Augen und Ohren auf -

beim Windanlagenkauf
 
Stefan M
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Augen und Ohren auf -

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Gepostet: 27.10.2013 - 11:22 Uhr  ·  #1
Nach reichlicher Befassung mit dem Thema habe ich zu Testzwecken eine kleine Windturbine auf unser Dach gestellt, die, zusammen mit einigen Solarmodulen eine Batterie aufladen soll, die ein hausinternes DC-Netz versorgt, das hauptsächlich für Beleuchtungszwecke und die vielen Kleinverbraucher da sein soll, die permanent Strom aufnehmen. Allein diese summieren sich oft auf eine dreistellige Zahl von Kilowattstunden im Jahr. Dann habe ich die SPS ausgebaut, welche die Steuerung sämtlicher Einrichtungen wie Heizung, Solarthermie, Zugangskontrolle innehatte, und sie durch eine selbstgebaute Steuerung ersetzt, die mit sehr wenig Hilfsenergie bei 12V versorgt wird. Ziel ist es, den Stromkauf noch weiter zu minimieren und im Notfall auch zeitweise ganz ohne Netzstrom auskommen zu können. Haben wir schon weit über 3000 kWh pro Jahr verbraucht, so sind es heute nur noch 2000, Tendenz fallend.

Interessanterweise legte ich mich, nachdem ich den Generator montiert hatte, am Abend ermüdet nieder und prompt kam eine Kurzreportage im Bayerischen Fernsehen über die Erlebnisse anderer Leute, die auch diese Idee hatten. Es wurde berichtet, dass ihnen von gewerblichen Anbietern Gerätschaften auf die Dächer geschraubt wurden, für Beträge, für die sie auch einen sehr schönen Neuwagen bekommen hätten, die nun nach vielen Wochen gerade einmal eine Handvoll Kilowattstunden ins Netz eingespeist haben. Offenbar hndelt es sich dbei nicht um Einzelfälle, sondern um ein weiter verbreitetes Problem. Als ich ans Werk ging, wusste ich, dass es sich dabei um einen Versuch handelt - und habe dafür insgesamt 300€ hingelegt. Nach nur 2 Tagen weiß ich jetzt, dass sich jede Mühe, die Anlage fertigzustellen, kaum lohnen wird, selbst unter idealistischen Bedingungen (Jede kostenlos geerntete Kilowattstunde ist wertvoll!) Hatte ich am Boden und auf Dachhöhe mit dem Anemometer noch einige Windstärken gemessen, so zeigt sich, dass diese Werte wohl eher der Umströmung des Gebäudes zu verdanken waren und darüber, am höchsten Punkt und relativ freiem Zugang, die notwendige Strömung nur bei ordentlichen Böen kurzfristig erreicht wird. Ein Windgenerator, der nur bei Sturmböen kurz ins Rotieren kommt, ergibt keinen Sinn. Wenn ich mir die Windkarten ansehe und weiß, dass von den gemeldeten Geschwindigkeiten in Bodennähe gerade einmal ca. 20% an Leistung zu erwarten sind, dann ist mir auch klar, warum es den geleimten Investoren so erging: Wer nicht zufällig in einer windreichen Region und/oder günstiger Topographie sein Refugium hat, der kann diesbezüglich nur Geld verbrennen, denn so wie bei mir, ist es fast überall. In Städten sieht es noch schlechter aus, als auf dem Land.
soderica
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Re: Augen und Ohren auf -

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Gepostet: 27.10.2013 - 12:51 Uhr  ·  #2
Hallo Stefan M
genau so ist es und leider gehen immer wieder unzählige, gutgläubige Menschen den unrealistischen Angeboten-Verkäufern auf den Leim. Deshalb ist es wichtig, vorgängig sich über Kleinwindanlagen schlau zu machen und dazu sollen entsprechende Foren, wie auch dieses, dienen. Die Idee, sich mit Windkraft Energie ins Haus zu holen ist ja eigentlich eine gute Sache, nur eben, es müssten immer ideale Verhältnisse vorhanden sein und wenn eine KWA etwas bringen soll, muss diese entsprechend dimensioniert sein. Egal aber welche alternative Energiequelle angezapft werden, diese reichen vor allem für den Kleinanwender in den wenigsten Fällen aus, um da zu " profitieren. Windkarten, Sonnenkarten, Wetterkarten etc. sind sicherlich ein gutes Instrument um vorgängig bei der Planung einer Anlage entsprechende Angaben zu bekommen, jedoch sieht es in der Praxis immer sehr viel anders aus. Ganz explizit ist das in bewohnten Gegenden, wo topografische Gegebenheiten wie etwa Hügel, Berge oder aber auch Häuser, Bäume usw. vorhanden sind. Eine WKA auf dem offenen Meer, auf einer Bergspitze ist hier logischerweise das idealste und bringt am meisten Energie, bei Solaranlagen ist das Ergebnis wesentlich besser, wenn diese entsprechend montiert und Sonnengeführt gesteuert sind.

Alle Alternativsysteme für Privatanwender sind immer nur soviel Wert, wie die Summer der baulichen Investitionen, des Standortes und den Wetterverhältnissen.

Wind, wie viele Stunden pro Jahr kann man mit perfekten Windverhältnissen rechnen?
Sonne, wie viel Sonnenstunden pro Jahr können optimal zu Stromerzeugung genutzt werden?

Hier liegt der eigentliche Punkt, den es zu beachten gibt und hier versprechen viele Hersteller immer und immer wieder nur das Beste, geben falsche Fakten weiter, sprechen von Leistungen ( entsprechende Diagramme sind immer schön im Hochglanzprospekt zu finden ) die in Wahrheit niemals funktionieren werden.

Kleinwindanlagen sind eine wunderbare Sache, machen Spass, vor allem wenn man sie selber bauen will, Profit damit zu erzielen gehört jedoch in den Bereich der Märchen. Dort hingegen wo man nicht einfach Steckdosen Strom zur Verfügung hat, sind Kleinwindanlagen eine gute und relativ günstige Investition, agbesehen mal von der teuren Speicherung des Stroms in den Akkus-Batterien. Hier soll man sich auch bewusst sein, das Batterien nur eine begrenzte Lebensdauer haben und immer wieder ersetzt werden müssen. Von der Technik der Kleinwindanlagen braucht man keine Angst zu haben, denn diese ist ausgereift und funktioniert in der Praxis sehr zuverlässig, sicherlich sind aber Kontrollinspektionen und kleinere Wartungen Pflicht, damit die Betriebssicherheit gewährleistet ist.

Fazit und Ueberlegungen vor dem Kauf einer Kleinwindanlage
Vor dem Kauf unbedeingt zuerst die vor Ort herrschenden Situationen überprüfen ( Topographie, Windverhältnisse ) Baugenehmigungen etc.
Auch die Ueberlegungen einer gekoppelten Anlage mal durchrechnen ( Wind und Solar )

Kosten Nutzung, einer der ganz wichtigen Faktoren
Anlagenpreis, Mast, Montage, Anschluss, evtl. Einspeissung, Baugenehmigungen, Amortisation- Wartungsunterhalt

Von Prospektangaben oder den Verkaufsargumenten die versprochenen Werte einfach mal halbieren, so ist man schon ein Stück auf der besseren Seite der zu erwartenden Leistungen. Realistisch ist dies noch lange nicht, der Wind und seine Energie sind nicht steuerbar und das bleibt der grösste unstabilste Faktor beim Betrieb einer Windkraftanlage.

Referenzen sollte jeder seriöse Verkäufer bereitstellen und logischerweise auch solche, wo es zu Beanstandungen kam. Nur so ist eine gewisse Transparenz da, die einem, vor von TOP Dakten triefendem Produkt schützen kann.

Wichtig auch, Recherchieren wie lange das Unternehmen schon am Markt Anlagen verkauft, gab es da schon Insolvenzen, wurde der Firmenname gewechselt, wo werden Garantieansprüche geregelt-eingefordert, woher stammt das Produkt und nicht zuletzt, Service und Kundendienst.

Gruss soderica
Uwe Hallenga
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Re: Augen und Ohren auf -

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Gepostet: 27.10.2013 - 13:21 Uhr  ·  #3
Das hast Du sehr sehr gut zusammen gefasst. Ich kann dem nur zustimmen.

Danke
Uwe
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Re: Augen und Ohren auf -

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Gepostet: 27.10.2013 - 16:48 Uhr  ·  #4
Dieser Umstand ist jedem bekannt der sich schon länger mit Windanlagen beschäftigt bzw betreibt.
Schade nur das selten vorher gefragt wird sondern vorher gekauft und dann entäuscht plötzlich Stille einkehrt.
Man kanns so oder so sehen: Der Wind ist zu schwach oder die Anlage ist zu klein und in Relation zu teuer.
Ich bevorzuge 2.teres da ich die Windstärke nur geringfügig beeinflussen kann und bei 2 teren mehr Auswahlmöglichkeiten für eine vernünftiges Ergebniss habe.
Gruß Hans
Stefan M
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Re: Augen und Ohren auf -

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Gepostet: 27.10.2013 - 17:41 Uhr  ·  #5
Danke für euere Statements. Jetzt bin ich weit optimistischer, als noch heute morgen, denn anders als die vergangenen Tage, wurde meine Batterie ordentlich geladen, so stark, dass der Strom für einige Tage reichen dürfte, denn ich habe ca. 300Ah Battiekapazität. Gefahr droht aus einer ganz anderen Richtung: meine Frau reagiert völlig gereizt auf die neuen Geräusche. :'( Komisch, das Schlagen der Wellplatten auf dem Carport hat sie nie gestört, mich aber sehr wohl. Nun wird das zusätzliche Geräusch, das dem Heulen des Winds überlagert ist, der Turbine angelastet und mit Abwehr reagiert. Tja, Frauen sind meist so. Bin gespannt. Dabei habe ich den Standort schon so gewählt, dass wir nachts möglichst wenig gestört werden und Dämpfungsmaßnahmen ergriffen. Also mein Musikergehör stört es nicht, mit derartigen Schallemissionen habe ich gerechnet.

@Hans: es ist mir klar, dass Leute, die sich mit dem Thema auskennen, das wissen; ich wollte nur noch einmal deutlich daruf hinweisen.
dig-it
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Re: Augen und Ohren auf -

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Gepostet: 27.10.2013 - 19:06 Uhr  ·  #6
Zitat

Gefahr droht aus einer ganz anderen Richtung: meine Frau reagiert völlig gereizt auf die neuen Geräusche.


Da gibt es bedingt Hoffnung! Unsere Kinder (18 und 20 Jahre alt) waren anfangs auch durchaus genervt, obwohl die Mühle nicht auf dem Dach steht sondern 12 Meter entfernt auf einem Mast. Dabei ist das Haus ist durchaus gut isoliert - auch gegen Lärm. Inzwischen - zwei Jahre später - empfinden sie das Geräusch beinahe als Einschlafhilfe. Es kommt allerdings auch immer auf den Lärmpegel an. Meine Frau und ich schlafen bei offenem Fenster. Und da wird es auch mir ab und an zu laut und ich schließe das Fenster. Den Lärm, den manche am Haus befestigten Turbinen von sich geben, würde sogar ich als KWA-Fan keinesfalls hinnehmen.

Dieter
Stefan M
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Re: Augen und Ohren auf -

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Gepostet: 31.10.2013 - 18:37 Uhr  ·  #7
ok, wir werden sehen. :-| Also ich halte die Geräusche in unserem Fall für vertretbar, zumal sie ohnehin nur bei ordentlichen Windgeschwindigkeiten auftreten, denn an Durchschnittstgen tut sich da oben gar nichts. Die Frage bleibt vielmehr die, ob sich ein 'Sturmgenertor' überhaupt lohnt, der nur gelegentlich Strom liefert. Meine ersten Erfahrungen zeigen, dass er erst dann läuft, wenn Böen über 50kmh gemeldet sind. Dann rauscht, heult und pfeift der Wind sowieso überall.
dig-it
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Re: Augen und Ohren auf -

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Gepostet: 31.10.2013 - 18:48 Uhr  ·  #8
Hättest Du vorher hier im Forum unter dem Thema "Dachmontage" gesucht, dann wüsstest Du, dass dort oben Turbulenzen auftreten, die eine vernünftige, eigentlich von der Turbine machbare, Leistung verhindern. Wahrscheinlich würde sie auf einem Zaunpfosten im Garten mehr produzieren... Zum Thema "Verkäufer" wurde ja oben schon alles gesagt...

Dieter
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Re: Augen und Ohren auf -

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Gepostet: 31.10.2013 - 19:26 Uhr  ·  #9
Ich war mal in nem Weinkeller, da hatten die nen Propeller auf das Dach montiert und ne Leitung in den Barriquekeller gelegt.
Daran war dann ein Lautsprecher montiert, der eben heulte wie der Wind ... oder wie ein Wolf ...
Die haben darauf geschworen, dass da der Wein in den Fässchen besser reife bei dem Geheule.
Also wenns mit dem Strom nicht richtig wird, dann den Weinkeller damit beschallen ... vielleicht hilfts ja
auch wenn man das Sparbuch damit beschallt, wer weiß

:D
doelle4
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Re: Augen und Ohren auf -

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Gepostet: 01.11.2013 - 06:17 Uhr  ·  #10
Nun ja von dem Sturmtröpferl halte ich genauso viel wie das man mit Kleinanlagen reich wird.
Kleinwindanlagen lohnen sich in der Regel - ...wenn man diese mit schönen Prospekten selbst an Laienkundschaft vertreibt.
Wer als Besitzter nur einen Bezug zu einer gutgefüllten Brieftasche und nicht zur Natur hat der wird entäuscht.
Gruß Hans
Stefan M
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Re: Augen und Ohren auf -

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Gepostet: 01.11.2013 - 10:45 Uhr  ·  #11
genau, so ist es, ich möchte es einfach einmal ausprobiert haben. Und wenn auch nur wenig nutzbare Energie dabei herauskommt, ist es auch nicht schlimm. Eins steht jetzt schon fest: die Solarpanel bringen wesentlich mehr, werden im Winter, wenn Schnee darauf liegt aber ganz sicher Pause haben.

Zum Thema Turbulenzen: sie sind bei mir oberhalb des Dachs nicht so schlimm wie neben dem Haus. Wenn der Wind entsprechende Strömung erreicht, dann dreht die Turbine ordentlich hoch, bei der üblichen Stärke läuft sie nicht. Das hat den Vorteil, dass sie dann auch nicht stört, was während eines Sturms letztlich auch nicht der Fall ist, wenn es ohnehin laut rauscht, pfeift und heult. Bislang hat noch niemand gemeckert - außer meiner Frau. 8-)
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