Zitat
die französischen Bauern,klagen anders,die pusten mal einfach ihre Güllefässer an die dortigen Ldw.Kammern,regional Regierungen,also so glücklich scheinen die auch nicht zu sein
Das haben sie bei uns in der Stadt auch getan, Schaden 30 000 €, wird unter anderem von meinen Steuern bezahlt. Dabei sind diese Aktionen immer von der Gewerkschaft FNSEA (Fédération nationale des syndicats d'exploitants agricoles) veranstaltet. In dieser gruppieren sich die größten landwirtschaftlichen Betriebe, diejenigen, die am meisten von den Subventionen aus Brüssel profitieren. Chef ist ein Agrarindutrieller (Futtermittel, Speiseöl, Margarine) mit mehr als 4 Milliarden Umsatz im Jahr. Da waren dann Milchbauern auf der Straße, die 30 € für 1000 Liter bekommen, wovon in Deutschland jeder Milchbauer träumt. Oder Getreidebauern mit 800 ha-Betrieben, die jährlich Zigtausende an Subventionen kassieren. Die Bauern, die ich hier bei ihren Demonstrationen gesehen habe, fuhren alle Topmaterial, unter Fendt scheint wohl nichts zu gehen - darüber sowieso nicht. Diese Landwirte haben sich aus den verschiedensten Gründen bis über beide Ohren verschuldet und sehen nun kein Land mehr.
Die kleineren, bäuerlichen Familienbetriebe finden sich in der Gewerkschaften Jeunes Agriculteurs, Confédération paysanne oder Modef wieder. Darunter auch die Bio-Landwirte. Alle diese distanzieren sich deutlich vom Tun der FNSEA und sind bei diesen Demonstrationen nicht vertreten.
Zitat
Und heute meinen ideologisch verblendete Quatschköppe mit Bambi Mentalität,uns Großvaters Landwirtschaft zu empfehlen,
Da bin ich voll Deiner Meinung. Aber ich glaube auch, dass es einen vernünftigen Kompromiss geben kann, bei dem Exzesse vermieden werden. Ich vermute, dass Du Anlagen mit mehreren 100 000 Puten toll findest, Antibiotika haltige Schweine und Hühner sicher auch nicht. Die knapp 9000 Quadratkilometer mit Mais für die Stromerzeugung in Deutschland siehst Du sicherlich auch mit einem weinenden Auge. Und Du kennst Dich genügend mit Böden aus, um zu wissen, dass darunter so gut wie kein Regenwurm mehr seinen Humus erzeugt. Bestimmt sind Dir die bäuerliche Familienbetriebe in einer harmonischen Beziehung zur Nachbarschaft lieber, als Aktiengesellschaften, die auf ihren riesigen Flächen treiben, was sie wollen...
Ich habe hier in Frankreich einen Freund, der bewirtschaft einen 100 ha Bio-Milchhof mit 100 Kühen und 40 Kälbern. Der verdient soviel, dass er sich für 60 000 € eine Aircon 10 S auf den Hof gestellt hat (die sich niemals "rentieren" kann). Ein anderer Freund in der Vendée hat den vom Vater übernommenen 185 ha Hof mit Mais in Monokultur innerhalb von 7 Jahren auf Bio umgestellt. Mischkultur mit Viehhaltung, Getreide, Gemüse, Herstellung von Ziegenkäse, Anlage von Wallhecken... Er lebt inzwische sehr gut damit (gelernter Agraringenieur). In der weiteren Nachbarschaft, wo ich mein Bio-Schweinefleisch kaufe, hat der Hof 70 ha und beschäftigt 4 Vollzeitkräfte. Die Leute betreiben das schon seit 15 Jahren...
Ich will damit sagen, bäuerliche, familiäre und Ressourcen schonende Landwirtschaft ist auch heute noch möglich. Und wenn sie erst einmal in Sachen Subventionen mit den agrarischen "Industrie"-Betrieben gleichgestellt wäre, dann gäbe es sicherlich wieder bald mehr davon. Dass ich das gutheißen würde, muss ich wahrscheinlich nicht gesondert erwähnen.
Zitat
wer kann da stolz erzählen,er sei BAUER
Und genau dass finde ich unendlich traurig. Mein Großvater war einer, und er war sehr stolz darauf. Das ist noch nicht ewig her. Man müsste einmal darüber nachdenken, was da alles schief gelaufen ist. Dabei bitte nicht nur auf die Medien eindreschen. Natürlich haben diese ihren Einfluss. Aber in aller Regel sind sie "nur" ein Spiegelbild der Gesellschaft...
Klar ist auf jeden Fall, dass sich die durchschnittliche Qualität der Lebensmittel mit Sicherheit nicht verbessert hat. Bestimmt kenne ich mich in Ackerbau und Viehzucht nicht so gut aus, wie Du. Am Kochtopf wird mir hier allerdings wohl kaum einer etwas vormachen...
Dieter