Die Rotoren müßten vom verehrten Bastler und Experimentator selber entworfen werden, so vielleicht, daß man sie in zwei Teilen passend zueinander auf das Seil schrauben (klemmen) kann. Das hätte den Vorteil, dass das Stahlseil von Lager zu Lager als Ganzes erhalten bleibt und keine überflüssige Reibung an Verbindungsstellen zwischen den Rotor und Rotor auftreten kann.

Gruß, Carl
Carl
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Der Selsam-Rotor im Buch der Synergie von Khammas

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Gepostet: 09.03.2012 - 21:59 Uhr  ·  #28
Soeben wollte ich im Buch der Synergien von Khammas nach einem passenden Repeller für den Kettenrotor suchen, hatte dabei den Schlitzblatt Rotor im Sinn, dessen Auflagefläche am Drahtseil schön breit wäre und den man als Zweiflügler ziemlich einfach teilen und beide Teile auf dem Drahtseil zusammenschrauben könnte. Den habe ich dort auch gefunden.

Hier der Link zu Khammas Buch, nicht nur das Schlitzblatt habe ich dort gefunden, auch wie einige andere neuartige Rotoren, die vielleicht noch in Frage kämen. Eigentlich kommt jeder Horizontalläufer in Frage.

http://www.buch-der-synergie.d…hichte.htm

Dort fand ich auch etwas interessantes zum Selsam-Rotor, der dem Kettenrotor stark ähnelt und von dem ich bisher glaubte, alleiniger Erfinder zu sein. Stimmt also nicht, alles Quatsch, ein Mr. Selsam hat den Selsam-Rotor erfunden, in etwa genau das, wovon ich einen Abschnitt weiter oben geredet habe.

Mr. Selsam hat bei Versuchen seine Rotorkette allerdings mit Ballons hochgezogen, nicht mit Drachen, außerdem versucht er, eine Reihe kleinerer Rotoren auf steifer gemeinsamer und waagerechter Drehachse wie ein Seiltänzer mit seiner Balancestange auf einem hohen Mast zu nutzen. Der Generator befindet sich dort in der Mitte.

Also gut, ganz und gar das Gleiche ist die Idee dann wohl doch nicht, immerhin war mein Vorschlag der, es mit einem durchhängenden Drahtseil zwischen zwei Masten in relativ geringer Höhe zu versuchen. Das geht. Man muß keine gerade steife Drehachse nehmen, ein durchhängendes Stahlseil funktioniert auch sehr gut.

Auf jeden Fall ist der Link zu Khammas Buch und zum Selsam-Rotor interessant für jeden, der Lust hat, sich mit Selsam-Rotoren oder Ketten-Rotoren, wie ich sie bei mir gerne nenne, zu befassen.

Gruß, Carl
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