Bei mir Lars - ich kann die Ohnmacht und Wut der Demonstrierenden gut verstehen, sie holen sich ihre Informationen aus dem was die Wissenschaft schon seit 100 Jahren vorhergesagt hat und sich in dieser Zeit auch zu bitteren Realität entwickelt hat mit dem Aussterben vieler Arten in Flora und Fauna, Meeresspiegelanstieg mit Land unter an vielen Orten weltweit, Meeresverschmutzung und hoher Belastung in der Atmosphäre, Dürre, schlimme Wassernot an anderen Orten, Hungersnöte, katastrophale Fluten, riesige Waldbrände und Wetterkatastrophen mit Orkanen, Taifunen und Zyklonen in während unserer Neuzeit-Rechnung nie dagewesenem Ausmaß und Häufigkeit - was heute nicht mehr zu leugnen ist. Die Ursachen dafür sind menschgemacht.
Das sagen diejenigen Menschen die in der Wissenschaft dazu forschen, welche Aussage wiegt also schwerer, die der Wissenschaft oder die der bequemen Leugner?
Damals als ich begann mich für umweltfreundliche Energie zu interessieren, vor nun etwa 30 Jahren, bekam ich ähnliche Gefühle wie die welche die meisten Klimakämpfer die an den Demonstrationen teilnehmen bewegen. Schon damals gab es Klimaforscher die Alarm schlugen.
Um ehrlich zu sein, Aktionen im Alleingang bei denen der Lack von Autos zerkratzt, Reifen zerstochen und reihenweise an Strassenrändern geparkte Autos unbrauchbar gemacht werden kamen auch mir in den Sinn. Nicht als Vernunftlösung sondern aus Frust, Ärger, Wut und fälschlich damals auch von mir als moralisch berechtigt empfunden. Zum Glück kam es bei mir nie dazu den Ärger, Frust und Wut auf diese Weise auszuleben und abzureagieren.
Durch solche Handlungen werden nicht nur die gefühllosn Blechlawinen getroffen, es sind Menschen die dann wirtschaftlich und emotional zu schwerem Schaden kommen können.
Ich habe meine Energie statt dessen in die Suche nach praktischen technischen Lösungen für umweltfreundliche Energie gesteckt und versucht meinen eigenen Fußabdruck auf der Erde so zu verbessern dass er möglichst wenig Schaden anrichtet woran ich auch heute, nach 30 Jahren noch arbeite!
Schneller sind vielleicht diejenigen die mit Gewalt etwas verändern wollen aber nicht besser.
Der Frust bei mir war schon damals sehr stark weil sich in der Gesellschaft nichts rührte. Schon damals gab es soviel KFZ-Verkehr weltweit dass der Gedanke dass die Milliarden Maschinen, Schiffe, Fahr- und Flugzeuge in nicht ferner Zukunft alle Reserven an Rohöl welches noch gefördert werden kann aufgebraucht haben werden.
Dazu kommt der hohe CO2 Ausstoß den man vielleicht bei Landmaschinen, Traktoren und Transportfahrzeugen eventuell tolerieren muss solange es keinen anderen Ersatz dafür gibt. Nicht aber bei dem restlichen Wahnsinn der sich auf der ganzen Welt aus dem Industriezeitalter heraus entwickelt hat.
Traktoren braucht man heute für die Flächen um die Weltbevölkerung zu ernähren - eine Umstellung vom modernen Landbau rückwärts zur früherer dezentraler Landwirtschaft würde die Weltbevölkerung überall in Verteilungskämpfe stürzen weil dann neben der schon fortgeschrittenen Zerstörung der Umweltbedingungen hinzu kommt dass viel Zeit und mehrere Generationen nötig sind um wieder zu einer dezentralen Landwirtschaft mit Landarbeitern, Hacke, Schaufel Heugabel und Sense zurückzufinden.
Wenn das Erdöl einmal zu Ende ist fehlt es nicht nur an Erzeugnissen der Landwirtschaft es fehlt dann auch am Wissen, Erfahrung und an Menschen die über die Fähigkeiten verfügen.
Große Anbauflächen auf denen Stadtbewohner zu Tausenden herumlaufen und Kartoffelkäfer aufsammeln kann man sich nicht vorstellen und wenn das möglich wäre so wäre danach auch die Ernte zertrampelt.
All dieses waren vor 30 Jahren bedrückende Bedenken und Sorgen die mich schon damals bewegten und weshalb das sorglose Verhalten des größten Teils der restlichen Gesellschaft die jede Warnung die nicht aus meinem sondern aus berufenerem Mund der Wissenschaft kam entweder nicht wahrnahm oder als hysterisch beiseite wischte und verdrängte, sowohl die gesamte breite Gesellschaft verhielt sich so, nicht nur die "Verantwortlichen" in Wirtschaft, Industrie und Politik.
Dieser Frust den ich deshalb schon vor 30 Jahren wachgerüttelt erleben musste trieb mich damals noch zu ähnlichen Gedanken von denen heute wahrscheinlich viele Klimakämpfer bewegt werden: Man muss etwas tun um schnell eine Veränderung herbeizuführen.
Heute schaue ich mehr in die Richtung wo aufbauend etwas Positives getan wird und lasse mich nicht so sehr vom Frust der Ungeduldigen lenken.
Mir hat es damals geholfen praktisch an umweltfreundlichen Energielösungen mit zu arbeiten und so mehr Hoffnung als Frust empfinden zu können. Wer an echten Lösungen direkt mitwirken darf hat es da leichter.
Es braucht - auch wenn die Zeit knapp geworden ist - noch viel Zeit um alles um - und aufzubauen. Das sind Übergangszeiten in denen das Leben teilweise mit den von manchen erwünschten sofortigen knallhart erzwungeneen Umstellungen zusammenbrechen und nicht mehr funktionieren würde. Chaos bräche aus weil viele der Funktionen von und mit denen wir leben miteinander verflochten voneinander abhängig sind.
Die Demonstrationen und Besetzungen erfüllen einen guten Zweck, dennoch möchte niemand erleben dass sich nur noch Chaos daraus entwickelt.
Sowohl die Zeit und Opfer welche von Demonstranten gebracht werden als auch der Einsatz staatlicher Organe um dort für gesetzmäßige Zustände und Ordnung zu sorgen sind ein riesiger unnützer Kraftaufwand der sowohl die Zeit als auch die Kapazitäten für wichtigere Aktivitäten auf beiden Seiten bindet.
Wer auf die Wissenschaft vertraut die den warnenden Finger erhoben hat soll auf die gleiche Wissenschaft vertrauen wenn es darum geht die Zeit zu berechnen bis sich eine Veränderung zum Guten erarbeiten und technisch durchsetzen lässt.
Ja und den Demonstrierenden soll - solange sie sich friedlich verhalten und niemanden nötigen keine Staatsgewalt entgegengesetzt werden.
Papiertiger braucht der Staat nur selten im äußersten Notfall, man muß nicht immer auf Recht und Gesetz versteift auf Parragraphen herumreiten, die Jugend der meisten Demonstrierenden setzt voraus das sich ihrer angenommen wird, nicht dass sie bekämpft wird.
Das gilt auch für den zur Zeit starrsinnig mit Staatsgewalt durchgesetzten Braunkohle Abbau.
Gewalttätige Reaktionen - egal ob sie von Polizisten (die ja auch Menschen sind) ausgelöst werden oder von Demonstranten - führen ganz sicher nicht zu einer Verbesserung und auf keiner Seite zur Einsicht.
Das Festkleben auf Strassen und Besudeln von Kunstwerken ist auch nicht wirklich eine Vernunftlösung.
Vertrauen darauf dass ruhiges Handeln, umweltfreundliche Lebensweise des Einzelnen als gutes Beispiel für diejenigen wirken die noch nicht soweit sind hilft mehr als ein Rennen der Massen gegen die Mauern des Unverstandes der dann auf beiden Seiten vorhanden ist.
Wandel zum Guten braucht seine Zeit, das gute Beispiel siegt immer, egal wie lange es braucht.