Holzrotor zerrissen

Beherrschbarkeit ungebremster Rotoren
 
Erdorf
Moderator
Avatar
Geschlecht:
Alter: 54
Beiträge: 3267
Dabei seit: 12 / 2009
Betreff:

Re: Holzrotor zerrissen

 · 
Gepostet: 16.08.2014 - 13:46 Uhr  ·  #21
Hallo zusammen,

Zitat
... Natürlich wäre das besser, aber solange kein Spiel besteht, ist auch keine Bewegung da


Die Schraube fräst sich das Spiel von selbst!
Das passiert solange, bis dass Material dünn genug ist um abzureissen.

Durch die Bohrungen in den Flügel machst du genau diesen Teil,
der ja alle Kräfte halten soll noch schwächer!
Nimmst du eine Metallhülse, 'zersägst' es zuerst die Metallhülse, dann das Holz und dann reißt es ab.

Anders bei einer Schraubstock ähnlichen Verspannung.
Da halten die Löcher im Flügel ja nichts! Sondern die eingespannten Oberflächen halten die Querkräfte.
Verspannen ist bei dieser Schrägkonstruktion quasi nicht möglich.
Auch hast du ja weitere Nachteile einer Verspannung genannt.

Wenn du bei deiner Konstruktion bleiben willst, was ja auch Vorteile hat,
dann kann man das schon so ähnlich machen und deutlich verbessern, aber nicht mit Schrauben.
Keine Querkräfte auf Schrauben! Das ist eine elementare Regel in der Konstruktionslehre!

Ich denke die Nabe etwas größer im Durchmesser (min. +2 cm), so man mehr Flügel in die Nabe stecken kann.
Dann die Flügel in die Nabe verkleben und (Holz)zapfen (anstelle der Schrauben) verwenden.
Dadurch gewinnt man mehr Klebefläche und kann die Zapfen besser positionieren (mehr Flügelmaterial um die Löcher lassen).
Solche Zapfen werden eingepasst (geschlagen), Presspassung oft zusätzlich mit verklebt und fixieren dann den Flügel.
Solche Zapfen sind dafür gedacht Querkräfte aufzunehmen und natürlich null Zugkräfte!
Ich würde wohl 3 oder 4, 5 .. 6 mm Zapfen verwenden, in der selben Holzart und die auch einkleben.
In jedem Fall würde ich vorher nochmal einen Rat bei einem Schreiner einholen,
das schadet ja nichts und mit Holz und solchen Verbindungen kennen die Jungs sich sehr gut aus.

Die Zapfen sind, so wie ich die Statik dieser Konstruktion das verstehe,
hauptsächlich dazu gedacht, das Drehmoment der Flügel abzufangen (Die Nutzkräfte vom Wind).
So dass sich die Flügel nicht in der Nabe bewegen und die Verklebung lösen können.
Die Fliehkräfte, durch die Rotation, werden dann Hauptsächlich über die verklebten Oberflächen in der Nabe abgefangen.
So, oder so ähnlich.

Viel Erfolg, du machst das schon und berichte bitte weiter mit deinen schönen Bildern :happy:
Auch ein Kompliment an die technische Qualität deiner Fotos, so kann eine konstruktive Diskussion entstehen.

Grüße
Zephyrus
*****
Avatar
Geschlecht: keine Angabe
Alter: 51
Homepage: wind-werkstatt.de
Beiträge: 304
Dabei seit: 09 / 2013
Betreff:

Re: Holzrotor zerrissen

 · 
Gepostet: 16.08.2014 - 15:04 Uhr  ·  #22
Sehr gute Ansatzpunkte :-) - trotzdem möchte ich mich noch nicht so schnell von meiner Schraubenlösung abwenden!

Zitat
Die Schraube fräst sich das Spiel von selbst!


Fräsen kann etwas nur, wenn es sich bewegt - solange die Verklebung hält, sind die Schrauben unbelastet und dienen nur der Verspannung, die ich für sehr wichtig halte, um zu verhindern, dass die Verklebung nachlässt weil ein großer Teil der Kräfte kraftschlüssig über die Reibung der Oberflächen (Flächenpressung) aufgefangen wird. Insofern betrachte ich die Schrauben nur als Sicherungselemente für den Notfall und eben zum Verspannen. Eben diese gespannten Schrauben haben in sich eine enorme Festigkeit, die mit Holzstiften nicht annähernd erreicht werden.
Das Problem ist nämlich auch, dass die Fliehkräfte nicht nur am Flügelschaft gehalten werden müssen, sondern auch die Nabe selbst nicht zerreißen dürfen. Die Nabe meines ersten Prototypen ohne die Multiplexplatten, hat es sehr schnell abgespalten. Sprich die Fliehkräfte müssen bis zu den relativ reißfesten Multiplexplatten geleitet werden und da hätte ich Bedenken, dass die Holzzapfen das schaffen. Ich könnte mir vorstellen, dass die direkt an den Multiplexplatten abbrechen und alles samt InnenNabe davonfliegt. Das müsste ich mal ausrechnen...
Und wie sollen vor allem dann die Multiplexplatten und die Innennabe miteinander verbunden werden - Kleben oder Holzschrauben hält alles nicht besonders.

Zitat
Die Zapfen sind, so wie ich die Statik dieser Konstruktion das verstehe,
hauptsächlich dazu gedacht, das Drehmoment der Flügel abzufangen (Die Nutzkräfte vom Wind).


Ich denke das Drehmoment ist der allerkleinste Teil der Belastung und vernachlässigbar. Hauptkräfte sind zuerst die Fliehkraft und dann die Blattbiegung - besonders bei plötzlichem Windrichtungswechsel und den auftretenden Kreiselkräften. Auch hier ist diese Verspannung außerordentlich wichtig!

Aber grundsätzlich ist so eine verzapfte Schreiner-Lösung auf jedenfall auch reizvoll..
FamZim
*!*!*!*!*
Avatar
Geschlecht:
Alter: 75
Beiträge: 2099
Dabei seit: 08 / 2014
Betreff:

Re: Holzrotor zerrissen

 · 
Gepostet: 16.08.2014 - 16:35 Uhr  ·  #23
Hallo zusammen

Ich bin neu bei Euch und heisse Aloysius
Beruflich im Kraftwerksbau mit Erregermaschinen und Großgeneratoren, und verschiedenen anderen Spulensystemen beschäftigt gewesen.
Privat Flugmodellbau mit E- Motoren und Propellerbau beschäftigt.

Zu dem abscheren von Schrauben und Bolzen :
Alle Hubschrauber haben ihre Blätter mit nur einer Schraube im Blatthalter verschraubt.
Die Blätter werden nicht geklemmt und können geschwänkt werden zum Transport.(beide Blätter nach hinten).
Die Kunstflieger haben Drehzahlen bis über 2 000 U/min bei Stoßlasten mit über 5 KW !
Die hallten alle alles locker aus, nur mit Scherbelastung.
Die Blätter sind meist aus Kunststoff oder ein Gewebelaminat.
Holzblätter hat es auch lange Zeit gegeben.

Holzblätter können auch aus Multiplex gefertigt werden .
Dann ist es an der Befestigung auch abgesperrt, was sehr wichtig ist.
Durch ständige Feuchtigkeitseinflüße bei Belastung arbeitet das Holz und die Festigkeit der Fasern zu Nachbarfasern läst nach.
Soweit bis so ein Holzstückchen gänzlich heraus gelöst ist und die Belastung nicht mehr hällt.
An der Schraube entsteht ein kleiner Riss der mit der Zeit größer wird und zum abgebildeten Schaden fürt.
Eine direkte Beschädigung ist dann auch nicht sichtbar.
Das Stück ist einfach nur herausgelöst.
In fertige unidirektionale Holzblätter kann nachträglich in einem Schlitz ein Holzbrettchen 90° gedreht eingeklebt werden um die Kräfte von der Schraube (kein durchgängiges Gewinde) auf alle Blattfasern zu übertragen.
Das sollte auch halten.

Gruß Aloys.
soderica
Moderator
Avatar
Geschlecht: keine Angabe
Herkunft: Schweiz-Bodensee nähe Kreuzlingen
Beiträge: 1044
Dabei seit: 09 / 2005
Betreff:

Re: Holzrotor zerrissen

 · 
Gepostet: 16.08.2014 - 23:48 Uhr  ·  #24
http://www.canardaviation.com/…peller.htm

Unter diesem Link wird eine Holz Propeller Konstruktion beschrieben und ausführlich bebildert. Auch ich habe mich vor vielen Jahren mit den 3 Flüglern befasst und habe in etwa genau diese Konstruktion angewandt. Es ist also bedenkenlos möglich, eine 3 Flügler für eine WKA nach diesem Prinzip zu bauen.

Aehnliche Konstruktionen sind ja auch bei ortherpower zu finden, sind also nicht unbedingt neu, somit also sicherlich seit Jahren bewährt und erprobt.

Was als Flugzeugpropeller funktioniert, darf sinngemäs auch bedenkenlos als Repeller bei einer WKA verwendet werden. Logischerweise sind die Profile einer WKA aber anders gestylt als die eine Flugzeugpropellers, welcher ja deutlich für höhere Geschwindigkeiten ausgelegt ist.

Gruss soderica
Zephyrus
*****
Avatar
Geschlecht: keine Angabe
Alter: 51
Homepage: wind-werkstatt.de
Beiträge: 304
Dabei seit: 09 / 2013
Betreff:

Re: Holzrotor zerrissen

 · 
Gepostet: 18.08.2014 - 21:24 Uhr  ·  #25
Hallo Aloys, danke für die fachkundige Auskunft -

Zitat
in fertige unidirektionale Holzblätter kann nachträglich in einem Schlitz ein Holzbrettchen 90° gedreht eingeklebt werden um die Kräfte von der Schraube (kein durchgängiges Gewinde) auf alle Blattfasern zu übertragen.


interessanter Vorschlag, um ein längsseitiges Einreißen zu verhindern, aber das geht dann wieder auf Kosten der Längsfasern (Scherfläche) und da möchte ich möglichst wenig Abstriche machen - vielleicht wäre ein kleiner Querzapfen (Durchmesser 4-5mm) ein Kompromiss?

@soderica

ein schöner Link und gut gebaut! Nur möchte ich ungern so viel mit Glasfasern und diesem ganzen gesundheitsschädlichem Epoxy-Zeug herumpanschen müssen. Der Repeller soll ja hinterher auch ohne Lackierung noch ansehnlich sein. Auch möchte ich gerne die Flügel bis zur Nabe im richtigen Einbauwinkel -also schräg- einbauen für ein besseres Anlaufverhalten, höheren Wirkungsgrad und interessantere Optik, wobei ich nicht sagen kann wieviel das eigentlich ausmacht. Ist jedenfalls schwierig sich zwischen diesen zwei Bauweisen zu entscheiden und hab mir das schon ganz schön viel einen Kopf gemacht. Beide haben so ihre Vor-und Nachteile...
Zephyrus
*****
Avatar
Geschlecht: keine Angabe
Alter: 51
Homepage: wind-werkstatt.de
Beiträge: 304
Dabei seit: 09 / 2013
Betreff:

Re: Holzrotor zerrissen

 · 
Gepostet: 27.08.2014 - 13:21 Uhr  ·  #26
Also ich werde das jetzt so machen:

Der Flügelschaft wird von 25 cm auf 35 cm verlängert - das bringt ca. die doppelte Abscherkraft.
Dann kommen auf beide Seiten des Schafts jeweils ein dünnes Querbrettchen um die Schraubenkräfte auf alle Fasern zu verteilen und ein längsseitiges Reissen zu verhindern.
Die Nabe wird im Durchmesser leicht vergrößert (sonst gibt es bei 35 cm Schafttiefe überschneidungen bzw. Kollisionen)
Die Nabe wird aus mehreren Lagen Multiplexplatten zusammengeklebt mit Korkscheiben dazwischen. Anschließend die Nuten eingefräst. Durch die federnden Korkplatten kann alles sehr stark verspannt werden und die Reißfestigkeit der Nabe ist nochmal stark erhöht - auch optisch interessant!
Als Schrauben nehme ich welche mit Gewinde nur am Ende. Dazu U-Scheiben und Sprengringe. Solange die Sprengringe gespannt sind, ist eine ausreichende Verspannung gewährleistet und dient als gute Kontrollhilfe. Evtl. sogar selbstsichernde Muttern.
Die Flügel werden eingeklebt und anschließend alles wasserdicht lackiert.
Die Gewindestangen-Welle wird von M10 auf M12 erweitert.

Noch Einwände :-)

Mein Problem: gibt es einen guten Einkomponentenkleber für Holz der auch wasserfest ist, aber ähnlich gut wie Ponal hält und zu verarbeiten ist. (Ponal wasserfest hält nur Feuchtigkeit aus und keine Nässe)

Wenn's fertig ist kommt wieder ein Bild :-)
soderica
Moderator
Avatar
Geschlecht: keine Angabe
Herkunft: Schweiz-Bodensee nähe Kreuzlingen
Beiträge: 1044
Dabei seit: 09 / 2005
Betreff:

Re: Holzrotor zerrissen

 · 
Gepostet: 27.08.2014 - 16:34 Uhr  ·  #27
Keine Einwände, nur: Korkscheiben dazwischen?? Wenn ich dich richtig verstehe, Multiplex, Kork, Multiplex ?
Also als Sandwichverbund?

So wie Beschrieben, wird das sicherlich stabil genung und wird einiges aushalten, sehe da keine Schwachstellen.
Stellst dann hofentlich das fertige Teil hier ins Forum, damit wir sehen, was daraus entstanden ist.

Gruss soderica
Zephyrus
*****
Avatar
Geschlecht: keine Angabe
Alter: 51
Homepage: wind-werkstatt.de
Beiträge: 304
Dabei seit: 09 / 2013
Betreff:

Re: Holzrotor zerrissen

 · 
Gepostet: 28.08.2014 - 09:50 Uhr  ·  #28
Ja die Korkscheiben (oder auch nur eine) dienen dazu, dass sich das Ganze auch verspannen lässt, weil sie relativ weich sind und sich stauchen lassen mit dem Vorteil keinen Spalt offen lassen zu müssen, wo Wasser eindringen könnte.
Zuerst werden also alle Multiplexscheiben gesägt, dann mit den Korkscheiben sandwichmäßig verklebt und anschließend in den fertigen Verbund die Nuten eingefräst (weiterhin schräg).
Einziges Kopfzerbrechen bereitet mir noch die Kraftverteilung beim Verspannen, weil ja die Schraubkräfte auf die schrägen Flächen der Flügelschafte treffen und eine seitliche Kraftkomponente verursachen die dann innerhalb des Scheibensystems eine Torsionskraft verursachen - allerdings werden diese Kräfte dann wieder von der anderen Flügelschaftseite aufgefangen...ich hoffe nur, dass sich dann keine Verklebungen der Scheiben untereinander lösen..was meint ihr?
soderica
Moderator
Avatar
Geschlecht: keine Angabe
Herkunft: Schweiz-Bodensee nähe Kreuzlingen
Beiträge: 1044
Dabei seit: 09 / 2005
Betreff:

Re: Holzrotor zerrissen

 · 
Gepostet: 28.08.2014 - 10:49 Uhr  ·  #29
ich denke, wenn Du die Bohrungen winkelgenau, rechtwinklick zum Flügelprofil bohrst, es die beste Kraftübertragung ist. Einziger Nachteil wird aber sein, dass auf der Rückseite der Nabe dann die Muttern schräge stehen.

Es wird aber auch auf dem normalen Weg funktionieren, da sehe ich keinerlei Probleme in Bezug auf Sicherheit in der Verbindung.
Sicherheitshalber würde ich noch die ganze Nabenkonstruktion, den Sandwich Verbund durch ein paar durchgehende Holzdübel verstärken, 3 oder 6 Stück, jeweils zwischen den Rotorblättern angebracht, so wird sich der Verbund niemals radial verdrehen können

Gruss soderica
Zephyrus
*****
Avatar
Geschlecht: keine Angabe
Alter: 51
Homepage: wind-werkstatt.de
Beiträge: 304
Dabei seit: 09 / 2013
Betreff:

Re: Holzrotor zerrissen

 · 
Gepostet: 28.08.2014 - 19:19 Uhr  ·  #30
Zitat
Sicherheitshalber würde ich noch die ganze Nabenkonstruktion, den Sandwich Verbund durch ein paar durchgehende Holzdübel verstärken, 3 oder 6 Stück, jeweils zwischen den Rotorblättern angebracht, so wird sich der Verbund niemals radial verdrehen können


ja gute Idee falls es Probleme geben sollte - ich denke aber die 6 Schrauben sind ausreichend. Morgen werd ich anfangen :-)
...
 
Avatar
 
Betreff:

Re: Holzrotor zerrissen

 · 
Gepostet: 01.09.2014 - 09:39 Uhr  ·  #31
Zitat geschrieben von Erdorf

Hallo zusammen,
die Zugfestigkeit ist überhaupt nicht das Problem.

Das Problem ist die Konstruktion:
Hier wurde quasi eine Fräse konstruiert, das sieht man auch am gut aufgenommenen 'Bruch' Bild (das ist kein Bruch!).
Das kann nicht gut gehen und wäre früher oder später auch bei geringeren Winden passiert.
Da nützt auch keine Metallhülse, dann passiert es auch nur später.

Die Flügel müssen durch die Schrauben verspannt werden!
Die Schrauben werden entsprechend vorgespannt um eine permanente Spannkraft zu erzeugen.
Alleine diese Spannkraft hält die Flügel und eben nicht die Schraube.

Problem, aber auch hierbei, gibt das Holz nach, lässt auch die Spannkraft nach.
Aus diesem Grund machen auch mehrere kleinere Schrauben mehr Sinn als weniger große.
a) dünner -> besser spannbar
b) bessere Verteilung der Spannung
c) besserer Ausfallsicherheit

Lösung z.B. die komplette Nabe, so wie sie ist, quasi zwischen den Schrauben, quer, durch trennen,
so dann man einen vorderen und eine hinteren Nabenteil hat.
So hat man zwei Teile (und was Lücke), die man verspannen kann.
Eventuell dünnerer Schrauben nehmen, die lassen sich besser spannen.

Ich hoffe das hilft dir.

Edit hat noch festgestellt, dass die Flügel schräg in der Nabe sitzen.
Hmm das mit dem Verspannen ist dann wohl nichts.


Genau richtig!

Hier kann man eine Erklärung verwenden, wie es beispielsweise bei Nieten ist:

Normalerweise werden bei Nieten die Teile über die Spannung der Nieten und den daraus entstehenden Druck der Bauteile aufeinander festgehalten- dann gibt es Reibung zwischen den Teilen und die Reibung verbindet die genieteten Teile- also nur indirekt die Niete selbst- die Niete erzeugt nur die Spannung, um die Teile aufeinanderzudrücken, "hält" aber eigentlich und uneigentlich selbst nichts.
So funktionieren Nieten und auch Schrauben. Das ist die Piggott-Konstruktion.

Wenn aber die Nieten in der Spannung nachlassen (sich bspw. irgend etwas "setzt"), dann ist die Reibung der Bauteile gegeneinander weg und es gibt es "Lochleibung"- und dann fliegt das Rotorblatt weg, wie geschehen. So schön gefräst die Sache ist- es ist eine schöne Fehlkonstruktion.

Problem bei Holz ist noch, dass sich Holz immer "setzt" (Holz ist quasi ein Kunststoff- siehe Grundlagen) und dan muss man LANGE Schrauben nehmen, die das Schrumpfen des Holzes egalisieren.

Das lässt sich schon lösen:
Man sägt die Nabe quer durch mit einer breiten Säge- und schon klemmt's!

Der Arminius
...
 
Avatar
 
Betreff:

Re: Holzrotor zerrissen

 · 
Gepostet: 01.09.2014 - 09:48 Uhr  ·  #32
Zitat geschrieben von FamZim

Zu dem abscheren von Schrauben und Bolzen :
Alle Hubschrauber haben ihre Blätter mit nur einer Schraube im Blatthalter verschraubt.
Die Blätter werden nicht geklemmt und können geschwänkt werden zum Transport.(beide Blätter nach hinten).

Gruß Aloys.

Sorry, das ist etwas anderes:
Die alte Bo 105 hatte soweit ich mich erinnere eine faserlaminierte Öse.
Das ist perfekte Kraftübertragung.

Da ist es drin:
http://www.aerodesign.de/literatur/fvwk.htm
Das Buch ist zu empfehlen- zwar alt, aber die GRUNDLAGEN haben sich nicht geändert.
Der Autor hat bei MBB Satellitenpanels gebaut.

Der Arminius
Zephyrus
*****
Avatar
Geschlecht: keine Angabe
Alter: 51
Homepage: wind-werkstatt.de
Beiträge: 304
Dabei seit: 09 / 2013
Betreff:

Re: Holzrotor zerrissen

 · 
Gepostet: 01.09.2014 - 09:55 Uhr  ·  #33
Danke nochmal für die Zusammenfassung aber hatte die Lösung eigentlich auch schon beschrieben - in den geforderten Spalt kommt eine Korkscheibe um alles abzudichten, Federringe zum Verspannen etc...

ist alles schon in Arbeit aber wie immer steckt der Teufel im Detail und muss wegen Zeitmangel noch um etwas Geduld bitten.
Erdorf
Moderator
Avatar
Geschlecht:
Alter: 54
Beiträge: 3267
Dabei seit: 12 / 2009
Betreff:

Re: Holzrotor zerrissen

 · 
Gepostet: 01.09.2014 - 13:49 Uhr  ·  #34
Hallo Zephyrus,

Wie schon gesagt, gefällt mir deine Arbeit sehr gut :-)
Auch deswegen möchte ich dann vielleicht doch noch einmal das Thema 'Verbindungen' aufgreifen,
vor allem damit du viel und lange Freude daran hast:

Schraubverbindungen:
http://www.km.tu-berlin.de/upl…8-WiSe.pdf

Bei den Schraubverbindungen wird immer senkrecht, nie schräg verschraubt, weil durch die schräge Querkräfte entstehen,
welche genau entgegengesetzt zu den gewollten Querkräften durch die Oberflächenreibung sind.
Leichte Winkel < 10° werden schon gehen ist aber unüblich.
Deine Winkel gehen jedenfalls nicht, weil Quer - Scher oder Torsionskräfte durch die Verspannung entstehen.
Alternative: Die Schrauben schräg durch die Nabe und senkrecht durch die Flügel verlaufen lassen.


Holzverbindungen:
http://www.holzbau-kompetenzze…dungen.pdf

Bei den Holzverbindungen findest du Einiges, schau ruhig mal rein.
"Zapfen (senkrecht)" und die folgenden Seiten sollten deiner Verbindung am ehesten entsprechen.
"Zapfen (senkrecht) mit Holznagel" ist das was ich empfehle.
Ich würde alles verkleben, auch die 'Holznägel' bzw. Holzdübel.
Formeln zur Festigkeit der jeweiligen Verbindung sind dort auch angegeben.


Viel Erfolg und berichte bitte weiter.
Grüße
Zephyrus
*****
Avatar
Geschlecht: keine Angabe
Alter: 51
Homepage: wind-werkstatt.de
Beiträge: 304
Dabei seit: 09 / 2013
Betreff:

Re: Holzrotor zerrissen

 · 
Gepostet: 03.09.2014 - 10:02 Uhr  ·  #35
Sehr schöne Links :-)

Ja also das mit der schrägen Einspannung ist irgendwie nicht ganz trivial -

Zitat
Deine Winkel gehen jedenfalls nicht, weil Quer - Scher oder Torsionskräfte durch die Verspannung entstehen.


Wenn man sich die Nabe als zweigeteilten Zylinder vorstellt der stirnseitig auf dem Boden steht, dann will beim Verspannen der obere Teil in eine Richtung entlang der Schrägen drehend abgleiten und der untere Teil in entgegengesetzter Richtung aufgleiten (ähnlich einer Schraube). Dabei entsteht die Torsion zwischen beiden Hälften. Die Schrauben würden leicht verkippen. Das wäre aber nur, wenn die schrägen von oben bis unten komplett durchlaufen würden. NAchdem sie aber innerhalb der Nabe eingelassen sind und noch einen 'Deckel' über sich haben, werden diese Querkräfte aufgefangen und sollten sich eigentlich kompensieren. Insofern kommt es nicht zu einer Torsion, sondern einer Biegebelastung des Flügelschafts (und damit evtl einer leichten Verkippung des Einbauwinkels) , weil die Druckflächen zwischen Schaft oben und Schaft unten seitlich versetzt sind - fragt sich nur, wie entscheidend diese Wirkungen sind und ob sie nicht problemlos vom Material aufgefangen werden. Festspannen wird es sich auf jedenfall.

Naja blöd zu beschreiben - ich werde das jetzt trotzdem mal so bauen um ein Gefühl zu bekommen - anhand eines Bildes kann man dann besser argumentieren.
Erdorf
Moderator
Avatar
Geschlecht:
Alter: 54
Beiträge: 3267
Dabei seit: 12 / 2009
Betreff:

Re: Holzrotor zerrissen

 · 
Gepostet: 03.09.2014 - 11:50 Uhr  ·  #36
Hallo Zephyrus,

Zitat
Ja also das mit der schrägen Einspannung ist irgendwie nicht ganz trivial


Eine wichtige Erkenntnis :D

Ich finde du hast das 'Problem' gut verstanden und ich bin guter Dinge dass du eine funktionierende Lösung finden wirst.
Wie schon gesagt das ist nicht einfach.

Ich lese immer mit und berichte bitte weiter.

Grüße und Viel Erfolg damit :-)
Zephyrus
*****
Avatar
Geschlecht: keine Angabe
Alter: 51
Homepage: wind-werkstatt.de
Beiträge: 304
Dabei seit: 09 / 2013
Betreff:

Re: Holzrotor zerrissen

 · 
Gepostet: 17.09.2014 - 20:15 Uhr  ·  #37
Hallo zusammen,

jetzt ist endlich die hoffentlich sturmsichere Version meines Holzrotors (fast) fertig :-)



Jetzt alles zwischen Multilexplatten geklemmt und einer Korkplatte in der Mitte zum Verspannen.
Der Schaft wurde um 8mm verlängert und direkt hinter die Bolzen (Schrauben) ein 5mm Querstift eingebracht.



Damit sollte sich die über eine sehr viel größere Scherfläche verteilen und somit um ein Vielfaches größer sein als bei voriger Variante. Rein rechnerisch (über den Daumen) sollten mind. 750Kg Fliehkraft nur über die zwei Bolzen ausgehalten werden. Selbst ungebremst bei Orkan (30 m/s) entstehen aber rein rechnerisch 'nur' an die 600 Kg Zugkraft am Flügel bei 6000 U/min.

Dazu kommt die Flächenpressung zwischen den Multiplexplatten die einen Großteil der Kräfte aufnehmen können und eine Verklebung bringt nochmal die wesentliche Verbindung und zusätzliche Sicherheit. Also insgesamt habe ich jetzt ein gutes Gefühl :-).
Mehr Sorgen bereitet mir die Festigkeit der Flügel in Bezug auf Abbrechen, wenn bei Sturm und hohen Drehzahlen der Rotor hin und her gebeutelt wird. Da entstehen denke ich enorme Biegekräfte durch trägheitsbedingte Kreiselkräfte, wobei die Fliehkräfte in diesem Fall wieder einiges kompensieren sollten. Bisher hatte ich aber diesbezüglich noch keine Schäden zu beklagen. Den Blatt-Querschnitt kann man hier schön sehen:



In Bezug auf die schräge Verspannung werden manche Bereiche am Schaft wahrscheinlich stärker gepresst als andere - auch abhängig von der Fertigungsgenauigkeit. Da die Reibkraft aber theoretisch kaum von der Fläche sondern vom Reibungskoeffizienten * Normalkraft (Pressung) abhängt - sollten die Einbußen, wenn überhaupt, sehr gering sein. Dafür ist jetzt alles kompakt und wasserdicht. Die Multiplexplatten habe ich mit 2K-Polyesterharz verklebt.
Unter den Muttern sind jetzt U-Scheiben, nur die Federringe müssen noch darunter, wenn ich die richtigen Schrauben bekomme (etwas länger und ohne durchgängiges Gewinde)






Ansonsten hab ich die Welle noch von M10 auf M12 verstärkt und sieht jetz wesentlich solider aus.



Jetzt muss ich nur noch meine Testanlage wieder fit kriegen und dann kann der Herbststurm kommen ;-)

Auch frage ich mich noch, ob es mit reiner Ölbeschichtung Probleme mit der Dichtigkeit insbesondere im Bereich der Korkplatte gibt - das Material ist ja ziemlich porös, der Kork selbst aber denke ich, ist wasserdicht? Übigens sollte Kork mehr verwendet werden - eine sehr nachhaltige Rohstoffgewinnung, ohne die Bäumen zu schädigen und wichtig für den Erhalt sehr wertvoller Korkeichenwälder!

Noch Inspirationen und Einwände? :-)
FamZim
*!*!*!*!*
Avatar
Geschlecht:
Alter: 75
Beiträge: 2099
Dabei seit: 08 / 2014
Betreff:

Re: Holzrotor zerrissen

 · 
Gepostet: 17.09.2014 - 21:43 Uhr  ·  #38
Hallo Zephyrus

Eine wirklich gute gelungene Arbeit die Du da machst.
Gefallen hab ich besonders an den geschränkten Rotorblättern, mit vernünftigem Anstellwinkel für alle Radien.
So würden meine auch aussehen, und keine glatten Bretter über die ganze Länge haben.
Ich denke er hat ein besseres ETA als diese.

Gruß Aloys.
dig-it
*!*!*!*!*
Avatar
Geschlecht: keine Angabe
Alter: 72
Beiträge: 1289
Dabei seit: 12 / 2011
Betreff:

Re: Holzrotor zerrissen

 · 
Gepostet: 17.09.2014 - 22:25 Uhr  ·  #39
Eine wirklich schöne Arbeit, ebenso schön fotografiert!

Der Kork ist zwar wasserfest. Aber in die Poren kann durchaus Wasser oder Schnee eindringen und dann dort gefrieren. Die Sprengkraft von Eis ist nicht ohne. Ich würde die Korkscheibe mit Bootslack versiegeln.

Ansonsten wird das mit den Herbststürmen wohl noch etwas dauern. Aber Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude! :-)

Dieter
soderica
Moderator
Avatar
Geschlecht: keine Angabe
Herkunft: Schweiz-Bodensee nähe Kreuzlingen
Beiträge: 1044
Dabei seit: 09 / 2005
Betreff:

Re: Holzrotor zerrissen

 · 
Gepostet: 18.09.2014 - 00:15 Uhr  ·  #40
Na also, wer sagst denn: ist doch geboren, das Kind. Warum werwendest Du da eigentlich keine Schlosschrauben ( das sind die Dinger mit bombiertem Kopf und einem Vierkant darunter ), die Dinger sind perfekt für Holzkonstruktionen und halten bombenfest. Wird auch im Holzständerbau, verleimten Dachkonstruktionen verwendet.

Zum Thema Kork, ja das ist ein wirklich tolles Produkt und in meinem Haus habe ich sämtliche Böden damit beklebt, WICANDERS heisst die Firma, die das Korkprodukt in ganz Europa vertreibt. Einmal verlegt und du gibst das nie mehr her, einfach nur SUPER, soviel zum Bodenbelag. Nun aber zum Wasserfestmachen der Schnittkanten: Botslack solltest Du da ganz bestimmt nicht einsetzen, der wird mit der Zeit spröde und bekommt unter Belastung Risse, ausser Du verwendest Bootslack auf Wasserbasis, oder speziellen Korksiegel. Super funktioniert das " Abdichten " mit Bienenwachs, Wachs erwärmen bis es flüssig ist und dann die erste Schicht auftragen. Mit Warmluftfön die Nabe schön gleichmässig drehen und das Wachs eindringen lassen ( das zieht je nach Viskositätsgrad/Erwärmung sehr tief in den Kork und auch ins Holz ein ). Danach alles erkalten lassen und fein versäubern, ich würde mir zusätzlich nochmals eine Schicht heissen Wachs aufpinseln.

Bestimmt kommen jetzt wieder Unkenrufe, dass das im Winter nicht gut gehen wird, das Wachs wird hart wie Eis. Geht aber trotzdem, alte Wagner und auch Sattler haben früher wie auch heute noch, Bienenwachs in der Verwendung. Kennst Du das alte Wachstuch noch? Verdecke von Kinderwagen und Cabriolets wurden mit Wachs behandelt, wasserfest gemacht. Speichen in den Holzrädern wurden auch teilweise so eingesetzt, hauptsächlich bei Reparaturen.

Leinöl ist ebenfalls eine gute Alternative zum Versiegeln von Kork, dazu würde ich die ganze Scheibe in das erwärmte Leinöl legen und 1-2 Stunden drin ziehen lassen, dann ist die auch 100pro wasserfest.

Gefällt mir die Arbeit, hast da einiges an Präzision investiert und ich denke, das Konstrukt ist sehr gut gelungen und wird problemlos Wind und Wetter trotzen.

Gruss soderica
Gewählte Zitate für Mehrfachzitierung:   0