Qblade - Neue BEM Software zur Windkraftanlagenauslegung

...integriert in XFOIL
 
HorstClaude
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Qblade - Neue BEM Software zur Windkraftanlagenauslegung

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Gepostet: 08.07.2010 - 11:41 Uhr  ·  #1
Hallo,

ich habe in meiner Diplomarbeit eine Modul zur Auslegung von Windkraftanlagen und zur Optimierung der Rotorblätter programmiert (basierend auf der Blade Element Momentum Method) . Diese Software ist komplett in die Profilberechnungssoftware XFOIL integriert und unter der GPL Lizens veröffentlicht und verfügt im Gegensatz zu ähnlichen Programmen über eine komplette und komfortable graphische Benutzeroberfläche. Das Programm kann auf der Seite QBlade frei heruntergeladen werden.

Mfg

Horst
XXLRay
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Re: Neue BEM Software zur Windkraftanlagenauslegung

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Gepostet: 08.07.2010 - 12:53 Uhr  ·  #2
Windfried
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Getestet

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Gepostet: 17.02.2013 - 20:02 Uhr  ·  #3
Hallo allerseits,

nachdem ich eine Meldung bekommen habe, dass QBlade jetzt auch VAWT simulierend berechnen kann, habe ich es getestet.

Ist ein schön schlankes Programm, welches sich möglicherweise nicht mal in die Registry von Windows einträgt. So kann es auf USB-Stik oder mobiler Festplatte mitgeführt werden. Auch ist es wegen der Schlankheit recht schnell. Dazu noch kostenlos.

Könnte in diesem Rahmen wunderbar sein, wenn da nicht offensichtlich 2 grundsätzliche Fehler in die Grundannahmen eingeflossen wären.

1. C_a und C_w werden höchstwahrscheinlich als Simulations-Rohdaten für Streckung ins Flügel-tool übernommen, ohne Korrektur auf reale Flügel-Streckung.
Da hätten wir es wieder. Wird oft nicht beachtet, obwohl die Angelegenheit seit mindestens 80 Jahren bekannt ist.

2. Für Betz und Schmitz den gleichen Twistwinkel verwendet, und dann auch noch den von Betz.
Im Gasch/Twele, "Windkraftanlagen“ zumindest gibt es dafür seperate Gleichungen, was mir einleuchtet.

Zum Vergleich: Forum/cf3/topic.php?t=4387

Da insbes. 1. sich gravierend auf die weiteren Ergebnisse auswirkt, muss ich derzeit vor dem Blatt- Rotor- und Turbinen-Tool warnen.
Flügel bleiben zu schmal und haben zur Nabe hin die falschen Einbauwinkel. Leistungswerte fallen zu euphorisch aus.

Mal sehen, was mir die Autoren antworten.

Was jetzt schon gut geht mit dem Programm ist die Profilsimulation. Wie bei XFL R5 eben, nur etwas verbessert.

Wer es bequemer haben will, wird mit Profili-2 (Vollversion) allerdings besser bedient sein.

Zugang:
Auch wenn derzeit nur eingeschränkt benutzbar - wenn bei Euch das Programm über den Link http://fd.tu-berlin.de/help/fo…ie/qblade/ auch nicht zu bekommen ist, weil die weiter führende Seite einfach leer bleibt, so sollte der Download hierüber gelingen: http://qblade.npage.de/get_fil…vnr=912914

Fullpaper im Anhang.

Grüße, Windfried
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Windfried
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Re: Qblade - Neue BEM Software zur Windkraftanlagenauslegung

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Gepostet: 20.02.2013 - 12:48 Uhr  ·  #4
Hallo,

ich habe mit dem in den Guidelines von QBlade genannten Ansprechpartner telefoniert.

Sie räumen ein, dass sie mit dem momentanen Zustand der Flügel-Tools selbst nicht zufrieden sind.
Es wäre besser, wenn der Flügel durch die Ergebnisse der Simulation nochmal optimiert wird.

Ich stelle fest, dass die Flügel im Optimierungsprocedere einfach falsch berechnet werden.
Durch Verwendung der Rohdaten der Profilpolaren werden die Profiltiefen zu gering und bei Optimierung nach bester Gleitzahl ergeben sich falsche Winkel.
In wieweit es zu wirklichkeitsnahen Ergebnissen führt, wenn man selbst konstruierte Blätter einstellt, werde ich noch erproben.

Es bleibt ein dicker Hund, dass sowohl für Schmitz als auch für Betz die selben Twistwinkel verwendet werden.

Vor den Blatt-Tools muss ich derzeit also warnen.

Auf die Frage, in wieweit denn die Ergebnisse von QBlade mit Messergebnissen überein stimmen, wurde ausweichend geantwortet:
Die Rotor- und Turbinen-Berechnungstools seien in den Ergebnissen nahe denen anderer Institute, wurde mir gesagt.
Wirklich gemessen haben sie noch nicht. Sowas ist bitter.

Ob die Profildaten bezüglich Flügelstreckung nach über 80 Jahren immer noch so zu behandeln sind wie damals von Prandtl mag hinterfragt werden. (Anhang im Link Forum/cf3/topic.php?p=33758#real33758)
Es mag inzwischen modernere Theorien geben, die bei QBlade eingeflossen sind. Als Lit. wurde mir das Buch von Hansen genannt, in den Guidelines aufgeführt.

Die Ergebnisse meiner Berechnungssoftware wurden auch noch nicht in der Praxis getestet. Möglicherweise leisten die Blätter sogar mehr.

Bei Qblade bleibt die Skepsis, wenn die Blätter falsch berechnet werden, inwieweit Simulationsergebnisse dann noch richtig sein können.
In wieweit es zu akzeptabelen Ergebnissen führt, wenn man selbst konstruierte Blätter einstellt und diese simuliert, werde ich noch erproben.

Übrigens:
- Die Viscosity (kinematische Zähigkeit) ist von Haus aus mit einem Wert eigetragen, der Lufttemperaturen von über 40°C entspricht.
Hier darf man getrost auf 1,51e-05 gehen, für 20°. Dafür ist die Luftdichte allgemein auch mit 1,225 angegeben (Normalbedingungen).

- Einen sehr brauchbaren Zugang zur Softwar bekommt man auch hierüber http://sourceforge.net/projects/qblade/
Da kann man sogar eine automatische Aktualisierung veranlassen.
Über <Files> kommt man u. A. zum Quellcode.

Grüße, Windfried
AlinaING
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Hilfe !

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Gepostet: 24.02.2013 - 14:33 Uhr  ·  #5
Hallo,

ich hab mal da wegen der Schlankheit eine Frage:

Rotorschlankheit und Rotorblattschlankheit, sind es zwei unterschiedliche Auslegungen oder ist das selbe mit gemeint:

Ich habe herausgefunden (Abschnitt aus meiner Arbeit):


Rotorschlankheit [Gasch, Robert ]

μ = H/R (1)
μ: schlankheit [-]
H: Rotorhöhe [m]
R:Rotorradius [m]

Schlankheit der Rotorblätter [Andere Datei]:
μ= H/c (2)
μ: schlankheit [-]
H: Rotorhöhe [m]
C= Profilsehne [m]

1.Nach den Berechnungen sind es logischerweise zwei unterschiedliche Auslegungsmerkmale.
2.Unter Aspect Ratio finde ich fast nur Formel (2).
3. Gasch nimmt den Rotorradius R in Formel 1, ich habe aber auch in der ein oder anderen Quelle H/D gelesen, D= Rotordurchmesser.
4. Ich würde außerdem freuen wenn mir Quellen genannt werden in denen die "Auswirkungen" der beiden Auslegungen beschrieben sind (Worauf haben Sie Einfluss etc)

Ich danke!

Liebe Grüße
Windfried
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B-H-Verhältnis bei Darr.

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Gepostet: 24.02.2013 - 17:05 Uhr  ·  #6
Hallo Alina,

frage vielleicht mal direkt bei Arminius nach. Sonst fällt mir keiner ein.

Ansonsten kann ich im Beitrag von Dir keine Formel erkennen. :-)
Auch gibt mein Gasch von 1996 da nichts weiter her.

Weiter die Frage, ob das was mit QBlade zu tun hat. Wenn nicht, werde ich einen Modi bitten, weitere Diskussion auf Dein ursprüngliches Thema zu verlegen.

Was naheliegend ist, dass ein H-Darr. mit den Proportionen einer flachen Trommel wirkungsgradmäßig schlecht sein wird.
Flügel mit geringer Streckung und Missverhältnis von Aktuatoren und Verlusterzeugern. Oder: Wenig Antrieb aber viel Verluste durch Stützstreben.
Außerdem besonders dicker Generator nötig, da Drehzahl besonders gering.

Bei schlanken Bauarten alles zum Besseren, bis auch da eine Unsinnsgrenze erreicht ist.

Designgründe können wichtige Gründe sein, die trotzdem ein B-H-Verhältnis um 1 (akzeptabel) oder größer (flachere Trommel) veranlassen.
Eine HAWT in Form einer Pyramidenpappel passt nicht unbedingt auf das Flachdach einer Fabrikhalle.

TSR aber aus meiner Sicht immer mit Solidity verbandelt.

Gruß, W.
AlinaING
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Re: Qblade - Neue BEM Software zur Windkraftanlagenauslegung

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Gepostet: 24.02.2013 - 19:14 Uhr  ·  #7
Hey hey,

ne hat nichts mit Qblade zu tun, ich hab nur kein anderes passendes Forum gefunden.
Ok ich werd ihn direkt anschreiben.

Ich danke dir.
Liebe Grße
Windfried
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Fortführung des Themas QBlade

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Gepostet: 06.03.2013 - 22:06 Uhr  ·  #8
Habe beim derzeit zuständigen Betreuer an der TU-Berlin nochmal nachgehakt und folgende Antwort erhalten:

Wie ich ihnen bereits am Telefon mitgeteilt habe ist die Simulation gänzlich unabhängig von der vorher durchgeführter Rotorblatterstellung zu betrachten. Die Flügeloptimierungsalgorithmen haben nur eine Auswirkung auf die erstellte Flügelgeometrie, und sind als eine Hilfestellung für die Rotorgeomtrieerstellung zu verstehen. In allen anderen Programmen ist solch eine Hilfestellung überhaupt nicht erhalten, die Rotorgeometrie muss dort über Textdateien in tabellenform definiert werden.

Simulationen die anschliessend durchgeführt werden beruhen auf der Blade Element Momentum Method, die Anströmwinkel werder hier weder nach Betz oder Schmitz, sondern aus Kinematischen Beziehungen zwischen Windgeschwindigkeit, Rotation sowie Impulsentnahme in der Rotorebene berechnet und sind exakt so implementiert wie in der gängigen Literatur beschrieben. Vergleichen sie dazu gerne Simulationsergebnisse mit der komerziellen Software "GH Bladed" (es gibt eine kostenlose Probeversion) oder "WT_Perf" von NREL. Die Ergebnisse werden bei der selben Geometrie und den selben Polaren exakt übereinstimmen, da die selben Algorithmen verwendet werden.

Wenn in einer solchen Simulation Abweichungen zum realen Anlagenverhalten auftreten so sind dies Defizite der Blade Element Momentum Method selbst. Diese Methode ist ein sehr einfaches Model (mit sehr vielen Annahmen) des komplizierten Systems Windenergieanlage. Aufgrund der guten Ergebnisse dieser Methode, der Effiziens und des grossen Erfahrungsschatzes werden allerdings nahezu alle Rotorblätter mit einer BEM ausgelegt


Was von der TU-Berlin fehlt ist eben , den Erfüllungsgrad zu wirklichen Rotor und-Turbinen-Messungen zu dokumentieren.
Immerhin findet wirkliche Aerodynamik immer noch in der Luft statt und nicht im PC.

Dass sie Flügel nach Schmitz in naher Zukunft auch wirklich nach Schmitz optimieren, bleibt zu hoffen.

Es bleibt ein weites Feld.

Gruß, W.
Windfried
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Re: Qblade - Neue BEM Software zur Windkraftanlagenauslegung

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Gepostet: 20.03.2013 - 14:26 Uhr  ·  #9
Wieder nur interessant für die, welche Entwicklung von WKAs als Wissenschaft begreifen:

Der Projektverantwortliche von QBlade hat mir folgenden Link zur BEM zukommen lassen. http://en.wikipedia.org/wiki/Blade_Element_Momentum_Theory
Das als Vorgeschmack zur Literatur HANSEN, Martin O. L.: Aerodynamics of Wind Turbines. Earthscan, London, 2nd Edition, 2008, welche offensichtlich international als Standardwerk gilt.

Zu den bei WIKI am Schluss genannten Einschränkungen

1. Assumes that each annular ring is independent of every other annular ring
2. Does not account for wake expansion
3. Does not account for Tip Losses
4. Does not account for Yaw, though it can be made to do so
5. Based on steady flow (non-turbulent)


ist zu sagen, dass Nr. 3 bei QBlade (als Option) berücksichtigt wird.
Nr. 4 und 5 sind für Simulation un- bzw. weniger bedeutend.
Was wake expansion bedeutet kann ich nicht sagen. Möglicherweise Strahlerweiterung durch Geschwindigkeitsverlust.

Es ist nachvollziehbar, dass bezüglich Randwirbel (Nr. 3) zum Herangehen nach Prandtl, Anhang bzw. Beitrag danach, in den letzten 80 Jahren verfeinerte Methoden entwickelt wurden und angewendet werden.

Wie zuvor schon erwähnt: Die Flügelsimulation in QBlade, insbes. nach Schmitz, hat Mängel, wenn sie nicht inzwischen behoben wurden.
Hatte den Verantwortlichen dsw. empfohlen, im Tutorial eine wertende Empfehlung zur Benutzung der Optionen zu geben, wenn Sie denn können.

Letzteres möglicherweise eingeschränkt, da nicht ausgeschlossen, dass sie sich vornehmlich als "Software und Simulations-Bude" verstehen, was allerdings schon ne ganze Menge ist.

Bei der Rotorsimulation ist die Viscosity (kinematische Zähigkeit) der Luft standardmäßig auf 1,779 e-5 eingestellt. Das ist zumindest diskussionswürdig.
In (älteren) Quellen, die mir vor liegen, ist dieser Wert für Temp. knapp über 40°C und für 15°C gilt 1,5 e-5. Dafür auch die Dichte von 1.225 kg/m³.
Möglich, dass die Viscosity inzwischen neu gemessen wurde.

Gruß, W.
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