Batterie "leergekocht"

 
strawberry
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Batterie "leergekocht"

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Gepostet: 16.08.2015 - 21:28 Uhr  ·  #1
Hallo liebe Windradfreunde,

mir ist ein Missgeschick passiert. Ich habe versehentlich mein Ladegerät verstellt. Dadurch wurden die Batterien einer kleinen Insel mehrere Wochen mit etwa 2,2 Ampere dauergeladen. Weil die Batterien nur Notfunktion haben wurde während der ganzen Zeit kein Strom entnommen.
Das Resultat: der Säurestand war auf ein Drittel der vorgeschriebenen Höhe abgesunken :'(
Gestern habe ich das Malheur bemerkt und sofort mir destilliertem Wasser aufgefüllt.

Es handelt sich um 2 Varta's, 230 Ah (20h). Das Alter der Batterien beträgt etwa 11 Jahre.

Nun meine Frage: Ist das nun Schrott oder geht da noch was?

Vielen Dank im Voraus
mfG

strawberry
Erdorf
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Re: Batterie "leergekocht"

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Gepostet: 16.08.2015 - 22:28 Uhr  ·  #2
Hallo,

nach dem auffüllen mit dest. Wasser wieder sofort (diesmal richtig, am besten konstant 13.6 V) laden.

Ob das nach 11 Jahren noch viel bringt, hängt von der Anwendung ab.
Da es sowieso Notstrom ist, sollte das, meiner Einschätzung nach noch reichen und
der Akku nicht allzu sehr dadurch geschädigt sein.

Viel Erfolg und Grüße
XXLRay
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Re: Batterie "leergekocht"

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Gepostet: 17.08.2015 - 11:24 Uhr  ·  #3
doelle4
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Re: Batterie "leergekocht"

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Gepostet: 24.08.2015 - 00:37 Uhr  ·  #4
Den Gefühl nach wenn die Säurekonzentration wie XXL Ray erwähnte ok ist werden sie weiter laufen. Austrocknen durch überladung denk ich macht weit weniger aus wie tiefentladung.
Gruß Hans
strawberry
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Re: Batterie "leergekocht"

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Gepostet: 24.08.2015 - 12:24 Uhr  ·  #5
Jetzt nach 8 Tagen Konstantspannung 27,2 Volt haben die meisten Zellen etwa 1,27 g/cm3. Andere sind bei 1,22 angekommen.
Obwohl nur ein geringer Ladestrom fließt habe ich das Gefühl dass die Zellen stark gasen/sprudeln. Ich kann mich aber auch täuschen.
Ich werde das mal so weiterlaufen lassen und beobachten was weiterhin passiert.
Oder sollte ich die Spannung höher stellen.

mfG
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FamZim
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Re: Batterie "leergekocht"

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Gepostet: 24.08.2015 - 13:02 Uhr  ·  #6
Hallo Strawberry

Ob die Akkus noch taugen wirst Du durch ständiges , vorsichtiges Laden nicht heraus finden.
Die sind mit 1/100 Kapazität überladen worden, 2,2 A zu 230 Ah, na gut oder auch nicht.
Ich würde sie einfach einsetzen mit überwachung, und mal 10 Ah entnehmen, dann Spannung und Säure messen.
Wieder langsam 2,2 A laden, auch mit höherer Spannung, die Gasung begint schon ab 60 % der Kapazität, also auch normal.
Akkus die beim Laden gar nicht gasen sind auch nicht zu 100 % voll.
Dann mal 20 Ah entnehmen und weiter steigern, dann sollte sich das klären wie gut die noch sind.

Gruß Aloys.
Erdorf
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Re: Batterie "leergekocht"

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Gepostet: 24.08.2015 - 13:50 Uhr  ·  #7
Hallo

Zitat
Jetzt nach 8 Tagen Konstantspannung 27,2 Volt haben die meisten Zellen etwa 1,27 g/cm3. Andere sind bei 1,22 angekommen.


1.28 g/cm3 wäre nenn Säure Dichte.
1.27 g/cm3 wäre eine grob um 10% gefallene Nennkappazität
1.22 g/cm3 wäre eine grob um 60% gefallene Nennkappazität

Zitat
Obwohl nur ein geringer Ladestrom fließt habe ich das Gefühl dass die Zellen stark gasen/sprudeln

Ja, das müsste so sein, die leeren Zellen bauen nicht soviel Sapnnung auf. Dadurch bekommen die vollen Zellen mehr, zu viel, Spannung und gasen.
Bei soo unterschiedlichen Zellen glaube ich nicht, dass du noch glücklich wirst.
Bei noch brauchbare Akkus haben die Zellen eine ähnliche Säuredichte, maximal +- 0,01 g/cm3 abweichend.
z.B. die meisten Zellen 1,27 g/cm3, wenige 1,26 oder 1,28.

Zitat
Oder sollte ich die Spannung höher stellen.

Vielleicht bis maximal 27.6 V (@25°C), das ist eigentlich ein Wert wo, bei gleichen Zellen, keine Gasung erfolgt.
Viel verkehrt machen kannst du ja nicht - aber auch den Wasserstand kontrollieren und ggf. auffüllen.

Grüße
strawberry
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Re: Batterie "leergekocht"

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Gepostet: 12.09.2015 - 20:22 Uhr  ·  #8
Hallo allerseits,

bisher haben Batterien mich nicht so sehr beschäftigt. Ich habe versucht mich mit der Materie zu befassen und mich deshalb etwas "schlaugelesen".

Ich versuch das mal wiederzugeben so wie ich das verstanden habe.

Es sollte mit konstantem Strom geladen werden bis etwa 28,8 Volt erreicht sind.
Dann bei konstant 28,8 Volt für maximal 8 Stunden weiter laden wobei der Ladestrom von selbst abnehmen sollte.
Danach bei 27,6 Volt "floaten".
Wenn die Batterie nicht gebraucht wird die Spannung auf 26,4 Volt absenken, nach jeweils einer Woche wieder für eine Stunde auf 28,8 Volt anheben.

Soweit die Theorie.

In der Praxis, und mit meiner Batterie, stellt sich die Sache etwas anders dar.
Obwohl dauernd 8 Ampere Ladestrom fließt werden die 28,8 Volt nicht erreicht. Im Gegenteil sogar, mit zunehmender Ladung fällt die Spannung wieder !!! Die Batterie gast sehr stark und erwärmt sich merklich.

Ich habe meine Versuche und Beobachtungen in eine Tabelle geschrieben.



Es wäre nett wenn Ihr "Batteriefachleute" mir eine Erklärung für das Phänomen liefern könntet.
Besten Dank im Voraus.

mfG
strawberry
doelle4
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Re: Batterie "leergekocht"

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Gepostet: 13.09.2015 - 01:23 Uhr  ·  #9
Also als nicht Akku Experte und eher einfacher praktisch veranlagter Mensch kann ich dir sagen, der Akku ist hinüber...
Vermutlich Bleiplattenreste /Schlamm am Akkugrund der kontionierlich Zellen mit Widerstand kurzschließt daher die Erwärmung.
Kannst leicht überprüfen. Akku weg von der Ladung und nach einer Stunde Spannung messen und säter nach 12 oder 24 Stunden.
Wirst merken das kontionierliche Entladung stattfindet durch diesen leitenden Bodensatz.
Ich habs mal bei alten Autobatterien versucht das Zeug auszuleren /filtern und wieder einfüllen aber die Akkustege waren schon dermassen angegriffen das es keinen Sinn mehr machte.
Gruß Hans
Erdorf
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Re: Batterie "leergekocht"

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Gepostet: 13.09.2015 - 12:55 Uhr  ·  #10
Hallo strawberry,

Leider ist eine Zelle 'schwer daneben', siehe Säure dichte Messung vom 11.09.2015: 1.24.
Das entspricht in etwa 40% Entladung.
Dadurch dass alle Zellen in Reihe geschaltet sind, bestimmt diese eine Zelle die Leistung deines Akkusystems.

Wenn du eine 'faule Zelle' dabei hast, werden die anderen Zellen falsch geladen/entladen.
Ich vermute, überladen und teilweise zu tief entladen, was dann z.B. auch die Spannungseinbrüche beim Laden erklärt.

Ich würde diese eine Zelle mal so genau wie möglich untersuchen:
Stimmt der Wasserstand? Kann es sein, dass die Zelle mal ausgelaufen ist?
Kannst du in die Zelle hineinschauen und Unterschiede zu den anderen Zellen sehen?

Es macht irgendwie keinen Sinn, dass ausgerechnet eine Zelle sich so anders verhält.
Durch die Reihenschaltung werden alle Zellen in etwa gleich beansprucht.
Ich vermute dass Säure ausgelaufen ist.
Wenn dem so ist, kannst du Säure nachfüllen, bis die Säure Dichte wieder stimmt.
Das bedeutet, alle anderen Zellen bekommen dest. Wasser aber in diese Zelle Batteriesäure.
Die Batteriesäure kann man einem anderen (alten, aber noch passablen) Akku nehmen,
den ich vorher noch mal voll laden würde und auch Säure Dichte (1.28) messen würde.

Noch etwas:
Alle anderen Zellen sind gut, Säuredichte 1.28.
Es kann aber dennoch sein, wie Hans ausführt, dass der Akku schon einen starken Bleisumpf gebildet hat
und schon eine recht hohe Selbstentladung hat. Test:
Voll laden, 1 Stunde ruhen lassen und Spannung messen und nochmal nach 24h Ruhe Spannung messen.
Die Differenz der Spannungen beurteilen: pro Akku und pro 0.1 V Abfall kann man ca. 10% Entladung rechnen.
Beispiel: 12.75 V -> 12.70 V -> 0.05 V Differnz -> 5% Entladung pro 24h.

Bei guten/sehr guten Akkus ist die Entladung < 1% innerhalb von 24h.
Wenn man die Entladung mit der Nennkappazität der Akkus multipliziert kann man sich ausrechnen,
wie viel Entladung in Ah oder besser in Wh das so am Tag ist und wann ein neuer Akku her muss.
Vom Gefühl her würde ich sagen, dass dies ab so 3% der Fall ist, kommt aber auch auf die Anwendung an.

Grüße
strawberry
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Re: Batterie "leergekocht"

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Gepostet: 13.09.2015 - 16:24 Uhr  ·  #11
Hallo Hans,
Hallo Erdorf,
die Batterien habe ich vor etwa 11 Jahren neu gekauft. Säureverluste gab es bisher keine.

Nach Deinem Vorschlag habe ich in alle Zellen hinein geleuchtet.
Bei Bat1, die mit der schlechten Zelle, schwimmt auf eben dieser Zelle schwarzes, öliges Zeugs. Ich habe ein Stück Papier rein gesteckt. Es kommt ganz schwarz wieder raus. Die anderen Zellen scheinen ok.
Bei Bat2 sind 2 Zellen auffällig. Es liegen kleine Bröckchen/Teile des Plattenmaterials quer obenauf.

Ich werde am nächsten Morgen die Spannung nochmal nachmessen.

Inzwischen denke ich auch dass von dieser Batterie das Beste weg ist :'(

Zur Anwendung sei gesagt dass diese Batterien nur sehr sporadisch und kurzzeitig für Notstromzwecke benutzt werden. Dabei steigt die Leistung auch selten bis nie über 1000 Watt.

Schönen Sonntag noch.
strawberry
Erdorf
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Re: Batterie "leergekocht"

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Gepostet: 13.09.2015 - 22:13 Uhr  ·  #12
Hallo strawberry,

Zitat
schwimmt auf eben dieser Zelle schwarzes, öliges Zeugs

Das hört sich sehr komisch an, ich habe so etwas noch nie nie gehört oder gelesen.

Zitat
Bei Bat2 sind 2 Zellen auffällig. Es liegen kleine Bröckchen/Teile des Plattenmaterials quer obenauf.

Das ist normal, hängt mit dem Gasen und dem Alter der Akkus zusammen.
Das selbe Plattenmaterial setzt sich leider auch am Boden ab und bildet dort den Blei Sumpf.

Nach 11 Jahren kann man schon einen Akku tauschen,
wobei, eine gute Ladung eingestellt darf der Akku bei dieser Anwendung gerne 20 Jahre halten.

Grüße
strawberry
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Re: Batterie "leergekocht"

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Gepostet: 14.09.2015 - 20:14 Uhr  ·  #13
Hallo Erdorf,

seit dem 12.09., 21H35 ist die Ladung gestoppt.

Ich habe die Leerlaufspannungen gestern um 9H10 gemessen:
Bat1=12,63 Volt Bat2=12,63 Volt

Heute Morgen um 9H15:
Bat1=12,61 Volt Bat2=12,60 Volt

Jetzt um 19h40:
Bat1=12,59 Volt Bat2=12,59 Volt

Nach deinem vorletzten Post läge die Entladung damit so bei 3%. Bei dieser Batterie entspräche das etwa 7Ah !

Ich habe hier noch ein Foto von dem schwarzen klebrigen Zeugs aus der einen Zelle.



Was ich trotzdem immer noch nicht verstehe ist die Tatsache das die Spannung der beiden Batterien bei der Ladung zunächst steigt und dann aber wieder abfällt :(

Ich habe einen Versuch mit einer alten Motorradbatterie gemacht. Die Spannung steigt bis 14,4 Volt, danach fällt der Strom auf einen geringen Wert. Genauso wie in der Theorie vorgesehen.

mfG
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Erdorf
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Re: Batterie "leergekocht"

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Gepostet: 15.09.2015 - 10:26 Uhr  ·  #14
Hallo Strawberry,

Zitat
Nach deinem vorletzten Post läge die Entladung damit so bei 3%. Bei dieser Batterie entspräche das etwa 7Ah !


Bei 24 V wären das ca. 150 Wh pro Tag.
Ich finde das schon viel, musst du aber selber wissen ob du die sicher jeden Tag auch rein bekommst.

Zitat
Ich habe hier noch ein Foto von dem schwarzen klebrigen Zeugs aus der einen Zelle.

Wie schon gesagt, das habe ich noch nie gesehen, vielleicht mal bei einem Stapler Service nachfragen.
In jedem Fall ist das ungewöhnlich und in Anbetracht der Tatsache dass diese Technik nicht ungefährlich ist,
(Säure, Knallgas, ...) würde ich mich von diesem Akku verabschieden.
Einen neuen Akku kaufen und die Ladung optimal einstellen, so hast du dann 20 Jahre
von dem Akku in deiner Anwendung.

Grüße
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Re: Batterie "leergekocht"

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Gepostet: 23.09.2015 - 23:25 Uhr  ·  #15
Hallo Forengemeinde,

zum Abschluss der Geschichte möchte ich noch folgende Informationen anfügen.

Nach jetzt 11 Tagen ohne Laden sieht es so aus:
Bat1=10,60 Volt
Bat2=12,49 Volt

Die Säure in der Zelle mit dem Glibber von Bat1 ist absolut im roten Bereich.Ein Fall für den Schrotthändler.

Wo schlussendlich der Dreck in die Zelle kam kann ich auch nicht nachvollziehen. Ich habe die Batterien neu gekauft und selbst gewartet. Die Zellen waren immer verschlossen und die Batterien unter einer Abdeckung geschützt.

mfG
strawberry
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