Hallo zusammen,
Hallo vielvielWind
ich kann mich da Deinen Ausführungen eigentlich nur voll und ganz
anschließen.
Der letzte Kommentar von mir war ja eigentlich nur ein reines Aufzählen,
welche Möglichkeiten der Schwergängigkeit es da geben kann, die ein
leichtes Anlaufen verhindern können.
Das Hauptproblem bei der Planung einer Anlage ist doch immer, die
Leistung des Motorgenerators im Vergleich zur eingebrachten Leistung
der Flügel über den zu erwartenden Drehzahlbereich in etwa
einzuschätzen.
Die Generatorleistung kann man durch Probelauf ohne Flügel und durch
Fremdantrieb mit Bohrmaschine oder von Hand einmal im Leerlauf und
einmal unter Last durch entsprechende Messungen ermitteln. Hier weiß
man dann bei welcher Drehzahl der Generator welche Leistung erbringen
wird.
Die Frage die sich stellt, ist, wird die Kraft der Flügel für den jeweiligen
Drehzahlbereich ausreichen um diese Leistung auch durchzudrehen!
Bei den Flügeln spielt jetzt die Bauart eine große Rolle (Wirkungsgrad).
Wir haben einmal die von den Flügeln überstrichene Fläche (swept area
in neudeutsch), an Hand dieser Fläche können wir die Windleistung für die
jeweilige Windstärke errechnen.
Was sich jetzt aber von dieser Windleistung an die Generatorachse
bringen läßt, hängt von der Bauart, der Windschnittigkeit und der Anzahl
der Flügel ab. Also vom Wirkungsgrad der Flügel. Je nach Drehzahlbereich
ist auch noch eine Übersetzung erforderlich.
Bekannt sind folgende Dinge:
-Je weniger Flügel (Anzahl), desto weniger Luftwiderstand ist zu erwarten,
um so höhere Drehzahlen sind zu erreichen. Beste Resultate bringt ein
Einflügler mit Ausgleichsgewicht oder ein Zweiflügler, diese Blätter werden
aber seltener verwendet weil sie mit Vibrationen behaftet sind, die auf
Dauer jede Lagerung zerlegen. Die Mindestanzahl von Flügeln die
vibrationsfrei laufen und sich sauber auswuchten lassen sind drei Stück
Flügel. Jede Erhöhung der Fügelanzahl bringt zwar eine Verstärkung der
Anlaufleistung, aber bei normalem Drehzahlbetrieb eine Abschwächung
der eingebrachten Leistung durch den zusätzlichen Luftwiderstand pro
zusätzlichem Flügel.
Soll heißen, die swept area bestimmt die max. mögliche einzufahrende
Leistung, die Anzahl der zusätzlichen Flügel mit ihrem Luftwiderstand
schwächt sie wieder ab.
-Kleinere Flügel erreichen größere Geschwindigkeiten, da sie weniger
Luftwiderstand darstellen, größere Windräder können diese
Geschwindigkeiten bei gleichen Windverhältnissen erst garnicht erreichen.
Einer der Urväter der Kleinwindradbauer "Jacobs" aus den Staaten hat
sein väterliches Wasserpumpenwindrad (Western-style) mit einem
Generator versehen und dabei folgendes festgestellt, bei stärker
werdendem Wind sind diese Räder nicht mehr in der Lage mehr Leistung
abzugeben, sie stehen sich mit Ihren vielen Flügeln selbst im Weg und
begrenzen hierdurch Ihre Drehzahl und Leistung.
Er hat dies unter Beweis gestellt, indem er seinen Generator unter Last
bei Starkwind einfach zu- bzw. abgeschaltet hat. Dies hat keinerlei Einfluß
auf die max. Drehzahl mehr gehabt, dies heißt, der Luftwiderstand der
Flügel bestimmt ganz allein die Begrenzung der Drehzahl, das Windrad
konnte auch bei abgeschaltetem Generator keine zusätzliche
Geschwindigkeit mehr aufnehmen. Das bedeutet wiederum, daß das
Leistungsangebot des Windes von solchen Vielflüglern bei Starkwind nicht
mehr aufgenommen werden kann!
-Die Schnellläufigkeit (neudeutsch Tip speed ratio, TSR), also die
Geschwindigkeit der Flügelspitzen im Verhältnis zur Windgeschwindigkeit
hängt wiederum von der Windschnittigkeit, also vom verwendeten Profil
der Flügel, von der Flügelform ab. Je höher diese TSR, desto höher die
erreichbare Drehzahl pro Windgeschwindigkeit.
Man muß also ungefähr einschätzen können für welche TSR die gebauten
(oder angeschafften) Flügel angelegt sind. Kennt man die Flügelgröße,
weiß man ungefähr, welche Drehzahlen bei welcher Windgeschwindigkeit
erreicht werden kann. Kleinere Durchmesser des Rades erreichen
höhere Drehzahlen(z.B. windschnittiger Dreiflügler mit TSR8-9 vielleicht
900-1200 U/min
und größere windschnittige Flügel(bis ca. 4m vielleicht TSR 6-7 vielleicht
300-400 U/min) werden solche hohen Drehzahlen eben nicht erreichen.
Kennt man nun die Drehzahl von zum Beispiel 2000 U/min bei einer
Nennleistung von 600 Watt von dem zu verwendenden PMG , so weiß man,
daß man diese Leistung mit den größeren Flügeln auf Grund der niedrigen
Drehzahl nicht abrufen kann, hier braucht man eine Übersetzung.
Des Weiteren sollte es gewährleistet sein, daß die max. Flügelleistung
auch den Bereich der Generatorleistung abdecken kann. Wenn z.B. eine
Leistung von 1000Watt maximal angestrebt wird und man legt realistisch
einen Gesamtwirkungsgrad von 35% zugrunde, so muß die swept area
bei entsprechender Flügelgröße so angelegt sein, daß die max.
zugelassene Windstärke (z.B.12m/s) ca. 3000W einbringen kann.
Ist die Flügelgröße durch gekaufte Blätter vorgegeben, z.B. 1,80m
Durchmesser, so sollte der Generator wenn er bis 12m/s im Wind bleiben
soll für ca. 950Watt Nennleistung ausgelegt sein. Soll er bis 14m/s im
Wind bleiben, sollte er schon für 1500Watt Nennleistung ausgelegt sein.
Hier geht es ja darum einen Rahmen abzustecken, in dem die Generator-
Flügel Kombination effektiv arbeiten kann, ohne in den Maximalbereichen
Schaden zu nehmen, hier wird die Sturmsicherung fest mit eingeplant.
Es gibt auch bei mir entsprechende Fachliteratur, die ich zwar nicht ganz
verstehe, nach deren Formeln ich das aber auch berechnen könnte(ob es
nachher auch so passt wage ich mal anzuzweifeln), für eine grobe Ein-
schätzung werden o.a. Überlegungen nach meiner Meinung ausreichen,
sodaß man nicht total daneben liegt und die Flügel es dann eben nicht
schaffen den Generator beim Anlaufen durchzudrehen.
Aber dies ist nur meine Meinung und die muß ja nicht die richtige sein
Gruß
Günter
Westerwald