"Öko" und "Bio"

Was rechtfertigt das?
 
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Re: "Öko" und "Bio"

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Gepostet: 19.12.2014 - 18:10 Uhr  ·  #21
Jau Farmer, genau da liegt die Problematik ... Bei uns die Schrauben immer härter zu drehen und dann importieren weil billiger.

Da gabs doch vor Jahren mal so ne Nummer beim Obst in BaWü, wo die Kollegen Obstbauern weil bei uns für ne Krankheit kein Mittel zugelassen war rüber nach Frankreich fuhren, einkauften und hier dann ihre Ernte mit retteten. Das flog dann auf, das hiesige Obst wurde vernichtet und dann von Frankreich importiert ... komplett gaga ...

ICh sehe das Problem einfach in der Entfremdung der Bevölkerung zu ihrer Lebensgrundlage, Nahrungsmittel.
Die haben einfach da zu sein, in beliebiger Menge, bester Güte und nix kosten. Wie die entstehen, woraus die gemacht werden, scheißegal, hauptsache Bio weil Bio ist ja super, liest man ja allenthalben oder sieht es im TV, wo ja sowieso 99% der Bildung her kommt und was die Sagen muss so sein.
Ja, die NS wussten schon für was ein Propagandaminister und ein Reichsempfänger gut ist, die haben das vor gemacht ... heute läuft das nur etwas subtiler, die Methode ist die Gleiche.
Würd mich mal interessieren wieviele der McDonalds-Kunden wissen was für ein Tier da geschlachtet wurde für den Hamburger oder aus was die Pommes eigentlich gemacht wird.
Welche Marke aber derzeit bei den Smartphones hipp ist, das wissen die Leut oder welche Farbe man dieses Jahr im Winter trägt oder wer sich gerade bei DSDS zum Vollpfosten macht oder wie Bayern am Samstag spielte.

Das Bio KEIN Streichelzoo ist, sonder auch eine Gewinnorientierte Landwirtschaft, das begreifen die Leute einfach nicht. ODer wollen es nicht begreifen weil das ihr Weltbild ja stören könnte.

Wenn ich mich nur im näheren Umfeld umschau, ein Freund musste auf behördliche Anordnung seinen Hahn schlachten, weil der im Dorfrandbereich eben manchmal krähte ... dass da täglich 2-3 Mamas mit den Kindern davor standen und den Blagen mal nen schönen Hahn zeigten interessierte niemanden.
Ein Kollege im Nachbarort musste seine Viehhaltung auf dem Aussiedlerhof einstellen, weil ein Baugebiet auf 500m in die Nähe erschlossen wurde und die Bauherren noch vor Baubeginn wegen möglicher Geruchsbelästigung klagten ... Das Baugebiet ist Westlich von dem Hof und woher weht 90% der Wind???? ... Die Bauherren bekamen Recht. Stadtvolk lumpiges ...

Früher waren alles Bio ... also in unserem Altbetrieb (früher Mischbetrieb) waren an der Stalldecke Ösen. Da wurde zu Uropas und Opas Zeiten ein Rind das nicht mehr aufstehen konnte / wollte (BSE???) mit Gurten angehängt und weiter ging die Melkerei .... da würd ich die Leute heute mal gern hören wollen bei so einer Praxis.

Der Journalismus heute ist doch nicht recherchierend, da werden Meldungen lanciert und 1:1 weiter gegeben. Woher welche Meldung kommt, wie die entstand, wer da Interessen daran hat ist der Presse mittlerweile scheißegal, Hauptsache es gibt Schlagzeilen und damit klicks auf den Portalen, weil damit verdient man Geld und darum geht es.

Die Presse hat Macht, wenn ich mir nur anschaue was damals mit dem Glykolskandal abging .... natürlich war es eine Sauerei, keine Frage, dass darüber berichtet wurde war auch richtig, das Wie jedoch war verheerend. Das physisch niemand wirklich geschädigt wurde interessierte niemand, dafür wurde eine ganze Branche an die Wand gefahren und die Marktpreise erholten sich nie wieder bis heute. Pech war, dass die Geschichte in die Sommerpause fiel und die Medien eh nix anderes zu schreiben hatten. Andere Skandale wo wirklich Leute geschädigt wurden gingen jedoch komplett unter.

Ach so, bezüglich Biopflanzenschutz ... hier hätten wir mal ein Biozertifiziertes Insektizid:
http://www.dowagro.com/de-de/d…de/spintor

1) Wenn nicht gespritzt wird, wofür entwickeln Firmen dann für teuer Geld so Mittelchen?
2) Das Zeug haut jede Raupe und Biene vom Flieder, was ist da jetzt der Unterschied zu konventionell???
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Re: "Öko" und "Bio"

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Gepostet: 19.12.2014 - 18:29 Uhr  ·  #22
PS: mal davon abgesehen, dass ich schon 10 Jahre kein Insektizid mehr verwendete ...
farmer
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Re: "Öko" und "Bio"

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Gepostet: 19.12.2014 - 19:27 Uhr  ·  #23
@Vitis und Arminius
Bin wohl tatsächl. unter gleichgesinnten,auch wenn das Thema jetzt wohl abdriftet,wollen wir es mal nich übertreiben,sonst gibst wohl noch wieder Haue,aber euren Ausführungen,besonders den letzteren kann ich nur voll und ganz beipflichten!
@Arminius,nein Mitleid brauch ich nicht,weil ich den Ausstieg aus der Landwirtschaft schon ein paar jahre im Kopf habe,nun soll es aber den Leuten,die mein Land gepachtet haben auch gut gehn,so gehts mir dann auch gut ,die Pacht als Zusatzrente,,der Zeitpunkt der Verpachtung von 75% meiner flächen war vor 12 Monaten optimal,,,was soll ich sagen,ich und viele meiner Berufskollegen ,die in den letzten 10Jahren aufgegeben haben,konnten doch mit dem rasanten Wachstum der stärkeren Betriebe eben nicht mithalten,Wehmut ist da,aber nichts auf der Welt kann auf alle Zeiten konserviert werden,und schon garnicht eine Landwirtschaft,sie muß die wachsende Weltbevölkerung mit versorgen,Global denken ist notwendig!

Wir sind hier doch keine Insel der Glückseligkeit,hier in der gemäßigten Klimazone,müssen Korn und Mais gedeihen,das Grünland intensiv bewirtschaftet werden,die Tiere ,ordentlich gehalten,gut gefüttert werden,dann geben sie gut Milch,und bei Fleischrindern eben Fleisch,die Schweinehaltung und Geflügelhaltung sind ja immer wieder schnell in der Kritik,aber sollen Marktanteile nach Osteuropa verschwinden.
Der Obst und Weinanbau wird mit Nachhaltigkeits Kriterien betrieben,warum setzt die Zeit denn das THEMA ,die RACHE aus dem Stall zeitgleich mit dem Parteitag der Grünen ,ein !

Die übrigens nach dem verloren gegangenen Thema Atomaustieg ,jetzt geschickt das Thema Agrarwende ausrufen,und das recht Brutal,da kann doch doch den tüchtigen Lanwirten Angst Und Bange werden,wenn man bedenkt,das sie in 8 Bundesländern mitregieren,und immer läßt man Ihnen das Verbraucher und Agraresort,gut verdienende Beamte ,Lehrer und Angestellte aus dem städtischen Bereich wollen uns erzählen,wo es langgeht,,,

Auch wenn ich jetzt so in einem Jahr aufgebe,werde ich immer auf der Seite der ehrlich und ordentlich wirtschaftenden Landwirte sein,und alle Achtung

für gut geführte Bio-Betriebe,wo es denn passt,die Umstellung kostet ja schnell 150000Euro,ganz zu schweigen von der wohl 5 jährigen Übergangszeit,,,

Doch wieder mehr geschrieben,,,Mfg.H.Sch.
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Re: "Öko" und "Bio"

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Gepostet: 19.12.2014 - 20:16 Uhr  ·  #24
Bewegende Worte, Farmer!
Zitat

was soll ich sagen,ich und viele meiner Berufskollegen ,die in den letzten 10Jahren aufgegeben haben,konnten doch mit dem rasanten Wachstum der stärkeren Betriebe eben nicht mithalten,Wehmut ist da,


Wenn ich die Grünen in Deutschland wie in Frankreich richtig verstehe, möchte sie genau diese kleinen bis mittleren bäuerlichen Betriebe erhalten und fördern. Betriebe mit einem auch wirtschaftlich erfolgreichen Mix aus Acker-, Weide und Waldwirtschaft. Also sich ergänzenden Erzeugungsmethoden.

Zitat

sie muß die wachsende Weltbevölkerung mit versorgen,Global denken ist notwendig!



Schon jetzt werden weit mehr Lebensmittel produziert, als verzehrt werden. Die Menschen, die unterernährt sind, haben schlicht und einfach kein Geld, um diese Lebensmittel zu kaufen.

Zitat

Auch wenn ich jetzt so in einem Jahr aufgebe,werde ich immer auf der Seite der ehrlich und ordentlich wirtschaftenden Landwirte sein,und alle Achtung

für gut geführte Bio-Betriebe,wo es denn passt,die Umstellung kostet ja schnell 150000Euro,ganz zu schweigen von der wohl 5 jährigen Übergangszeit,,,


Ich auch, denn ich weiß wie hart diese Arbeit ist. Und der Schlachtruf "alles Bio" schüttet sicherlich das Kind mit dem Bade aus. Aber ich denke, dass ehrliche, konventionelle Landwirtschaft und "Bio" sehr viel voneinander lernen können, wenn sie sich nur gegenseitig zuhören. Das augenblicklich einiges im Argen liegt, liegt auf der Hand. Viele Betriebe überleben überhaupt nur noch mit erheblichen Subventionen. Sicherlich kein befriedigender Zustand für Landwirte, die sich jeden Tag den A... aufreißen müssen und keinen angemessenen Lohn für ihre Arbeit bekommen. Es gibt auch nicht von der Hand zu weisende Probleme mit Nitraten, Medikamenten und Pestiziden im Grundwasser, Antibiotika in Schweinen und vielerlei andere unschöne Dinge, die sich womöglich vermeiden lassen. Dazu zähle ich auch die rasend schnell wachsende "Mais-Steppe", bei der es nicht mehr um Lebensmittel geht, sondern um Strom.

Es könnte eine reizvolle Aufgabe für die junge bäuerliche Generation sein, Landwirtschaft wieder zu dem zu machen, was sie bis auf ein paar Jahrzehnte immer war: der sensible und intelligente Umgang mit den Ressourcen Boden, Wasser und Luft. Und Quelle von Wohlstand von einer großen Zahl an Menschen.

Was die Kosten einer Umstellung auf Bio angeht, auch hier in Frankreich dauert diese 5 Jahre, sollten das durchaus unterstützt werden. Wenn man sich überlegt, welche Milliardenbeträge an Subventionen für weniger nützliche Dinge gezahlt wurden...

Und jetzt esse ich ein Schweinepfeffer vom Bio-Schwein...

Mahlzeit!

Dieter
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Re: "Öko" und "Bio"

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Gepostet: 19.12.2014 - 21:40 Uhr  ·  #25
Zitat
Aber ich denke, dass ehrliche, konventionelle Landwirtschaft und "Bio" sehr viel voneinander lernen können,


die sind zu >90% gleich ;)
Der Unterschied ist im wesentlichen spezielle Wirkstoffgruppen oder Medikamente oder Behandlungsmittel ... sonst schenkt sich das nicht viel.

Bei mir im Keller wärs Polyvinylpolypyrrolidon und Kaliumhexacyanidoferrat(II) ... die ich auch schon Ewigkeiten eh nicht mehr einsetze.
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Re: "Öko" und "Bio"

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Gepostet: 19.12.2014 - 22:05 Uhr  ·  #26
Wer jetzt ein wenig neugierig geworden ist, was Bio-Landwirtschaft möchte, versucht oder kann, findet hier eine Menge sachdienlicher Informationen:

http://www.boelw.de/bioargumente.html

Dieter
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Re: "Öko" und "Bio"

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Gepostet: 19.12.2014 - 22:22 Uhr  ·  #27
Und wenn etwas weiter oben ein philosophisches Schwergewicht wie Schopenhauer zur Hilfe gerufen wurden, dann begnüge ich mich mit einem Vertreter dieser ach so verantwortungslosen Presse:

"Wir erben die Erde nicht von unseren Eltern, sondern wir leihen sie uns von unseren Kindern." (Antoine de Saint-Exupéry, 1900 - 1944).

Musste ich jetzt noch irgendwie loswerden...^^

Dieter
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Re: "Öko" und "Bio"

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Gepostet: 20.12.2014 - 09:45 Uhr  ·  #28
Hi Dieter,

zum präventiven Pflanzenschutz und den Mittelchen hatte ich mich ja beispielsweise schonmal geäußert ... kann man so und so sehen ...

Davon abgesehen, ist diese Weisheit:
Zitat
"Wir erben die Erde nicht von unseren Eltern, sondern wir leihen sie uns von unseren Kindern." (Antoine de Saint-Exupéry, 1900 - 1944).

Grundlage der Landwirtschaft schon seit Generationen :)

Jaja, der Schoppen hat schon so manche Weisheit beflügelt ;) besonders der frühe :)
Zephyrus
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Re: "Öko" und "Bio"

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Gepostet: 20.12.2014 - 15:00 Uhr  ·  #29
Aber ich habe immer noch nicht verstanden worin das Feindbild bei "Bio" besteht. Wo bedroht es euch? Was tut euch Bio an?
Diese ganze Bewegung kam ja erst durch die ganzen Mißstände unter denen die Landwirtschaft heute leidet zustande. Das Grundproblem ist das System der globalisierten wachtumsabhängigen Marktwirtschaft. So wie die Maschinen und Menschen immer effizienter werden müssen, so müssen auch die Tiere "effizienter" werden. Daraus entstanden dann immer größere Ställe, immer weniger Platz,immer weniger Kleinbauern, immer mehr Antibiotika, immer mehr Kunstdünger, Flurbereinigung, Verarmung und Vermaisung der Landschaft, Artenschwund, usw., immer mehr und mehr.

Das will eigentlich niemand und wollen die Verbraucher nicht und daraus ist dann "Bio" und "Öko" entstanden - im Grunde geht es dabei um das "Normale" und Vernünftige - eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft ohne Chemie und Ausbeutung von Mensch,Natur und Tier. Daraus sind die Überlegungen einer Agrarwende der Grünen entstanden, die endlich diese Mißstände zumindest eindämmen wollen und den Kleinbauern bessere Möglichkeiten bieten möchten. Von daher verstehe ich einfach nicht, warum ihr eure Feinde (jetziges System und die dafür verantwortliche konservative, lobbygesteuerte Regierung CDU) wählt und verteidigt und eure eigentlichen Helfer verteufelt. Denn wenn es euch wirklich um die Erhaltung unsere Lebensgrundlagen für unsere Kinder geht, dann kann das nur mit einer Umkehr zu kleinräumigen und vielfältigen Strukturen gehen und nicht mit einem immer weiter so.

Es ist klar, dass vieles noch nicht gut läuft und viel Etikettenschwindel betrieben wird, aber die Grundidee von "Öko" und "Bio" kann doch niemand ernsthaft für schlecht halten? Leider habe ich da meine Zweifel, dass viele diese MAximierungslogik immer noch für fortschrittlich halten und darin eine Zukunft sehen.
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Re: "Öko" und "Bio"

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Gepostet: 20.12.2014 - 19:12 Uhr  ·  #30
Zitat geschrieben von Zephyrus

Aber ich habe immer noch nicht verstanden worin das Feindbild bei "Bio" besteht. Wo bedroht es euch? Was tut euch Bio an?
Diese ganze Bewegung kam ja erst durch die ganzen Mißstände unter denen die Landwirtschaft heute leidet zustande. Das Grundproblem ist das System der globalisierten wachtumsabhängigen Marktwirtschaft. So wie die Maschinen und Menschen immer effizienter werden müssen, so müssen auch die Tiere "effizienter" werden. Daraus entstanden dann immer größere Ställe, immer weniger Platz,immer weniger Kleinbauern, immer mehr Antibiotika, immer mehr Kunstdünger, Flurbereinigung, Verarmung und Vermaisung der Landschaft, Artenschwund, usw., immer mehr und mehr.

Das will eigentlich niemand und wollen die Verbraucher nicht und daraus ist dann "Bio" und "Öko" entstanden - im Grunde geht es dabei um das "Normale" und Vernünftige - eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft ohne Chemie und Ausbeutung von Mensch,Natur und Tier. Daraus sind die Überlegungen einer Agrarwende der Grünen entstanden, die endlich diese Mißstände zumindest eindämmen wollen und den Kleinbauern bessere Möglichkeiten bieten möchten. Von daher verstehe ich einfach nicht, warum ihr eure Feinde (jetziges System und die dafür verantwortliche konservative, lobbygesteuerte Regierung CDU) wählt und verteidigt und eure eigentlichen Helfer verteufelt. Denn wenn es euch wirklich um die Erhaltung unsere Lebensgrundlagen für unsere Kinder geht, dann kann das nur mit einer Umkehr zu kleinräumigen und vielfältigen Strukturen gehen und nicht mit einem immer weiter so.

Es ist klar, dass vieles noch nicht gut läuft und viel Etikettenschwindel betrieben wird, aber die Grundidee von "Öko" und "Bio" kann doch niemand ernsthaft für schlecht halten? Leider habe ich da meine Zweifel, dass viele diese MAximierungslogik immer noch für fortschrittlich halten und darin eine Zukunft sehen.


Mit Verlaub, du hast die Landwirtschaftspolitik nicht verstanden ... Früher war es politisches Ziel die Menschen satt zu bekommen. Heute ist das politische Ziel die Leute billig (!!) satt zu bekommen.
Die Agrarfläche (landwirtschaftliche Nutzfläche) wurde ja nicht mehr, sondern es wurde jahrzehntelang der Strukturwandel gefördert, sodass heute eben ein Hof hundert frühere ersetzt. Ziel war es die letzten 50 Jahre die Produktion immer günstiger hin zu bekommen. Nicht (nur) weil der Verbraucher das will, sondern weil billigere Produktion mehr Marge beim Handel bedeutet (der die bessere Lobby hat) und weil so Kaufkraft für andere Konsumgüter frei wurde, die der Rest der Wirtschaft entsprechend abschöpfte.
Weißt Du was n Sack Kartoffeln kosten müsste wenn er sich preislich wie z.B. Mieten oder Auto oder Fernreisen entwickelt hätte?? Lebensmittel, Grundnahrungsmittel hier in D sind absolut zu billig.
Ich hab nix gegen Bio, wenn ich auf der anderen Seite einen Garantierten kostendeckenden Mindestpreis habe und Ausfallentschädigungen oder gleich verbeamtet, dann bin ich da sofort dabei.
Wenn ein Hof Bio wirtschaftet heißt das aber auch nicht, dass er mit Pferd und Wagen kleinparzellig herumwurstelt mit 2 Sauen 1 Kuh 30 Hühner, das ist ein Idyll, das gerne plakativ verwendet wird. Bio wird bzw. muss ebenso rationell laufen wie konventionell, es rechnet sich sonst schlicht nicht.

Landwirtschaft ist ein Wirtschaftssegment, das straff durchorganisiert sein muss, es geht sonst schief.

Der sog. globale Markt ist das nächste Problem. Andernorts kann zu einem Bruchteil der Kosten produziert werden wie hier in D, das betrifft diverse Bereiche .... es macht einen gewaltigen Unterschied ob ich z.B. Diesel oder Heizöl fahren darf (bei uns Diesel) oder Arbeitskraft für € 2,- /Tag oder € 9,- /h "einkaufen" kann. Klimatische Unterschiede, die andernorts eben günstiger sind als bei uns (Pflanzenschutz). Gegen diesen globalen Markt müssen wir bestehen, es ist 99% der Verbraucher schlicht wurst wo der Salat, die Kartoffel, das Mehl her kommt.
Das Nächste Problem ist die Uneinheitlichkeit der Bio-Richtlinien weltweit, so gibt es Methoden die andernorts Umweltsiegel bekommen wo man hier für sofort den Laden dicht gemacht bekäme ... Bananen 40kg/ha Insektizip p.a. ist "Grün", da holt man jeden Affen von der Palme mit ...

Die Grünen fordern vieles ... Agrarwende ist gerade deren Steckenpferd, das Problem ist, sie haben keine Idee wie das umgesetzt werden kann ohne das entweder der Preis durch die Decke geht oder eben hiesige Bauern vor die Hunde. Fakt ist, dass das Angebot an Biolebensmitteln schon heute deutlich höher ist als die Nachfrage ... in realen Zahlen. Klar, in Umfragen will jeder möglichst saubere Lebensmittel (ob das bei Bio auch der Fall ist kann man sich noch drüber unterhalten, ist nämlich keineswegs so) aber mehr Geld dafür ausgeben tun real gerade mal 3%. der Rest der Bioware wird unter konventionellem Label verscheuert, weil es der Markt nicht aufnimmt und die Kollegen die das müssen stehen nicht selten wirtschaftlich mit dem Rücken an der Wand.

Bio ist eben NICHT ohne Chemie, sondern sogar nachhaltig schädlichere für Gewässer und Nahrungskette (Kupfer, Schwefel).
Bio ist eben NICHT weniger Maschineneinsatz, sondern mehr, weil viel mehr präventiv gewirtschaftet werden muss.
Bio ist eben NICHT weniger Menschenausbeutung, sonder mehr Niedriglohnjobs für Hilfswichtel die z.B. Unkraut hacken (Osteuropäer, deutsche bekommt man ja keine).
Bio ist eben NICHT Kleinbetrieb sondern größer und rationeller weil sonst zu teuer oder Betrieb pleite.

Ich hab nix gegen Bio, soll jeder auf seine Art glücklich sein, aber ich hab gewaltig was gegen die Augenwischerei der Biolobby und die Blauäugigkeit der Verbraucher die jedem gedruckten Wort in Hochglanzprospekten glauben. Ach so, die Grünen sind aus der Atomkraftecke gekommen, die Landwirtschaft haben die jetzt nur wieder aufgegriffen mangels Daseinsberechtigung.
strawberry
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Re: "Öko" und "Bio"

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Gepostet: 20.12.2014 - 19:59 Uhr  ·  #31
Hallo vitis,

Zitat
Weißt Du was n Sack Kartoffeln kosten müsste wenn er sich preislich wie z.B. Mieten oder Auto oder Fernreisen entwickelt hätte?? Lebensmittel, Grundnahrungsmittel hier in D sind absolut zu billig.


Das erinnert mich an eine Aussage meines Opas. Der Mann war sein Leben lang Bauer. Er starb im Jahre 1977.
"Wenn ich einen Doppelzentner Weizen verkaufe kann ich mir das schönste Paar Schuhe leisten das es für Geld zu kaufen gibt"
In welchem Jahr er dieses sagte weiß ich jetzt nicht mehr. Aber den Preis den er nannte: 500 Flux (Luxemburg). Das sind heute (2014!) 12,50 Euro.
Wie viel kostet heute ein Doppelzentner Weizen? (...ich glaube so um die 12,50 :o )
Wie viel kosten "das schönste Paar Schuhe" heute?

Zum Nachdenken.

mfG
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Re: "Öko" und "Bio"

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Gepostet: 20.12.2014 - 21:20 Uhr  ·  #32
Die heutige Agro-Industrie, inklusive der weltweiten Spekulation mit Rohstoffen (Lebensmitteln) hat mit unserem aktuellen Finanzsystem eines gemeinsam: Beide hängen am Tropf. Am Tropf unendlicher Subventionen für die Erstere, unendlich ruinöser Interventionen durch die Zentralbanken für die Letztere. Am Ende zahlen immer wir, die "Kleinen" - im weitesten Sinne des Wortes.

Und trotzdem haben "wir" ein Mittel in der Hand, das diese Strukturen durchbrechen kann. Ich wiederhole mein Zitat von weiter oben: Immer wenn man Geld ausgibt, entscheidet man, in welcher Welt man morgen leben möchte!

Das werden allerdings Leute, die 24 Stunden Schlange stehen, um als Erste das neue iPhone zu kaufen, sicherlich anders sehen, als solche, die für ein Kilo Kartoffeln, die diesen Namen verdienen, 20 Cents mehr ausgeben, als bei Aldi oder Lidl, oder Globus, Edeka...

Um noch ein wenig Öl ins Feuer zu gießen, die Buchempfehlung:
Löwenstein, F. zu (2011): Food Crash – Wir werden uns
ökologisch ernähren oder gar nicht mehr. Pattloch Verlag,
München.

Dieter
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Re: "Öko" und "Bio"

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Gepostet: 20.12.2014 - 22:03 Uhr  ·  #33
farmer
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@Vitis ,super geschrieben,voll auf meiner Linie!

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Gepostet: 20.12.2014 - 22:48 Uhr  ·  #34
Aber Leider haben zu wenig Menschen in Deutschland noch einen Bezug zur Urproduktion,wenn der Opa noch Landwirt war ,ist beim Enkel höchstwarscheinlich nicht mehr viel hängen geblieben,auch wenn der VATER noch Landwirt war,sind die nicht mehr auf dem Hof lebenden Kinder schon entfremdet von Ackerbau und Viehwirtschaft,mein Vater ,sagte anfang der 70er immer,wenn wieder mal die Ersatzteilpreise für TRAKTOREN angestiegen sind ,die Industrie macht uns kaputt,heute ist die Abhängigkeit so groß das wir genauso effizient und erfolgreich wie die Industrie sein müssen,warum glauben denn die Bio Fanatiker ,das mit kleinen Höfen,schön gemischt ,so 8Hühner ,2Schweine,5Ochsen ,5Kühe ,von leben zu können,es sind schon hoffnungslose Konvies,zu Bio rübergewechselt,und gehen dann erst richtig baden!

Auch die Grünen geben dir dann das vernichtete Geld sicher nicht zurück,,,

Leider haben sich hier die Meinungen wohl verfestigt ,wie im ganzem Land,natürlich gibt es Mißstände in der konventionellen Landwirtschaft,auch freiwillige Leistungen ,wie Blühstreifen,Gewässer Rand Streifen,werden gar nicht war genommen,auch was das Platzangebot der Nutztierhaltung anbetrifft ,sind doch von Brüssel aus Vorschriften einzuhalten,Cross Compliance Kontrollen ,unangemeldet,da muß jeder ldw. Betrieb,der Fördermittel bekommt ,mit rechnen!

Manchmal denk ich weg mit den Fördermitteln,damit haben sie in Brüssel ein wunderbares Kontroll Instrument,was in Deutschland noch mal strenger gehandhabt wir!
@Vitis,hast aber alles schon sehr profi-mäßig dargelegt,alle Achtung,Grüße dich aus dem Norden,

Mfg.H.Sch.
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Re: "Öko" und "Bio"

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Gepostet: 20.12.2014 - 22:52 Uhr  ·  #35
Zitat

reicht für Badelatschen, können ja auch schön sein


Für manche "Badelatschen" müssen es allerdings auch 15 Doppelzentner sein:

http://www.videdressing.com/ho…b2223.html

Dieter
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Re: "Öko" und "Bio"

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Gepostet: 21.12.2014 - 01:14 Uhr  ·  #36
zum Thema Pestizide, Pflanzenschutzmittel, Hygiene, BIO und Oeko:

http://www.biostel-technology.ch/

Das es anders gehen kann und sich seit Jahren bewährt hat, beweist die Fa. Biostel. Die Zertifizierung ist zwar erst ein paar Jahre her, aber schon seit über 20 Jahren wurde an dieser Technologie gearbeitet. Weshalb dieser Generator und das Produkt BIOSTEL nicht früher auf den Markt kam, liegt daran, dass die Pharmakonzerne massiv dagegen hielten. Wer aus Wasser und Salz ein so hocheffizientes Produkt herstellt, schmälert den Gewinnn dieser Pharmariesen und ist nicht erwünscht.

Ich habe das Endprodukt selber ausprobiert, kenne zig Geflügel-Schweinefarmer, Gemüseproduzenten die es anwenden, alle sind mit dem Einsatz von BIOSTEl zufrieden, haben gesunde Tiere und Planzen, ohne den Einsatz von teurer und fragwürdiger Chemie.

Bio und Oeko, geht das überhaupt?
Studien der Agronomen haben bewiesen, dass es mindestens 1. Generation dauern wird, dass die Bodenbelastungen auf ein "verträgliches" Niveau sinken werden, Die Ueberbelastung durch den massiven Einsatz von Pestiziden und Dünger, Futtermitteln kan nichteinfach über Nacht verschwinden, vor allem die Belastungen mit Schwermetallen von Düngemitteln. Es ist also reiner Hohn, wenn da BIO Produkte, frei von allen Belastungen angeboten und extrem teuer im Handel sind. Prinzipiell muss folglich per dato der Einsatz von Pestiziden und Düngemittel verboten werden, wenn die nächste Generation BIO Produkte verspeisen will.

Ebenso ist es ein Blödsinn zu behaupten ich lebe Oeko. Keiner von uns will auf den Saft aus der Steckdose verzichten, keiner will in der kalten Stube sitzen, jeder will mobil sein, jeder wil ein Handy, ein Tablet, einen Computer, usw. . Kommen neue Modelle auf den Markt, jeder kauft sie, braucht sie unbedingt, der Abfallberg wächst ins unendliche und warum dies alles?. Fast jeder setzt sich ins Flugzeug, fliegt zu billigst Preisen rund um die Welt. Jeder kauft frische Lebensmittel aus anderen Kontinenten, Erdbeeren an Weihnachten, Johannisbeeren im Januar, Hummer jede 2. Woche usw. usw. Wieviel das kostet? Egal interessiert mich nicht, ich lebe heute und nicht morgen.
Das dies alles produziert werden muss, rund um den Globus trasportiert wird, ist ja alles UMSONST, interessiert die wenigsten, kümmert keine Sa..,
Hauptsache ich bekomm was ich will. Am Ende des Jahres wird dann frömlich beim Spendenmarathon 5 Euro überwiesen um sagen zu können, ich bin aktiv dabei, ich helfe den Armen.

Leider leben wir in einer komplet abstrusen Welt, diktiert von falscher, verlogener Politik, der Wirtschaft, der Pharmariesen und unserem Konsumverhalten. Jeder von uns, auch ich, muss sich da an die Nase fassen und sich nicht wundern das es so ist und so bleiben wird. Erst der Hunger wird uns zu Besinnung bringen, dann aber ist es zu spät um all unsere Verbrechen und Sünden zu korrigieren.

Ohh, wo steuern wir nur hin, BIO und OEKO sind sicherlich nicht der richtige Weg um unsere gierigen, nimmersatten Mäuler zu stopfen, wenn wir nicht bereit sind umzudenken/kürzer zu treten.

BIO und OEKO Prediger verzerren die Wahrheit zu ihren Gunsten, kassieren eine Stange Geld und leben sehr gut von der Dummheit und dem lockeren Portmonaie der Allgemeinheit. BIO ist gesund und gut, Oeko ist perfekt und voll im Trend, nur aber, die Refenten fahren mit dem dicken Dienstwagen zu ihren Meetings, man muss ja entsprechend präsentieren .
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Re: "Öko" und "Bio"

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Gepostet: 21.12.2014 - 10:41 Uhr  ·  #37
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Re: "Öko" und "Bio"

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Gepostet: 21.12.2014 - 10:48 Uhr  ·  #38
@farmer: Bin ja auch Profi :) Landwirt, Sonderkultur Weinbau ;) (staatl. gepr. Techniker für Weinbau und Kellerwirtschaft)

_Und ich geb Dir Recht, diese Abhängigkeit von den Subventionen ist politisch absolut gewollt, weil es eben ein gewaltiges Druckmittel ist.
Wer aufmuckt bekommt den Hahn abgedreht, es findet sich schon ein Grund. Daher votiere ich absolut für die Abschaffung aller Agrarsubventionen, auch für Lufthansa, Haribo und Coca Cola.
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Re: "Öko" und "Bio"

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Gepostet: 21.12.2014 - 11:31 Uhr  ·  #39
Ach so, ein Beispiel für gescheitertes Bio aus meinem Bereich mal:
http://www.lvwo-bw.de/pb/,Lde/670710
es hat einfach nicht funktioniert

auch immerwieder schön, der Expo-Bauernhof als Beispiel
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Re: "Öko" und "Bio"

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Gepostet: 21.12.2014 - 12:24 Uhr  ·  #40
Reine Wissensfrage: Der Weinbau, selbst der auf größeren Flächen, ist ja schon mehr als zwei Jahrtausende alt. Wie wurden unsere Altvorderen mit den Problemen von Pilzbefall, Insekten usw. fertig? Die Reblaus kam ja erst gegen 1860 in Europa an...

Dieter
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