Konditionieren eine neuen Akkus
Ein neuer Akku entfaltet seine elektrischen Eigenschaften erst
vollständig nach etlichen Zyklen. Hierdurch wird der komplette Akku, vor allem das Blei und die Säure aktiviert. Hersteller geben z.B. in Ihren Wartungsunterlagen mindestens
10 Zyklen an. In der Praxis einer Strominsel sind meist nur kleinere Teilzyklen
möglich. Viele der nun folgenden Dinge würde man intuitiv machen. Das
Konditionieren ist etwas formeller, präziser und hat diese Ziele:
+
elektrische Eigenschaften des Akkus erhöhen und realisieren
+ Festhalten der Ergebnisse um Betrieb, Wartung und Alterung zu beurteilen
+ Vertraut machen mit diesem Akku, dem Gesamtsystem und der verfügbaren Messtechnik
Zeitpunkt
Idealer Zeitpunkt für das Konditionieren ist das Frühjahr oder der Sommer. Funktionsfähige
Technik zum Beiladen ist Voraussetzung, weil bei jedem Zyklus (Tag) eine
Vollladung stattfinden muss. Gelingt eine Vollladung nicht, verlängert sich das Konditionieren. Das Konditionieren ist beendet, wenn der Kapitän keine weitere
signifikante Verbesserung feststellen kann.
Vorbedingungen
Vor dem Konditionieren am Aufstellort macht es Sinn, den Säure Stand zu kontrollieren und in allen Zellen maximal mit Wasser aufzufüllen. Danach einmal den den Akku vollladen. Wird viel Wasser nachgefüllt reduziert das ggf. die später messbare reale maximale Säuredichte! Das hat
keinen Einfluss auf die reale Kapazität, jedoch auf die messbare
Ruhespannung. So schafft man
Vergleichbarkeit durch Vorbedingungen die später gut wieder herzustellen sind.
Zyklus
Ein Zyklus zum Konditionieren meint:
+ Eine
Teilentladung, wie sie durch die normale Benutzung entsteht, gerne auch etwas mehr Strom als normal
+ Tägliche
Vollladung, ggf. durch "Effizientes Beiladen" abends und/oder morgens
+ Kontrollieren von Messwerten und Entscheiden ob das Konditionieren beendet ist
Säuredichte [kg/l]
Die
real maximale mögliche Säuredichte sollte nach dem Konditionieren der
Nennsäuredichte entsprechen. Leichte Abweichungen von 0.01 [kg/l] sind normal. Typischerweise prüft man zunächst nur die Pilotzelle, später dann alle Zellen. Größere Abweichungen kann man
vorsichtig mit dem Säureheber korrigieren indem man aus einer Zelle Säure saugt und in eine andere Zelle einfügt. Die betroffenen Zellen sollte man notieren oder markieren. Nach Korrekturen muss der Akku erst wieder so viel gasen das man durch Auffüllen in allen Zellen wieder den selben Säure Stand erreichen kann.
Ruhespannung [V]
Nachdem man meint, die Säuredichte nicht mehr steigern zu können, misst man die
maximale Ruhespannung.
Die Ruhespannung
einer Zelle sollte folgender Formel genügen: U[V] = 0,83 + Säuredichte[kg/l].
In der Regel misst und bewertet man die Spannung des Akkus, also
aller in Reihe geschalteter
Zellen zusammen.
Maximale Ruhespannung meint dass der Akku voll geladen wurde und ca. 1h lang
nicht geladen oder entladen wurde. Bei starken Abweichungen oder Unsicherheiten macht man ggf. einen neuen Zyklus.
Absorptionsladung [h]
Bei jedem Ladezyklus kann man die Zeit für die Absorptionsladung messen.
Die Absorptionsladung
fängt an, wenn der Ladestrom sinkt und die Spannung gleich bleibt.
Die Absorptionsladung
ist beendet wenn der Ladestrom nicht mehr sinkt und die Spannung auf Erhaltungsladung reduziert wurde. Hat sich diese Zeit verkürzt oder verlängert, macht man ggf. einen neuen Zyklus.
Nachbedingungen
Nach dem Konditionieren sollte man mindestens folgende Messwerte notieren:
+ Die Anzahl der erforderlichen Zyklen
+ Die maximale Säuredichte
jeder einzelnen Zelle, der Pilotzelle und die mittlere Säuredichte
+ Die maximale Ruhespannung des Akkus
Diese Spannung kann man gut mit der mittleren Säuredichte vergleichen.
Formel für
eine Zelle: U[V] = 0,83 + Säuredichte[kg/l]
Bei Unsicherheiten macht man ggf. einen neuen Zyklus
+ Die kürzeste Zeit für die Absorptionsladung [h]
Lasttests
Im Anschluss an das Konditionieren kann man Lasttests durchführen und die Ergebnisse notieren:
Leistungsbeurteilung beim Entladen
Man kann den Einbruch der Spannung bei einer bekannten Leistung messen. Die Gesamtleistung sollte nahe der maximalen Dauerlast vom Wechselrichter liegen. Die Messung dauert wenige Sekunden, solange bis sich die Spannung nicht mehr (signifikant) ändert. Notiert wird gerne Spannung, Strom, Nennleistung, Art der Verbraucher sowie die
nominale Abschaltspannung des Wechselrichters.
Je weiter die eingebrochene Spannung von der Abschaltspannung des Wechselrichters entfernt ist desto besser.
Beurteilung der realen gesamt Kapazität
Tatsächlich ist das Messen der realen gesamt Kapazität in der Praxis kaum möglich.
Dennoch möchte man z.B. wissen wie lange der Akku das Haus versorgen kann ohne geladen zu werden.
Also: Vollladen,
alle Zugladung deaktivieren und bis zu einem vorher ausgewählten DoD entladen.
Ohne EUW empfehle ich 50 % DoD,
mit EUW 80% DoD.
Mann misst die Zeit in Stunden und hoffentlich in Tagen

.
Nach der Messung wird der Akku
schnell wieder voll geladen mit Beiladung abends oder morgens.
Das hört sich alles vielleicht trocken und langweilig an. Tatsächlich macht das Konditionieren Mega Spaß

. Letztendlich will man ja bei einem neuen Akku, wie bei einem neuen Auto wissen was es so drauf hat

. Außerdem wird Vertrauen in den Akku und das System aufgebaut. Das Konditionieren ist zugegeben etwas formeller erlaubt dafür später zu beliebige Vergleiche. Die Zeit die man sich hier nimmt, spart man später beim Betrieb und Wartung um ein Vielfaches. Selbstverständlich sind das hier alles nur Anregungen zusätzlich zu den Hinweisen vom Hersteller.