Erstmal ein Dankeschön für eure ehrlichen und aufschlussreichen Stellungnahmen!
Mir ist natürlich mittlerweile auch klar geworden, dass das ganze nicht ganz so einfach ist, wie es für mich in anfänglicher Naivität den Anschein hatte. Trotzdem möchte ich mit einigen Argumenten dagegenhalten, weil ja gerade die Einfachheit neben Ökologie und Ästhetik, Teil des Konzeptes ist.
Ein wesentlicher Teil der Einfachheit liegt schon mal in der kleinen Baugröße - d.h. kleine Gewichte, kleiner Mast, einfache Befestigungen, möglichst keine mechanische Sturmsicherung, vielfältige Aufstellmöglichkeiten (auf Carports, Scheunen, Dächern, Masten ohne großes Fundament, Klettergerüsten, Yachten, Bäumen, Wohnmobil usw.) und alles bleibt beherschbar von einem Menschen ohne Kran, oder sonstiges schwere Gerät. Durch den selbstbauwerkstoff Holz, bleibt zudem vieles reparabel, improvisierbar ohne teure Spezialteile und jeder kann sich noch als Selbstwirksam erfahren in einer zunehmend durchspezialisierten Welt der Wegwerfteile.
Alles reduziert sich im wesentlichen auf 4 Bauteile - Rotor, Generator, Windfahne inkl. Stromabnehmer und Regler. Natürlich steckt in jedem Bauteil die Schwierigkeit im Detail und wird noch viel Zeit in Anspruch nehmen - dennoch ist die Angelegenheit auch nicht "uferlos" und kann schrittweise und ganz entspannt weiterverfolgt werden. Der Rotor als Einstieg ist quasi fertig, die Windfahne halbfertig und verleichsweise wenig anspruchsvoll. Haupthürde ist der Generator im Zusammenspiel mit dem Regler. Hier kommt es wiederum sehr darauf an ob ein fertiger Generator gefunden wird oder alles selbst konzipiert werden muss. Der Regler muss wie üblich ein Käuflicher sein, da ich über keine Elektronikkenntnisse verfüge.
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Eine WKA soll und muss ja in erster Linie Strom produzieren, da stehen Design und ökologische Ansprüche in der 2. Reihe
Das ist natürlich eine sehr eindimensionale Sicht der Dinge und genau diese Philosophie hat ja bislang keinen besonders großen Erfolg gehabt. Nur Strom erzeugen reicht offensichtlich nicht. Es rechnet sich nicht, es sieht nicht schön aus in der Landschaft und es macht nichtmal den Schaden wieder gut, der für die Herstellung entstanden ist - warum also sollte man sich so etwas kaufen? Es müssen also noch weitere Aspekte für Attraktivität sorgen.
Insofern kann mit einer Anlage in Holz dieser Baugröße, sehr vieles besser gemacht werden:
- die Ökobilanz ist um Klassen besser, im Vegleich zu Hightechprodukten
- die Energiebilanz ist eindeutig positiv - die Anlage produziert über die Lebensdauer ein vielfaches an Energie als für ihre Herstellung aufgewendet wurde - (sehr grob über den Daumen ersetzt sie energetisch jedes Jahr mindestens einen 10 Liter Eimer mit Heizöl)
- Der Stoffkreislauf ist quasi geschlossen -das Holz kann nach der Lebenszeit noch im Ofen verbrannt werden, Magnete,Kupfer und Stahl können probemlos wiederverwendet werden
- Der Kohlenstoff des Holzes ist über lange Zeit gebunden und entlastet den CO2-Gehalt der Atmosphäre
- Die Optik von Holz ist universell passend und spricht so ziemlich jeden Menschen positiv an.
Ich denke auch, es gibt eine große Sehnsucht nach einer gewissen Ursprünglichkeit, Nostalgie, Unabhängigkeit und Selbstbestimmtheit, wie beipielsweise an boomenden Zeitschriften wie Landlust oder dem Urban Gardening abgelesen werden kann. Insofern ist eine KWA in Holz auch ein inspirierendes Symbol - eine Message- nach alternativen kleinräumigen Lebensformen mit der Natur, entgegen der immer mehr entgleisenden Globalisierungswut und trostloser Einheitsarchitektur.
Einziger Wehmutstropfen ist eben der höhere Wartungsaufwand, der bei dieser Größenordnung aber trotzallem bescheiden ausfällt.Eine Kippvorrichtung vorsehen und ein-zweimal im Jahr drüberölen.
Grundsätzlich sehe ich also eine nicht kleine Lücke zwischen teurem Hightech das sich keiner leisten mag, und günstigem, aber extrem aufwändigem Selbstbau- die oft schon eher Großprojekten ähneln - Stichwort Pigott.
Für den denkenden, gerne bastelnden, bescheidenen Hobbymann in seinem Garten sieht es aber mager aus. Ohne großes Studium, Einsatz und handwerklich ausgeprägten Fähigkeiten, kommt dieser meist nicht weit.
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Der "Friedensrichter" ist am Ende immer der Preis... Und für mich persönlich auch die Frage nach der Geräuschentwicklung, die extrem wichtig ist..“
Das sehe ich genau so - es darf nicht zu teuer und damit zu riskant/fragwürdig für den Anwender werden. Deshalb die Option des teilweisen Selbstbaus - das kann Spass machen, wenn die Hürden klein sind und schafft eine viel tiefere Identifizierung mit dem Projekt.
Für den der alles fertig möchte, soll der Preis aber auch moderat sein, was mit CNC-Technik auch durchaus leistbar sein sollte. Der reine Materialpreis pro Repeller beläüft sich auf keine 6 Euro - ein deutlicher Vorteil zu Hightechmaterialien! Die Zeit ist das teure.
Die Geräuschentwicklung liegt mir auch sehr Herzen. Leise Technik spricht immer für gute Qualität und beflügelt auf subtile weise. Hier gibt es noch viele Möglichkeiten der Optimierung und sehe da wenig Probleme.
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Über eine Dachmontage würde ich persönlich beispielsweise nicht nachdenken. Denn eine Anlage aus Holz, egal aus welchem und wie behandelt, bedarf in regelmäßigen Abständen einer Nachbehandlung. Wozu man aufs Dach steigen muss, wozu viele weder die Ausrüstung besitzen noch die nötige Übung.
Ja die Dachmontage kommt immer sehr schlecht weg - dabei wäre das Potential gigantisch! Ich muss mich damit noch mehr auseinandersetzen, aber es müsste doch z.B. eine große Rolle spielen, in welcher Richtung das Dach zur Hauptwindrichtung ausgerichtet ist. Giebel zur Windrichtung sollte doch gut gehen?
Auch hier würde die kleine Baugröße wieder punkten - das hält jeder Dachstuhl aus und mit Kippvorrichtung, kann das gute Stück auch leicht gewartet werden. Nicht alle Dächer sind so steil, dass man ein Akrobat sein muss. Sprich - das ist eine Welt für sich und kann nicht grundsätzlich verneint werden. Überall gibt es Verluste! Bezüglich der Schallentkopplung hätte ich auch einige Ideen - z.B magnetische Lagerung des Mastfußes, so dass die Hauptlast (Gewicht) berührungsfrei bleibt, der MAst wird an den Haltepunkten mit Rohrisolierung gedämft.
Also vielen Unkenrufen zum trotz: solange es Spass macht und etwas schöpferisch Schönes entsteht, ist die Frage nach dem Sinn eigentlich schon beantwortet. Auf den Mainstream haben wir schon lange genug gehört
Liebe Grüße,
Daniel