Leistungsregelung VAWT Kleinwindanlagen

 
sandia
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Leistungsregelung VAWT Kleinwindanlagen

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Gepostet: 01.10.2008 - 17:18 Uhr  ·  #1
Hallo,

ich beschäftige mich gerade in meiner Abschlussarbeit mit der Strömungssimulation an einem Darriues-H-Rotor.

Vor allem die helikale Variante zeigt noch zusätzliche Vorteile hinsichtlich der Optik und der Lärmvermeidung zu zeigen. Das Interesse von RWE an QR5 zeigt dass zu bestätigen. Obwohl man häufig liest, dass auch herkömmliche Klein- VAWTs oder HAWTs nicht wirklich laut sind. Auf eigene Erfahrung kann ich da leider nicht zurückgreifen.

Woran es mir noch mangelt ist ein vor allem ein Verständnis der Leistungsregelung von Kleinwindanlagen.

Was ich bisher dazu gefunden habe ist dass Kleinwindanlagen grundsätzlich als Stall geregelte Anlagen mit konstanter Drehzahl fahren. Zur Verwendung kommen Asynchrongeneratoren. Die Leistungabgabe sollte wie folgt funktionieren:
Bei ausreichender Windgeschwindigkeit zur Rotorandrehung kommt es zu einem Hochlauf. In wenigen Sekunden wird dann die Nenndrehzahl erreicht und der Generator schaltet sich zu. Die Drehzahl des Rotors wird durch den Widerstand des Generators vorgegeben. Der Generator wiederum erhält die Drehzahl vom Netz (50Hz). Erhöht sich jetzt bei Erhöhung der Windgeschwindigkeit die Leistung des Rotors muss der Widerstand durch den Generator z.B. in Form erhöhter Leistungsabgabe ebenso erhöht werden.
Das Problem besteht ja darin, dass bei Erhöhung des Rotordrehmoments
die Drehzahl konstant bleiben soll, d.h. man muss auf der Gegenseite die Last erhöhen.

Hier meine Frage: Wie kann man die Leistungsabgabe des Generators variieren. Im Inselbetrieb heißt es dazu, dass man Verbraucherkreise zuschaltet oder wenn das nicht ausreicht die zusätzliche Energie durch Zuschaltung von Widerständen quasi verbrennt.
Ist Inselbetrieb auch gleich Netz geführt?
Falls ich jetzt mit einer einzelnen Großanlage ins Netz einspeise, wie kann dort die Leistungsabgabe des Generators in Abstimmung mit dem Rotor geregelt werden!

Jetzt habe ich hier auf der Website gefunden, dass die Kleinwindanlagen fasst alle Permanentmagneten als Generatoren verwenden. Der glaub ich ähnlich funktioniert wie ein Dynamo. Bei geringster Rotordrehung wird dann schon elektrische Leistung erzeugt oder wird der Generator auch erst aktiviert wenn der Rotor eine gewisse Drehzahl erreicht. So eine Zuschaltung bei Kleinwindanlagen kann ich mir eigentlich aufgrund des ganzen Zusatzaufwandes kaum vorstellen.

Kann mir diesbezüglich jemand weiterhelfen? :? 😉
XXLRay
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Re: Leistungsregelung VAWT Kleinwindanlagen

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Gepostet: 01.10.2008 - 20:13 Uhr  ·  #2
Zitat geschrieben von sandia
Was ich bisher dazu gefunden habe ist dass Kleinwindanlagen grundsätzlich als Stall geregelte Anlagen mit konstanter Drehzahl fahren. Zur Verwendung kommen Asynchrongeneratoren. Die Leistungabgabe sollte wie folgt funktionieren:
Bei ausreichender Windgeschwindigkeit zur Rotorandrehung kommt es zu einem Hochlauf. In wenigen Sekunden wird dann die Nenndrehzahl erreicht und der Generator schaltet sich zu. Die Drehzahl des Rotors wird durch den Widerstand des Generators vorgegeben. Der Generator wiederum erhält die Drehzahl vom Netz (50Hz). Erhöht sich jetzt bei Erhöhung der Windgeschwindigkeit die Leistung des Rotors muss der Widerstand durch den Generator z.B. in Form erhöhter Leistungsabgabe ebenso erhöht werden.
Das Problem besteht ja darin, dass bei Erhöhung des Rotordrehmoments
die Drehzahl konstant bleiben soll, d.h. man muss auf der Gegenseite die Last erhöhen.
Meiner Meinung nach werden hier mehrere Dinge vermischt. Stall-geregelt bezieht sich auf die Aerodynamik. Praktisch bedeutet das, dass es ab einer bestimmten Flügelgeschwindigkeit zum Strömungsabriss kommt und der Rotor nicht weiter beschleunigt. Deswegen gelten VAWTs in der Regel als sturmsicher. Man möge mich korrigieren, wenn ich hier falsch liege.

Große Anlagen drehen tatsächlich mit 50 Hertz, also grob eine Umdrehung pro Sekunde. Erhöht sich die Windgeschwindigkeit, so dass der Rotor sich schneller drehen würde, führt das dazu, dass die erzeugte Wechselspannung nicht mehr synchron zur Netzspannung liegt und so nicht nutzbare Blindleistung entsteht. Um dies zu verhindern muss der Rotor abgebremst, also mechanische Energie entzogen werden. Zum einen könnte man das rein mechanisch z.B. über eine Scheibenbremse machen, wobei die überschüssige Leistung komplett in Wärme, also eine weißglühende Bremsscheibe, umgesetzt würde. Die günstigere Möglichkeit ist es, das elektrisch zu machen, indem man dem Generator eine höhere Leistung entnimmt und dadurch den Rotor belastet, denn die so entnommene Leistung kann nutzbringend ins Netz eingespeist werden.

Kleinwindanlagen drehen aber aufgrund ihres geringen Rotorradius viel schneller. Deswegen wird wohl in erster Linie die erzeugte Spannung zunächst gleichgerichtet und dann über einen netzsynchronen Wechselrichter eingespeist.

Zitat geschrieben von sandia
Hier meine Frage: Wie kann man die Leistungsabgabe des Generators variieren. Im Inselbetrieb heißt es dazu, dass man Verbraucherkreise zuschaltet oder wenn das nicht ausreicht die zusätzliche Energie durch Zuschaltung von Widerständen quasi verbrennt.
Widerstände sind ja im Grunde elektrisch betrachtet nichts anderes als Verbraucher, die Strom und Spannung in Wärme umsetzen. Man kann also die Belastung des Generators verändern, indem man ihm bei gleicher Spannung einen höheren Strom entnimmt. Das geschieht in der Regel dadurch, dass man den Verbraucherwiderstand verringert, also wie du schon sagst, z.B. mehr Verbrauchern parallel schaltet.

Zitat geschrieben von sandia
Ist Inselbetrieb auch gleich Netz geführt?
Nein. Insel bedeutet "abgeschlossen von der Außenwelt", wie eine Insel halt.

Zitat geschrieben von sandia
Falls ich jetzt mit einer einzelnen Großanlage ins Netz einspeise, wie kann dort die Leistungsabgabe des Generators in Abstimmung mit dem Rotor geregelt werden!
Zum einen durch Belastung wie oben erwähnt oder auch durch die Flügelstellung (Pitch).

Zitat geschrieben von sandia
Jetzt habe ich hier auf der Website gefunden, dass die Kleinwindanlagen fasst alle Permanentmagneten als Generatoren verwenden. Der glaub ich ähnlich funktioniert wie ein Dynamo. Bei geringster Rotordrehung wird dann schon elektrische Leistung erzeugt oder wird der Generator auch erst aktiviert wenn der Rotor eine gewisse Drehzahl erreicht. So eine Zuschaltung bei Kleinwindanlagen kann ich mir eigentlich aufgrund des ganzen Zusatzaufwandes kaum vorstellen.
Das ist gar kein so großer Aufwand, wie du dir vorstellst. Der Generator wird einfach bis zum Erreichen der gewünschten Spannung nicht belastet, also die Verbraucher über einen "Schalter" getrennt, so dass der Generator im Leerlauf betrieben wird. Erst wenn die Spannung erreicht ist, wird langsam der Stromfluss und somit die umgesetzte Leistung erhöht. Läd man Beispielsweise einen Akku, geschieht das ganz automatisch ohne zusätzliche Elektronik dadurch, dass die Ladespannung des Akkus der Generatorspannung entgegen wirkt. Erst wenn die Generatorspannung größer ist, als die des Akkus kann ein Strom fließen.

Ich hoffe, ich habe das alles richtig ausßeinandersortiert und wäre dankbar, wenn da einer der alten Hasen nochmal seinen Senf dazu gibt.
german mill
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Re: Leistungsregelung VAWT Kleinwindanlagen

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Gepostet: 02.10.2008 - 15:03 Uhr  ·  #3
Hallo,

also große Anlagen drehen sich kaum noch mit einem Hertz, sondern mit weitaus geringerer Drehzahl, sonst hätte man ja riesige Geschwindigkeiten an der Flügelspitze, die auch so noch bis zu 200km/h erreichen können. Die meisten modernen Anlagen sind pitchreguliert und werden über einen Gleichstromzwischenkreis an das Netz angeschlossen, so daß sie nicht netzsynchron drehen müssen. Also Eingangswechselrichter->Zwischenkreis->Ausgangswechselrichter. Damit läßt sich die Leistungsabgabe des Generators dem Netz anpassen. Was anderes passiert eigentlich auch nicht bei Kleinwindanlagen, die mit einer PWM-Steuerung ausgerüstet sind, je nach Leistung des Rotors/Generators wird ein Ladestrom gesteuert, bzw. der Netzwechselrichter kann leistungsabhängig ins Netz einspeisen. Bei direkter Kopplung des Akkus ist es natürlich genau so, wie XXLRay es beschrieben hat. Stallregulierte Anlagen erkennt man daran, daß ihr Maschinenbett im Vergleich zu pitchregulierten Anlagen (gleiche Leistungsklasse) immer etwas robuster ausgelegt ist.
sandia
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Re: Leistungsregelung VAWT Kleinwindanlagen

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Gepostet: 04.10.2008 - 17:56 Uhr  ·  #4
Vielen Dank für Eure Antworten.

Ok ich halt noch mal kurz fest:

Aerodynamische Regelung möglich durch: a) stall b) pitch

Der H-Rotor wird aufgrund seiner starren Blätter (bis auf wenige exotische Ausnahmen abgesehen) aerodynamisch durch stall geregelt.

Auf der Generatorseite ist erstmal prinzipiell ein Drehzahlfester oder -variabeler Betrieb möglich.

Stall geregelte Groß-Anlagen werden, wenn Sie ans Netz angeschlossen werden mit drehzahlfesten Generatoren betrieben. Bei Erhöhung der Aerodynamischen Leistung muss die Lastentnahme auf Generatorseite erhöht werden, um die konstante Drehzahl zu gewährleisten. (Doch wie Regel ich die Lastentnahme, wenn ich ins öffentliche Netz einspeise??)

Kleinwindanlagen werden ebenfalls drehzahlfest betrieben werden. Der Generator wird dem Netz zugeschaltet, wenn eine gewisse Spannung (abhängig von der Drehzahl) erreicht ist. Leistungsabgabe des Generators kann geregelt werden durch Ladestrom des Akkus oder andere Verbraucher wie auch Widerstände.

Außerdem gibt es noch die Möglichkeit mit Frequenzumrichter AC/DC/AC, um die gewünschte Frequenz zu erhalten.(Ist glaub bei Kleinanlagen, wenn ich kein Getriebe habe üblich)

Zur Drehzahl: Die Netzfrequenz ist 50Hz, das entspricht bei einem dreipoligem Generator eine Drehzahl von 3000 U/min! Bei 6 poligen muss eine Drehzahl von 1500 U/min erreicht werden. Ohne Getriebe ist das bei Windkraftanlagen nicht zu schaffen!

Zur Sturmsicherheit: Da scheinen die VAWT oder generell Kleinanlagen einen klaren Nachteil zu pitch geregelten Großanlagen zu haben. Obwohl man erstaunlicherweise auch anderes liest, wie XXL Ray zur Sturmsicherheit von VAWTs schon erwähnte!
Bei Stallanlagen steigt ab gewissen Windgeschwindigkeit trotz Stalls die Leistungsabgabe für die der Generator aber nicht ausgelegt ist. Sie müssen gebremst werden. VAWTs sind zusätzlich gefährdet, da sie nicht aus dem Wind drehbar sind. Also sturmsicher scheinen die eher nicht zu sein!


Falls irgendwas nicht richtig ist ..... bitte korrigieren :)


Danke Sandia
ArneG
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Re: Leistungsregelung VAWT Kleinwindanlagen

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Gepostet: 04.10.2008 - 21:55 Uhr  ·  #5
Moin Sandia,

beim Generator liegst Du falsch 2Polig = 3000 -- 4Polig = 1500Upm.

Beste Grüße

Arne
XXLRay
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Re: Leistungsregelung VAWT Kleinwindanlagen

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Gepostet: 05.10.2008 - 12:05 Uhr  ·  #6
Zitat geschrieben von sandia
(Doch wie Regel ich die Lastentnahme, wenn ich ins öffentliche Netz einspeise??)
Im öffentlichen Netz kannst du alle Haushalte als Verbraucher sehen. Diese werden, vereinfacht gesehen, aus Windanlagen und anderen Kraftwerken versorgt. Drosselt man die Leistung der anderen Kraftwerke indem man z.B. einfach weniger Kohle nachschippt oder weniger Brennstäbe in den Tank packt, so werden die Windanlagen stärker belastet. Ich weiß allerdings nicht, ob große Windanlagen zusätzlich über Shunt-Widerstände verfügen, an denen überflüssige Leistung verbraten werden kann.

Zitat geschrieben von sandia
Kleinwindanlagen werden ebenfalls drehzahlfest betrieben werden.
Das ist so nicht ganz richtig. Kleinwindanlagen sind meist für einen relativ breiten Drehzahlbereich ausgelegt.

Zitat geschrieben von sandia
Der Generator wird dem Netz zugeschaltet, wenn eine gewisse Spannung (abhängig von der Drehzahl) erreicht ist.
"Vom Netz" ist vielleicht etwas zu allgemein gesagt. Bei Einspeisung übernimmt das eine Elektronik.

Zitat geschrieben von sandia
Zur Drehzahl: Die Netzfrequenz ist 50Hz, das entspricht bei einem dreipoligem Generator eine Drehzahl von 3000 U/min! Bei 6 poligen muss eine Drehzahl von 1500 U/min erreicht werden. Ohne Getriebe ist das bei Windkraftanlagen nicht zu schaffen!
Zur Drehzahl wurdest du ja schon korrigiert aber heutzutage werden auch meist keine Getriebe sondern hochpolige Generatoren mit Permanentmagenten verwendet.

Zitat geschrieben von sandia
Zur Sturmsicherheit: Da scheinen die VAWT oder generell Kleinanlagen einen klaren Nachteil zu pitch geregelten Großanlagen zu haben. Obwohl man erstaunlicherweise auch anderes liest, wie XXL Ray zur Sturmsicherheit von VAWTs schon erwähnte!
Bei Stallanlagen steigt ab gewissen Windgeschwindigkeit trotz Stalls die Leistungsabgabe für die der Generator aber nicht ausgelegt ist. Sie müssen gebremst werden. VAWTs sind zusätzlich gefährdet, da sie nicht aus dem Wind drehbar sind. Also sturmsicher scheinen die eher nicht zu sein!
Das ist zumindest nach meinem Wissensstand nicht ganz richtig. Ist die Geschwindigkeit der Flügel zu hoch reißt die Strömung an den Flügeln ab - es kommt zum Stall. Damit sinkt der Wirkungsgrad rapide ab, wodurch dem Wind eben nicht mehr mechanische Leistung entnommen wird, als der Generator in elektrische Leistung umsetzen kann. Ich habe allerdings keine zitierfähigen Quellen dazu.
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