Hallo Wachswein,
Ich nehme mich mal einiger deiner Fragen an.
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Trotz der vielen interessanten Projekte und Eigenbauten, die eigentlich Investitionskosten senken sollen, lese ich hier Empfehlungen, die gegen Kleinwindkraft sprechen, obwohl von den reinen Leitungsdaten ein EFH oder eine DHH gut versorgt werden könnte. Woran liegt das? Genehmigungen? Technik? Produktionskosten?
Alles richtig.
Wenn du noch ein wenig weiter stöberst wirst du feststellen dass viele Anlagen nicht gemeldet sind. In Deutschland ist es schwer mit den Baugenehmigungen...die wollen da allerlei haben. Schattwurfgutachten, Schallgutachten, ggf. noch Fledermausgutachten, dann noch die Kosten für die Baugenehmigung ansich. Das ist oftmals ein Vielfaches der eigentlichen Anlagekosten da hier nicht unterschieden wird ob die Anlage 0,5 oder 10m Durchmesser hat.
In machen Bundesländern sind Anlagen bis 10m Gesamthöhe genehmigungsfrei. Leider oft im Norden nicht, Niedersachsen ist ganz gruselig...an den meisten Standorten würde eine Baugenehmigung dort gar nicht gegeben selbst wenn alle Gutachten vorliegen.
Das nächste Problem ist die Größe der Anlage. Selbst dort wo man im Kurzverfahren bis 10m Höhe aufstellen darf macht es dann wenig Sinn eine 4 oder 5 m Anlage auf einen dann 7,5 oder 8m hohen Mast zusetzen. Solch eine Anlage steht dann einfach zu niedrig und der Ertrag ist mies.
Die Produktionskosten selbstgebauter Anlagen liegen oft nicht unter denen käuflicher...mit Einschränkungen.
Kauft man hierzulande ist es natürlich oft teurer, importiert man aus China ist letzteres sogar deutlich günstiger. Selbstbau ist mittlerweile eigentlich reiner Spaßfaktor...und Spass macht es wirklich!
Ob ein Haus mit einer Anlage versorgt werden kann hängt natürlich vom Windangebot ab. Doppelter WInd heißt schon 8 fache Leistung. Leider weht es nicht überall entsprechend so dass die Anlagen für ein solches Vorhaben recht groß ausfallen müssten...
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Damit einhergehend die Frage nach Autarkie und somit auch Wasserversorgung. Eine befriedigende Gesamtlösung (Strom, Wärme, Wasser und Mobilität) habe ich leider noch nicht gefunden, weshalb ich wohl auch hier gelandet bin. Soviel als Vorstellung.
Ja, sowas gibt es und auch einige Nutzer hier leben so. Ich bringe gerne Fritz als Beispiel. Er ist auch hier im Forum angemeldet. Er lebt mit siener Frau in Spanien in einer großen Finka in den bergen und versorgt sich mit insgesamt 5 selbstgebauten Windrädern zwischen 2,4 und 3,2 m Durchmesser ( eine 4 m Anlage ist im Bau) und 700 Watt Solar selbst mit Strom. Damit betriebt er auch seine Tiefenbrunnenpumpe, Poolpumpe. gekocht wird mit Gas. Warmes Wasser gibt es aus Sonnenkollektoren mit Pufferspeicher, Wärme aus einem selbstgebauten Holzofen mit Trockenspeicher und Luftumwälzung und im Schuppen ist eine Batteriebank aus Gabelstaplerbatterien installiert. Für den Notfall stehen noch 2 Generatoren zur Verfügung und auch Warmes Wasser kann bei schlechtem Wetter noch mit Gas über eine Durchlauftherme erzeugt werden.
Sie leben dort so komplett autark aber das erfordert auch Arbeit. Die Anlagen müssen gewartet werden, auch die Batterien gepflegt und letztlich ist es immer eine Baustelle an der ständig weitergewerkelt und entwickelt wird.
Zudem muss man dazu sagen dass er da oben auf 700 Höhe mit viel Wind gesegnet ist so dass das Gesamtpaket bis zu 30 Kwh am tag liefert. I der Regel werden so etwa 5 kwh am tag verbraucht. Die Waschmaschine ist an die Solartherme angeschlossen, der Geschirrspüler auch. Es ist eben ein Leben mit den Elementen und man muss sich auch ein wenig darauf einstellen. Ich war schon ein paar mal dort und genieße dieses Gefühl sehr. Wer es nicht weiß und danach sucht, der erkennt nicht dass der Strom nicht einfach nur aus der Steckdose kommt sondern selbst erzeugt wird.
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Was kostet überhaupt so ein Selbstbau mit 90% Eigenleistung? Sagen wir mal Mast 10m, 7 kW, ohne Netzenspeisung beim EVU?
Batterieadung mit 7 KW ( und 10 m Durchmesser bringen auch mal deutlich mehr als 7 KW ) kannst du getrost vergessen, diese hohen Ströme macht keine Batterie mit. Meine persönlcihe Grenze liegt hier bei 5 m Größe.
gerade wenn man aber autark sein will würde ich nicht größer, eher kleiner bauen, dafür aber die Anzahl der Anlagen erhöhen. Statt einer 7 m ANlage lieber 4 Stück mit 4 m Durchmesser bauen, wobei auch 4 m schon ganz ordentlich sind. bedenke dass die Anlagen gewartet werden müssen. Den Mast einer 3 m Anlage kippt man noch recht einfach selbst um, kann die Einzelteile noch gut transportieren, das klappt schon mit 5 m nicht mehr, bei 7m Durchmesser wirst du verzweifeln
Zudem ist man mit mehreren kleinen Anlagen bei Defekt oder einer Störung nicht gleich ohne Strom. Muss mal eine von 5 Anlagen gewartet werden fehlen nur 20% des Ertrages. Bei Fritz wird das immer durchgerauscht. eine Anlage steht immer betriebsbereit im Schuppen und wird dann gegen die zu wartende einfach ausgetauscht- und dann hat man alle zeit der Welt.
Und noch ein Punkt: Betriebssicherheit. Je größer die Anlage ist, desto ausgefeilter muss die Sturmsicherung sein. Bei 7m ist schluss mit Furlingsicherung, da bedarf es dann einer Pitchregelung und auch diese ist wieder anfällig. Letztlich heißt größer zwar geringere Kosten pro KW Nennleistung aber bringt eben andere Probleme mit sich.
Wenn man nicht unbedingt den Anspruch hat komplett autark zu sein, dann ist Netzeinspeisung hier zulande das sinnvollste denn auch Akkus kosten Geld und sind recht schnell hinüber.
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Ab welcher Größe sind Anlagen überhaupt rentabel bei Netzeinspeisung zu EEG-Kondition 8,x ct? 5 kW, 10kW, 50kW?
Bei 50 KW reden wir hier eigentlich nciht mehr von einer Kleinwindanlage. Da kannst du nun gar nichts mehr selbst machen, weder Wartung noch Problembehandlung auch auch die Sache mit Baugenehmigungen wird da ganz ganz schwierig. Denn dort wo man eine 50 KW Anlage genehmigt bekommt, da würde man wohl auch eine 1,5 MW Anlage bauen dürfen. Hat man einen Solchen Platz ergattert, hat man ohnehin ausgesort und stellt sich nicht sowas kleines hin.
Kleinwindanlagen wie wir sie hier mal bis 6 m Rotordurchmesser betrachten rechnen sich in den seltensten Fällen und wohl nur in Küstennähe und das auch erst nach nach vielen vielen Jahren...wenn überhaupt. Es ist wirklich mehr Hobby, die Freude am selbst erzeugten Strom die sich nochmal verdoppelt wenn auch die Anlage selbstgebaut ist und ein wenig grünes denken oder auch die Begeisterung für die Technik und die Materie ansich, wleche einen dazu veranlasst sich eine Kleinwindanlage aufs Grundstück zu stellen.
Für alles andere würde ich immer auf Solar verweisen. Kein Baugenehmigungskrieg, kein Nachbarschaftsstress, keine Wartung, kein Krach, besser abschätzbarer und regelmäßigerer Ertrag und geringere Kosten- ja, das macht wirtschaftlich auch sinn- bei einer KWA ist all das nicht wirklich gegeben.
Gruß
Max